Verwahrloste Pferde, ausgesetzte Hunde, streunende Katzen: In ihrem Buch schildert Christiane Krieg zu Herzen gehende Schicksale.

Großhansdorf. Einmal hat sich Christiane Krieg gefragt, ob sie eine hysterische Tierschützerin ist, die sich lächerlich macht. Damals ging es um die Haflinger-Stute Cesi (wir berichteten). Cesi stand auf einer Wiese in Ahrensfelde, Tierschützer befanden sie für viel zu dünn, zwei Tierärzte sagten, das sei normal bei einer 35-jährigen Stute. "Sie war uralt, krank und einsam", sagt Krieg. "Nun steht Cesi im Stall mit anderen Pferden. Vielleicht war umstritten, dass wir uns eingesetzt haben, aber es hat sich gelohnt."

Sie selbst sei bei der Aktion eher im Hintergrund geblieben. Tierschutz ist Christiane Krieg so wichtig, dass es ihr unangenehm ist, auch etwas von sich zu erzählen. Dabei hängt beides zusammen. Wenn Christiane Krieg erzählt, wie sie Pferde vorm Verhungern gerettet hat und dafür immer wieder nach Niedersachsen gefahren ist, stellt sich die Frage: Warum macht sie das? "Ich war schon immer tierlieb", sagt sie.

So einfach ist das, und dann doch wieder nicht. Denn viele, die als Kind mal ein Kaninchen hatten, spenden vielleicht, aber retten keine fünf Pferde aus einem Stall voller Kot. Weil sie diese und andere Geschichten nicht jedem persönlich erzählen kann, hat sie ein Buch geschrieben, "Tierschutzgeschichten aus Großhansdorf". Es kostet 19,80 Euro, "weil die bunten Fotos im Druck so teuer sind", ein Euro geht an ein Tierschutzprojekt.

Im Buch steht die Geschichte der verwahrlosten Pferde aus Niedersachsen, aber mehr noch über Tiere aus dem Großhansdorfer Tierheim. Bis sie wegen Differenzen mit dem Vorstand ihr Ehrenamt niederlegte, hatte sie dort jahrelang gearbeitet. Und sie hat dort Smilla kennengelernt, eine Mischlingshündin, die heute im Buch unter der Überschrift "Happy Ends" steht.

Smilla wurde ausgesetzt. Sie war damals, 2007, etwa fünf Wochen alt, voller Flöhe, und zog fünf Monate später bei Krieg und ihrem Mann zu Hause ein. "Ich hatte zu der Zeit schon eine Hündin, Elzie. Sie ist nach zehn Jahren bei uns im April gestorben. Auch Elzie kam aus dem Tierschutz. Am Anfang war sie so scheu, dass es ein halbes Jahr gedauert hat, bis sie sich getraut hat, ein bisschen mit dem Schwanz zu wedeln." Um sich besser um die Tiere kümmern zu können, hat Christiane Krieg damals ihre Arbeit als Anwaltsgehilfin aufgegeben und im Büro ihres Mannes geholfen. Inzwischen hat sie eine Dreiviertel-Stelle bei der Gemeinde und Unterstützung durch ihren Mann.

Manchmal kommt er auch mit, um Tieren zu helfen. "Er macht das mir zuliebe", sagt Krieg. Ihr zuliebe ist er auch nach Großhansdorf gezogen. Vorher lebte die Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Hamburg-Volksdorf. Inzwischen sind beide größer geworden: die Familie und das Zuhause.

Christiane Krieg entdeckte auf dem Rückweg vom Tierheim ein Haus in Großhansdorf. Und in dem wohnen nun auch die Golden-Retriever-Hündin Mina sowie zwei Katzen. Pferd Raja steht in Lütjensee in einem Reitstall.

"Raja ist eine Araberstute, die altersbedingt ausrangiert wurde", sagt Krieg. "Als wir sie bekamen, war sie schon 20 Jahre alt und fast verhungert. Ich dachte, das wäre der schlimmste Zustand, in dem ich ein Pferd sehen muss." Aber dann habe sie von dem Hof in Niedersachsen erfahren. "Dort konnte eine Frau ihre Tiere nicht mehr versorgen. Die elf Pferde waren nur noch Gerippe und völlig apathisch", sagt Krieg. "Im Stall standen sie auf nacktem Beton, daneben lag eine tote Katze." Die Besitzerin habe getrunken und ihr Haus verwahrlosen lassen. "Die Pferde sahen so schlimm aus, dass ich weinen musste", sagt Krieg.

Mit befreundeten Tierschützern fuhr sie erneut hin, um mit dem Amtstierarzt zu sprechen - und um das Jugendamt zu verständigen. "Auf dem Hof lebte noch ein etwa 14 Jahre alter Junge", sagt Krieg. "Auch er muss von seiner Mutter nicht genug bekommen haben, er ging zum Essen zu den Nachbarn." Die Tierschützer verständigten den Vater. Sie fragten im Dorf: "Warum müssen wir erst aus Schleswig-Holstein kommen, bis was passiert?" "Es hat sich keiner getraut", sagten die Leute, "die Frau ist aggressiv." Mit einer Mistgabel habe sie die Verpächterin angegriffen.

Die Tierschützer boten an, die Pferde aufzupäppeln und dann mit der Besitzerin zu entscheiden, was weiter geschehen soll. Das wollte die Besitzerin nicht. Sie boten Geld für die Pferde. Sie erstatteten Anzeige. Das änderte nichts. Sie boten mehr Geld für die Pferde. "Wir haben völlig überhöhte Preise aus eigener Tasche bezahlt, mein Mann gab 1000 Euro, 1400 Euro kamen von einem Tierschutzverein aus Niedersachsen", sagt Christiane Krieg. Fünf Pferde und Ponys konnten sie so retten. "Die sechs anderen habe ich nie wieder gesehen." Der Hof sei inzwischen geräumt. Einige der geretteten Pferde sieht Christiane Krieg ab und an, sie stehen in Stormarn, es geht ihnen gut.