Verein will Ammersbeker befragen, ob sie den Bau auf dem Schüberg wollen. Für- und Gegenstimmen bei Info-Abend.

Ammersbek. Der Verein "Aussichten für Ammersbek" (AfA), der einen mehr als 30 Meter hohen Aussichtsturm aus Holz auf dem Hoisbütteler Schüberg errichten will, plant jetzt eine Bürgerbefragung. Das ist ein Ergebnis einer Informationsveranstaltung im Kirchsaal Lottbek, zu der rund 100 Bürger kamen. Es müsse eine Abstimmung geben, hieß es immer wieder - der AfA-Verein will diesem Wunsch jetzt offenbar nachkommen. "Meine Antwort ist heute Abend Ja", sagte Bürgermeister Horst Ansén dazu. Ansén nahm als AfA-Mitglied an der Veranstaltung teil und beantwortete auch Fragen zu dem Projekt, das in der Politik umstritten ist.

Unklar ist allerdings noch, wie eine Bürgerbefragung genau ablaufen könnte. Eine Möglichkeit wäre ein Bürgerentscheid, wie ihn die schleswig-holsteinische Landesverfassung vorsieht. Diesen könnte die Gemeindevertretung beschließen, die bisher noch gar nicht über das Thema gesprochen hat. Die Abstimmung könnte aber auch durch ein Bürgerbegehren erwirkt werden - dieses könnte etwa der Verein AfA anstrengen. Zehn Prozent aller Wahlberechtigten müssten es unterschreiben. Ein anschließender Bürgerentscheid wäre ebenso bindend wie ein Beschluss der Gemeindevertretung, sofern 20 Prozent der Stimmberechtigten mitmachen.

Henning Sidow vom AfA-Verein sagte nach der Veranstaltung, dass ein Bürgerentscheid "ein Weg" sei, über den der Verein nun beraten werde. Er sieht aber auch andere Möglichkeiten: Eine sei, über die Internetseite des Vereins abstimmen zu lassen. "Wir müssten vorher natürlich das Problem der Manipulationsfähigkeit lösen", sagt er. Es müsse sichergestellt sein, dass nicht mehrmals gewählt werden könne. Horst Ansén wollte sich gestern noch nicht zu Varianten einer Befragung äußern. "Wir müssen einen Weg finden, ein aussagekräftiges Stimmungsbild zu bekommen", sagte er.

In der Ammersbeker Politik stieß der Vorschlag sowohl auf Zustimmung als auch auf Skepsis. "Ich könnte mir so etwas vorstellen. Aber dann müssen bei so einer Bürgerbefragung auch alle Folgekosten und Folgeschäden für die Natur aufgeführt werden", sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Christiane Maas.

Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling, die Mitglied der SPD-Fraktion ist, äußerte sich zurückhaltender. "Ich halte solche Abstimmungen für schwierig. Es hängt viel davon ab, wie gefragt wird und wie die Stimmung zu der Zeit ist", sagte sie dem Abendblatt. Reckling ist persönlich ebenso wie ihre CDU-Kollegin Christiane Maas gegen einen Turmbau. Die großen Fraktionen haben wie auch die Vertreter der Grünen und der FDP im Gemeinderat zu dem Thema aber noch keinen Beschluss gefasst. Für Diskussionen hat das Projekt dennoch gesorgt, nachdem der AfA-Verein es im August vorgestellt hatte.

Besonders in der Grünen-Fraktion gab es Auseinandersetzungen (wir berichteten). AfA-Mitglied Michael Grossmann, zuvor bürgerliches Mitglied für die Grünen in politischen Ausschüssen, hat mittlerweile die Fraktion verlassen, gibt dafür aber andere Beweggründe an. Mit der Informationsveranstaltung wollte der AfA-Verein die Debatte wieder in sachlichere Bahnen lenken. Ein Ansinnen, das gelang - in der etwa eineinhalbstündigen Debatte ging es ruhig zu, Kritiker kamen ebenso zu Wort wie die - anfangs zögerlichen - Befürworter.

Zunächst ging es aber noch einmal um die Eckdaten des Turms, die der AfA-Verein mit einer Präsentation vorstellte. So soll das Holzbauwerk, von dem sich der Verein unter anderem eine Stärkung des Heimatgefühls verspricht, mehr als 30 Meter hoch werden und auf eine Lichtung auf dem Schüberg kommen. Auf dieser eiszeitlichen, 63 Meter hohen Erhebung ist die Aussicht bisher nicht möglich, weil oben hohe Bäume stehen. Über deren Kronen hinaus soll der Spaziergänger künftig von der obersten Etage des Turms aus in die Landschaft blicken können.

Nach dem Vorbild eines Aussichtsturms, der in der Nähe der Stadt Melle bei Osnabrück steht, soll der Ammersbeker Turm aus sieben Douglasien-Stämmen gebaut werden. Eine Wendeltreppe aus Metall soll nach oben führen. Das Fundament soll zehn mal zehn Meter breit und einen Meter tief sein. Die Baukosten, die auf 340 000 Euro geschätzt werden, sollen durch Spenden zusammenkommen. Der AfA-Verein rechnet mit einer Planungszeit von drei bis fünf Jahren, der Bau selbst soll nur etwa zwei Wochen dauern.

Bleibt die Frage, welche Folgen der Bau für den Schüberg hätte, der als Naturdenkmal besonders geschützt ist. Die Kritik der Diskussionsteilnehmer bezog sich vor allem auf diesen Punkt. "Wir zerstören ein eiszeitliches Kleinod. Wenn die Baufahrzeuge dort oben waren, ist von dem Berg nichts mehr übrig", sagte eine Bürgerin - ein Argument, das mehrfach angeführt wurde. Die AfA-Leute versuchten, die Bedenken zu entkräften: "Der derzeitige Forstweg würde für die Fahrzeuge ausreichen. Die Beeinträchtigung der Natur wird nur minimal sein", sagte Henning Sidow. Er räumte aber ein, dass ein Kran notwendig sei, um die Douglasienstämme aufzurichten.

Andere Besucher befürchten, dass der Turm zu Vandalismus einlade. Die Gemeinde müsste die Schäden dann für teures Geld beseitigen. AfA-Mitglied Klaus Tim konterte: "Wenn die Gemeinde für den Turm sammelt und ihn baut, dann wird es dazu nicht kommen." In Melle gebe es das Problem nicht.

Die dortige Bevölkerung, das betonten die AfA-Mitglieder, habe das Projekt "mit Begeisterung" aufgenommen. Dass diese zumindest bei manchen Ammersbekern entstehen könnte, zeigten die zustimmenden Wortmeldungen. "Die Idee ist wunderbar. Kinder und Jugendliche verbringen heute zu viel Zeit vor dem Computer. So ein Turm könnte sie wieder für die Natur begeistern", sagte etwa Silke Meschede, die sich später in eine Spendenliste eintrug. Das Geld soll nach Aussage der Planer zurückgezahlt werden, wenn es doch nicht zu dem Bau kommt. Eine Probeabstimmung am Ende der Veranstaltung ergab ein geteiltes Bild: Viele Teilnehmer stimmten gegen den Turm, etwas weniger dafür. Andere gaben an, noch unentschlossen zu sein.