Das Fachgeschäft an der Hamburger Straße schließt im Dezember. Der Inhaber beklagt die hohe Miete und Parkgebühren.

Ahrensburg. Umgeben von Platten und CDs steht Michael Maaß in seinem Laden, Music Corner an der Hamburger Straße in Ahrensburg. Doch nicht alle Regale sind mehr gefüllt. Der 28 Jahre alte Geschäftsführer bestellt keine Ware mehr nach, denn ab der kommenden Woche soll der Räumungsverkauf beginnen. Im Dezember schließt das Ahrensburger Fachgeschäft nach 33 Jahren.

"Es hat keinen Sinn, den Laden weiter zu halten. Die Kunden kaufen ihre CDs lieber im Internet oder bei den großen Ketten", sagt Maaß, der seit 2003 als Verkäufer bei Music Corner arbeitet und den Laden seit fünf Jahren führt.

Viele Kunden hätten eine "Geiz ist geil"-Mentalität entwickelt. Dabei kosteten 90 Prozent der CDs im Music Corner nur einen Euro mehr als in großen Ketten, oder sie seien sogar gleich teuer. Dass einige CDs im Internet für einen Bruchteil des Preises erhältlich sind, ist für den Ahrensburger kein Argument. "Die Leute sehen nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt. Das ist schade", sagt Maaß. So mache das Musikgeschäft keinen Spaß mehr, zumal ihm, damit der Laden sich rechne, täglich rund 300 Euro in der Kasse fehlten. Mitte Dezember will der 28-Jährige Music Corner deshalb endgültig schließen.

Es sei traurig, wie sich die Ahrensburger Innenstadt in den vergangenen zehn Jahren verändert habe. "Früher gab es einen ganz anderen Stadtkern mit vielen kleinen Geschäften und nicht so vielen Budget-Läden", sagt Maaß.

Ein Einzelhandelskonzept, das den Ahrensburger Politikern derzeit vorliegt, soll eigentlich genau diese Entwicklung verhindern. Indem kleine Läden vor großen Ketten "auf der grünen Wiese", also außerhalb des Stadtkerns, geschützt werden, soll für eine attraktive Innenstadt gesorgt werden. Eine Entscheidung zugunsten des Konzeptes ist jedoch noch nicht gefallen.

Auch die Passage am Ende der Hagener Allee steht seit einiger Zeit leer, seit dem Umzug des Früchtestübchens an die Hamburger Straße ist auch der Eckladen mit der Hausnummer 5 ungenutzt. Anita Hintz, Sprecherin der Interessengemeinschaft Hagener Allee, will dennoch nicht von einem Ladenleerstand an der Straße sprechen. "In der Hagener Allee gibt es in dieser Hinsicht kein Problem", sagt sie. Bis zur Passage hin seien alle Geschäfte bis auf das ehemalige Früchtestübchen besetzt.

Für die Passage wünscht Anita Hintz sich einen Gastronomiebetreiber. "Das wäre traumhaft und würde die Innenstadt beleben." Ulf Störtenbecker, dessen Firma Likedeeler Immobilien die Passage vermakelt, ist zuversichtlich, dass in dieser Hinsicht "jetzt bald" etwas geschehen könne. "Es gibt zwei Gastronomiebetriebe, die sich für die Fläche interessieren", sagt Störtenbecker. Wenn die Verhandlungen gut verliefen, könne man eventuell noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Störtenbecker betont allerdings, dass die Übernahme der rund 450 Quadratmeter großen Fläche für einen Gastronomiebetrieb mit "erheblichen Investitionskosten" verbunden sei.

Michael Maaß hatte dagegen vor allem mit den laufenden Kosten für Music Corner zu kämpfen. Gut 2000 Euro habe er monatlich für den knapp 75 Quadratmeter großen Laden gezahlt. "Ich habe mal versucht, mit den Vermietern über eine Minderung zu sprechen, um das Geschäft halten zu können, aber denen geht es nur ums Geld", sagt Maaß.

Das sei zum Glück nicht überall so, sagt der Juwelier Andreas Werning. "Ich kenne auch Fälle, in denen die Miete gesenkt wurde, um attraktive Neumieter zu gewinnen", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Stadtforums. Dass Music Corner schließen wird, bedauert er. "Ich freue mich über jedes Fachgeschäft in der Innenstadt." Sicherlich sei es in Ahrensburg nicht leicht, Kunden zu halten, da Hamburg mit seinen Einkaufsmöglichkeiten vor der Tür liegt. "Ich denke aber, in diesem Fall ist die Schließung eher der Branche geschuldet", sagt Werning.

Michael Maaß glaubt dagegen, dass auch die Parksituation eine Mitschuld an dem Aus trage. "Ich habe fast alle Kunden aus Hamburg-Volksdorf verloren", sagt Maaß. Das mache rund 20 Prozent seines Umsatzes aus. "Viele haben mir gesagt, dass sie nicht mehr kämen wegen der schlechten Parkmöglichkeiten. An der Straße Woldenhorn stehen zwei Parkhäuser nebeneinander. Bei mir um die Ecke dagegen, wo auch ein Parkplatz geplant war, steht jetzt ein Seniorenheim."

Ingrid Reiß fährt dennoch weiterhin aus Volksdorf nach Ahrensburg, um bei Music Corner einzukaufen. "Hier habe ich sofort einen Ansprechpartner, der mich berät. So etwas gibt es in den großen Geschäften ja nicht", sagt die 73-Jährige. Es sei schade, wenn Fachgeschäfte schließen müssten. "Wenn es irgendwie geht, kaufe ich immer in den kleineren Läden ein, um sie zu unterstützen", sagt Ingrid Reiß.

Trotz der Schließung des Musikgeschäftes hält Juwelier Werning Ahrensburgs Einzelhandel für ein "gesundes Pflaster". Allerdings nur, solange die "grüne Wiese" nicht realisiert werde. Damit spielt er auf das Einzelhandelskonzept und die Anfragen diverser Großunternehmen an, die außerhalb der Innerstadt bauen möchten. Dazu zählt der Elektronikfachmarkt Media Markt, der auch mit CDs handelt.

"Wir brauchen die Frequenz, die durch das Angebot zurzeit noch in der Innenstadt herrscht. Auf die Laufkundschaft sind wir angewiesen, um unsere Geschäfte zu halten", sagt Werning.

Für Music Corner hat diese Frequenz nicht gereicht. Michael Maaß hat sich endgültig zur Geschäftsaufgabe entschlossen. Eine günstigere Ladenfläche anzumieten, sei keine Option. "Ein Umzug kostet immer Geld. Und außerdem: Wo soll man denn hin in Ahrensburg? Dort, wo die Mieten etwas erschwinglicher sind, ist man ja gleich völlig ab vom Schuss", sagt der 28-Jährige. Und eine Geschäftsübernahme? Maaß winkt ab. "Das tut sich doch niemand an." Nein, die Geschichte von Music Corner sei jetzt, nach 33 Jahren, beendet. Der 28-Jährige ist enttäuscht. "Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt den Ahrensburger Einzelhandel besser schützen würde."