Der Rotary Club Bad Oldesloe beteiligt sich an internationalem Austauschprogramm. 79 Stormarner Schüler waren schon im Ausland.

Bad Oldesloe. Emilio lebt seit zwei Monaten in Bad Oldesloe. Als er Anfang September mit dem Flugzeug landete, sprach er kein Wort Deutsch. In seiner Heimatstadt San Salvador de Jujuy im Norden Argentiniens wird in der Schule nur Englisch als Fremdsprache unterrichtet. Inzwischen kann sich der 18-Jährige dank eines Sprach-Intensivkurses sehr gut auf Deutsch verständigen.

Der junge Argentinier ist für ein Austauschjahr in die Kreisstadt gekommen. Organisiert wird es über den Rotary Club Bad Oldesloe. Seit 1978 nimmt der Service-Klub am internationalen Jugendaustausch teil. 79 Schüler haben die Oldesloer Rotarier seitdem ins Ausland entsendet, 75 Mädchen und Jungen aus vielen Ländern der Welt wurden aufgenommen. Sprecher Detlef Kuhtal sagt: "Wir sehen den internationalen Jugendaustausch als zentrale Aufgabe unseres Klubs an."

Das Programm der Rotarier unterscheidet sich von anderen Angeboten. "Wir vergeben eine Art Stipendium", sagt Olaf Otahal, Jugenddienstleiter beim Oldesloer Rotary Club. "Die Eltern müssen nur die Flugtickets, die Krankenversicherung und eine Organisationsgebühr von 370 Euro zahlen. Alle anderen Kosten werden von uns oder von den Gasteltern übernommen."

Die Schüler können sich allerdings nur für Regionen bewerben, in denen es auch einen Rotary Club gibt, der sich am Jugendaustausch beteiligt. Zudem können nur so viele deutsche Austauschschüler in ein Land reisen, wie von dort auch nach Deutschland möchten. Wollen etwa 25 junge Argentinier in die Bundesrepublik, dann können die deutschen Rotary Clubs 25 Schüler nach Argentinien schicken. "Ein Austausch mit England ist zum Beispiel nicht möglich, weil Engländer in der Regel nicht nach Deutschland möchten", sagt Otahal. Auch ein Austausch mit Australien und Neuseeland sei eher schwierig, weil sich die Schüler dort mehr nach Asien orientierten. Jugendliche aus Südamerika hätten dagegen ein sehr großes Interesse an Deutschland.

Die Jugendlichen leben bei Gasteltern, deren Kinder selbst über den Rotary Club eine Zeit im Ausland verbracht haben. Alle drei Monate wird die Gastfamilie gewechselt. "Am Ende hatte ich dadurch in jedem Teil der Stadt eine Familie", sagt Constanze Boll. Die heute 20-Jährige war vor zwei Jahren in Brasilien. Ihre jüngere Schwester Charlotte, 17, verbrachte das vergangene Schuljahr ebenfalls in dem südamerikanischen Land. "Das war ein unglaubliches Jahr und eine Einfahrung fürs Leben", sagt die Oldesloerin. "Ich habe inzwischen schon wieder Fernweh, da ich meine Freunde dort vermisse."

Die Rotary Clubs spielen eine zentrale Rolle. "Die Schüler werden während ihrer Zeit im Ausland in den dortigen Club integriert und von ihm betreut", sagt Olaf Otahal. "Sie nehmen an den wöchentlichen Treffen teil und fahren mit den Mitgliedern zu Veranstaltungen." Zudem gibt es über das Jahr verteilt vier Wochenenden, an denen sich alle Austauschschüler aus Schleswig-Holstein, Hamburg und einem Teil Niedersachsens treffen. "Dadurch entsteht ein weltweites Freundschaftsnetzwerk", sagt Olaf Otahal.

Der Argentinier Emilio Lorachi hat sich bewusst für Deutschland entschieden. "Ich interessiere mich sehr für Geschichte", sagt der 18-Jährige. Vor dem Hintergrund des Ersten und Zweiten Weltkriegs habe er sehen wollen, wie es jetzt in der Bundesrepublik ist. "Ich möchte erfahren, wie die Menschen zurück zur Normalität gefunden haben", sagt Emilio. Die Rotarier bezeichnen ihn als Inbound, da er ein Schüler aus dem Ausland ist, der sein Austauschjahr in Bad Oldesloe verbringt. Constanze und Charlotte Boll sind Rebounds - also deutsche Austauschschüler, die ihr Jahr im Ausland bereits hinter sich haben und wieder zurückgekehrt sind.

Tordis Harder, Sunna Hönicke, Levke Jürs und Jantje Wildeboer wiederum sind die nächsten Outbounds. Sie werden das kommende Schuljahr im Ausland verbringen. Wo genau es für sie hingeht, wissen die 15 Jahre alten Schülerinnen noch nicht. Das entscheidet sich erst im Januar. Sie konnten aber jeweils drei Wunschländer angeben. "Ich habe mir verschiedene Organisationen angeschaut", sagt Tordis Harder. "Der Rotary Club hat mir am besten gefallen." So ging es auch Sunna Hönicke. "Ich finde es toll, dass der Austausch auf Gegenseitigkeit beruht", sagt sie. "Meine Gasteltern haben ihr Kind selbst schon einmal ins Ausland geschickt. Ich denke, dadurch werden sie mich besser verstehen können."

Emilio jedenfalls fühlt sich wohl in Bad Oldesloe. Er hat bereits herausgefunden, dass viele Klischees nicht stimmen, die in Argentinien über die Deutschen herrschen. "In meiner Heimat denken die Menschen, die Deutschen seien unfreundlich", sagt der 18-Jährige. "Aber das stimmt nicht. Die Leute in Bad Oldesloe sind sehr nett und lieb."