Der Stadt fehlen rund 10 000 Euro für Beleuchtung. Kaufleute-Gemeinschaft steigt aus. Bürgermeister Tassilo von Bary hofft auf Spenden.

Bad Oldesloe. Der Kreisstadt steht womöglich eine düstere Weihnachtszeit bevor. Denn Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary erwägt, dieses Jahr aus finanziellen Gründen auf einen Großteil der Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt zu verzichten. Im vergangenen Jahr hat die Stadt rund 19 500 Euro dafür ausgegeben. 30 Straßenüberspannungen wurden in der Bahnhofstraße, Besttorstraße, Mühlenstraße, Hindenburgstraße und Hamburger Straße aufgehängt. Hinzu kamen kleinere beleuchtete Tannen an den Fußwegen und ein großer Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz.

Die Kosten teilten sich die Stadt, die Stadtwerke und die Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK). Letztere hat sich nun aus der Finanzierung zurückgezogen - und stellt die Stadt damit vor ein großes Problem. "Obwohl wir die Kosten für die Weihnachtsbeleuchtung durch organisatorische Veränderungen bereits um 3000 Euro senken konnten, fehlen uns 10 000 Euro", sagt von Bary. "Denn im Haushalt der Stadt sind nur 6500 Euro dafür eingeplant."

Von diesem Geld könnten nur der Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz, einige kleinere beleuchtete Tannen in den Straßen und vielleicht zwei Straßenüberspannungen an den beiden Eingängen zur Innenstadt bezahlt werden. "Auf die restliche Weihnachtsbeleuchtung müssen wir verzichten, wenn wir nicht noch Spenden von Kaufleuten und Bürgern zusammenbekommen", sagt von Bary. Er hat ein Spendenkonto eingerichtet (siehe rechts) und hofft vor allem auf eine Unterstützung der Kaufleute. "Sie sind für mich bei diesem Thema in der Pflicht", sagt er. "Die Weihnachtsbeleuchtung ist schließlich nicht für die Stadtverwaltung, sondern für die Menschen, die in Bad Oldesloe ihre Weihnachtseinkäufe erledigen."

Bei den Kaufleuten sorgt der Vorstoß von Barys für unterschiedliche Reaktionen. "Ich werde nichts zahlen", sagt Frank Hesse, Inhaber des Optikers Seidensticker. "Denn die Stadt tut auch nichts für uns. Im Gegenteil: Mit den langen Bauarbeiten in der Bahnhofstraße und der schlechten Parkplatzsituation blockiert sie unser Geschäft." Zudem glaubt er nicht, dass er mit Weihnachtsbeleuchtung mehr Brillen verkauft. Hesse: "Es war auch in den vergangenen Jahren nie wirklich weihnachtlich in Bad Oldesloe. Ein paar lieblose Buden und Lichterketten locken die Menschen nicht in die Stadt." Uta-Sophia Freund-Jentzsch, Inhaberin der Buchhandlung Willfang, sieht das anders. "Wir sind bereit, uns an den Kosten zu beteiligen", sagt sie. "Denn wir profitieren von der Weihnachtsbeleuchtung."

Bei den Bürgern stößt die Aussicht auf eine Innenstadt ohne Weihnachtsbeleuchtung auf Entsetzen. "Das wäre ein Grund für mich, die Weihnachtsgeschenke woanders einzukaufen", sagt Paulo Godinho. "Wenn die Stadt solche Entscheidungen trifft, muss sie sich nicht wundern, dass so viele Geschäfte leer stehen." Gerade für Kinder sei die Entwicklung traurig. Godinho: "Sie bekommen doch immer leuchtende Augen, wenn sie die vielen Lichter sehen." Er selbst ist aber nicht bereit, etwas für die Weihnachtsbeleuchtung zu zahlen. "Für mich sind hier die Geschäfte in der Pflicht", sagt der 43-Jährige. "Wenn sie Kundschaft haben wollen, müssen sie sich etwas einfallen lassen."

Heidi und Horst Körting sehen es vor allem als Aufgabe der Stadt an, für die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung zu sorgen. "Gerade als Kreisstadt sollte sich Bad Oldesloe endlich mal ein bisschen bewegen", sagt Horst Körting, und seine Frau ergänzt: "Verglichen mit Bargteheide und Ahrensburg hinken wir sowieso schon in allen Bereichen hinterher. Wenn die Stadt nun auch noch auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichtet, ist hier irgendwann alles tot. Es stehen doch bereits so viele Geschäfte leer."

Gabriele Rudolf arbeitet als Postbotin in Ahrensburg. "Dort ist zur Weihnachtszeit immer alles so schön bunt", sagt die 48-Jährige. "So müsste es in Bad Oldesloe auch sein, zumal wir doch die Kreisstadt sind. Zurzeit ist aber sogar auf den Dörfern mehr los als bei uns." Ähnlich sieht das auch Heidi Tank. Sie sagt: "In der Innenstadt ist es jetzt schon so trostlos. Deshalb brauchen wir viel mehr Weihnachtsbeleuchtung, aber doch nicht noch weniger."