Jetzt stellt auch Abfallentsorger AWSH Sammelcontainer auf. Die Ware wird verkauft. Das Rote Kreuz verdient so etwa 15.000 Euro pro Jahr.

Ahrensburg. Die Altkleidersammler vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und anderen Firmen bekommen Konkurrenz: Nun will auch die Abfallwirtschaftsgesellschaft Südholstein (AWSH) bei dem offenbar lukrativen Geschäft mit gebrauchten Klamotten mitverdienen. "Wir haben 140 Container aufstellen lassen", sagt Olaf Stötefalke, Pressesprecher der AWSH. Beim DRK Stormarn ist man verschnupft. "Wir sind nicht begeistert", sagt Udo Finnern, Chef des Kreisverbands. "Aber wir müssen uns damit abfinden."

44 Altkleidercontainer mit dem markanten roten Kreuz auf der Front stehen in Stormarn. Seit Jahrzehnten schon bittet das DRK die Bürger, ihre abgelegten Sachen in die Behälter zu werfen. Viele Stormarner tun das. Wer allerdings glaubt, dass die Kleidungsstücke, die er dort hineinwirft, an Bedürftige im Kreis verteilt werden, der irrt. "Wir verkaufen die Altkleider", sagt Udo Finnern. "Nur die Dinge, die in den örtlichen Kleiderkammern abgegeben werden, werden hier weiterverwendet."

Das DRK verdient etwa 15.000 Euro pro Jahr durch die Altkleiderverwertung

Vertragspartner des DRK für die Verwertung der Altkleider ist die Hamburger Firma K. & A. Wenkhaus. Sie hat die DRK-Container aufgestellt, sie leert sie, sortiert den Inhalt und verkauft ihn. Das DRK Stormarn bekommt dafür Geld von der Firma Wenkhaus. 15.000 Euro sind es im Jahr - kein hoher Betrag, aber immerhin Geld, das in die Finanzierung von Einrichtungen und Angeboten des Roten Kreuzes einfließt. Insofern tut jemand, der seine Kleider in den DRK-Container wirft, ein gutes Werk.

Nun gibt es allerdings eine Alternative. An einigen Standorten von Altglas- und Altpapiercontainern stehen jetzt zusätzlich zwei Altkleiderbehälter: Einer vom DRK und einer von der AWSH. Kurios ist, dass beide von derselben Firma geleert werden. Denn auch die AWSH hat sich vertraglich an die Firma Wenkhaus gebunden. "Der Vertrag läuft seit 2010", sagt Olaf Stötefalke. Auch die Abfallwirtschaft Südholstein bekommt dafür Geld von Wenkhaus - wie viel es ist, möchte der AWSH-Pressesprecher nicht sagen.

140 AWSH-Container stehen mittlerweile in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Für diese Region ist die AWSH zuständig. Insgesamt gibt es dort 540 Plätze mit Altglas- und Altpapierbehältern. Nicht überall soll ein Klamottencontainer dazugestellt werden. "An manchen Stellen gibt es keinen Platz dafür. Außerdem gibt es Kommunen, die sich vertraglich schon an einen anderen Entsorger gebunden haben", sagt Stötefalke.

Warum drängt die AWSH nun plötzlich ins Altkleidergeschäft? "Mit Altkleidern ist mehr Geld als früher zu verdienen", sagt er. "Und als öffentlicher Abfallentsorger sind wir zuständig für alle Abfälle aus privaten Haushalten." Der Vorteil für die Stormarner sei, dass die Einnahmen aus der Klamottensammlung den AWSH-Kunden zugutekämen. Mit anderen Worten: Die Einnahmen fließen in die Kalkulation mit ein und tragen somit dazu bei, dass die Abfallentgelte niedrig bleiben. Die Gewissensfrage bei der Entsorgung der alten Kleider lautet also: Tue ich dem DRK Gutes oder tue ich meiner Müllrechnung Gutes?

Egal, wie die Entscheidung ausfällt - am Ende profitiert zumindest auch die Firma Wenkhaus. In der Zentrale in Hamburg-Wandsbek werden die Textilien aus den Stormarner Containern sortiert und weiterverkauft. Rund 45 Prozent der Klamotten sind angeblich noch dazu geeignet, erneut angezogen und übergestreift zu werden. Dieser Teil des Containerinhalts wird größtenteils nach Osteuropa und Afrika verkauft. Die restlichen 55 Prozent werden nach Inhaltsstoffen sortiert. Die Textilien können danach für Fußmatten verwendet werden oder als Schalldämpfer in Lautsprechern. Und aus Gardinenstoffen beispielsweise entstehen Fischer- oder Moskitonetze. Der Rest wird zu Putzlappen.

Die Preise für Altkleider schwanken stark. Für eine Tonne unsortierter Klamotten werden bis zu 350 Euro gezahlt, nach der Sortierung gehen die Preise deutlich in die Höhe. In einem Punkt sind sich alle Beobachter des Altkleidermarktes einig: Es ist ökologisch sinnvoll, abgelegte Textilien zu recyceln. Wanderten sie in die Stormarner Restmülltonne, gingen die mit viel Aufwand hergestellten Hosen, Hemden und Mäntel in der Stapelfelder Müllverbrennungsanlage in Flammen auf.