Handwerksbetriebe leiden unter den steigenden Energiekosten. Die Umlage soll von 3,6 Cent auf 5,3 Cent pro Kilowattstunde steigen.

Braak/Reinbek. Wegen der Umstellung auf erneuerbare Energien könnten unsere Frühstücksbrötchen oder der neue Haarschnitt schon im kommenden Jahr teurer werden. Die Umlage für erneuerbare Energien (EEG) steigt 2013 von 3,6 Cent auf 5,3 Cent je Kilowattstunde Strom.

Und diese Erhöhung kommt die kleineren Handwerksbetriebe teuer zu stehen. "Die EEG-Umlage für 2013 bedeutet eine erhebliche Belastung für kleine, energieintensive Betriebe", sagt Adalbert Fritz von der Kreishandwerkerschaft Stormarn. Und immer mehr Großbetriebe ließen sich laut Fritz von der Umlage befreien. "Dadurch, dass die kleinen und mittleren Betriebe die Umlage voll zahlen, sind sie stark benachteiligt", sagt er. Einen Antrag auf Befreiung von den Stromkosten kann ein Betrieb dann stellen, wenn er mindestens 7000 Stunden im Jahr am Netz hängt und mehr als 10 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht. "Friseure, Bauunternehmen, Bäcker und andere Handwerksbetriebe müssen also die Kosten unter sich aufteilen, an denen sich die Großbetriebe nicht beteiligen", so Fritz. Auch die privaten Haushalte zahlen diese Umlage.

Der Braaker Bäckermeister Joachim Lessau, Inhaber der "Braaker Mühle", betreibt 19 Filialen, fünf davon in Stormarn. Er war überrascht über die erheblichen Mehrkosten, die ab 2013 auf ihn zukommen. "Ich wusste, dass der Strom teurer wird, aber der Umfang war mir nicht bewusst", sagt er. Für den Verbrauch in seinen Geschäften müsse er künftig rund 19.000 Euro mehr im Jahr zahlen, davon etwa ein Drittel in der Produktion und zwei Drittel in den Filialen.

Und das, obwohl er seine Öfen sogar mit Gas betreibt. Stromschlucker seien in seinem Betrieb vor allem die Kühlungen, Spülmaschinen und Fettbackgeräte. "Man muss jetzt ständig gucken, wo man noch umrüsten kann", so Lessau. Doch man müsse auch immer darauf achten, was sich lohne und mit dem Gesamtkonzept vereinbar sei. So sei es zum Beispiel nicht möglich, im gesamten Geschäft sparsame LED-Lampen zu installieren. Lessau: "Im Bäckerladen soll das Licht immer warm wirken. Das Licht von LED Lampen ist oftmals zu kalt, es kann im Tresenbereich deshalb nicht benutzt werden. Das würde das harmonische Gesamtbild stören."

Zu dem Strompreisanstieg kommen laut Lessau die steigenden Getreidepreise und vermutlich auch eine Lohnerhöhung im nächsten Jahr. Und darunter leidet letztendlich der Verbraucher. "Man kann davon ausgehen, dass es auf jeden Fall eine Preissteigerung bei den Produkten geben wird", sagt er. In welchem Bereich die liegen werde, könne man aber noch nicht sagen. Lessau: "Wir müssen uns erst auf die Erhöhung der Strompreise einrichten." Ob dann die Brötchen oder der Kaffee "to go" teurer würden, müsse jeder Betrieb für sich selbst entscheiden. Am Wichtigsten sei für ihn, dass am Ende des Monats jeder seiner Mitarbeiter sein Geld bekomme. Lessau: "Zu Kündigungen wird es nicht kommen, denn genügend Arbeit ist ja da. Das Leid müssen daher eher die Kunden tragen."

Eine Preiserhöhung hält auch Kay Boysen für unumgänglich. Er hat einen Zimmereibetrieb in Reinbek. Wie hoch seine Mehrausgaben sein werden, kann er noch nicht genau sagen. "Wenn die Ausgaben gravierend sein sollten, werde ich in Erwägung ziehen, den Stromanbieter zu wechseln", so Boysen. Auch bei der Neuanschaffung von Geräten werde er in Zukunft noch mehr auf deren Verbrauch achten. Mehr könne man im Moment aber nicht tun. Boysen: "Es würde sich nicht lohnen, Geräte auszutauschen, die noch in Ordnung sind, nur um etwas weniger Strom zu verbrauchen."

Boysen ärgert sich darüber, dass sich immer mehr Großbetriebe von den neuen Umlagen befreien lassen können. "Davon profitieren nur gewisse Gruppen, diese einseitige Bevorzugung finde ich nicht in Ordnung", sagt er.

Da es für die Befreiung der Großunternehmen nur eine Verordnung der Regierung, aber kein Gesetz gibt, will das Oberlandesgericht Düsseldorf jetzt prüfen, ob die Sonderregelung möglicherweise sogar rechtswidrig ist. Eine Entscheidung soll Mitte November verkündet werden.