Der ehemalige Flüchtling Reinhard Donder pflegt seit 20 Jahren einen deutschen Friedhof in Chrzanowo. Dafür bekam er das Ehrenkreuz.

Lütjensee. "Ich bin ein echter Masure" - so begann der Lütjenseer Reinhard Donder seine Dankesrede im Schloss von Allenstein (Olsztyn) in Polen. Wenige Minuten zuvor hatte ihm der Marschall des polnischen Bundeslandes Ermland-Masuren ein Ehrenkreuz verliehen, das dem Bundesverdienstkreuz ähnelt. Reinhard Donder pflegt seit 20 Jahren einen deutschen Friedhof in dem Dorf Chrzanowo nahe Elk. Er gründete den Verein zur Förderung der deutschen Kulturgüter in Chrzanowo, sammelte Spenden und bewahrte den Friedhof aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg vor dem Verfall. "Dass bei so einer Auszeichnung eine Rede gehalten wird, ist selten. Ich bin stolz darauf", sagt Donder. Polnisch spricht der ehemalige Abteilungsleiter einer Hamburger Reederei kaum. Masuren ließ ihn trotzdem nie ganz los.

Donder wurde 1941 in Kalkofen (heute Chrzanowo) in Ostpreußen geboren. 1945 floh er mit seiner Familie nach Deutschland und kam nach Lütjensee. Als er 1975 zum ersten Mal in seinen Geburtsort zurückkehrte, zeigte ihm sein Vater das Grab der Großmutter auf einem stark verwilderten Feld. Es entstand der Gedanke, den Friedhof zu erhalten. "Damals konnte man die Gräber nur erahnen", sagt der 71-Jährige. Seit 1990 fährt Donder jedes Jahr nach Polen. Als Erstes beantragte er, den Friedhof unter Denkmalschutz zu stellen. "In Chrzanowo gibt es viel Kiesabbau. Das gefährdete das Gelände", sagt er. Dann entfernte er das Gestrüpp von den Gräbern. "Viel haben wir an den Grabsteinen nicht gemacht. Nur die beschädigten wurden repariert." Früher umrandete eine Mauer das etwa 2500 Quadratmeter große Gelände. Ein paar Steine ließen die Einfassung erahnen. Donder arbeitete mit Polen zusammen, aktiv konnte er von Deutschland aus wenig zur Instandsetzung beitragen. Ein polnischer Steinmetz baute die Mauer wieder auf.

32 Grabsteine und -umrandungen befinden sich auf dem Friedhof, einige wurden identifiziert. Auch zwei deutsche Soldaten sind dort begraben, sie starben im Zweiten Weltkrieg. Ein Erinnerungsstein und ein großes Holzkreuz zieren den hergerichteten Friedhof heute. Zwei Weiden gedeihen auf dem Areal, eine polnische, eine deutsche. Sie stehen für das Zusammenwachsen der Völker.

"Wir leben alle auf dieser Welt. Es ist unsere Pflicht und Aufgabe, ein gutes Verständnis unter unseren Völkern anzustreben." So beendete Reinhard Donder seine Rede in Polen. Der Friedhof ist eine Begegnungs- und Verweilstätte, alle zwei Jahre gibt es einen ökumenischen Gottesdienst. Donder bietet Busreisen dorthin an. In seinem Wohnzimmer hängt ein Gemälde des Hofes, auf dem er geboren wurde. Aufgewachsen ist er in Lütjensee, im Herzen bleibt er Masure.