Bürger und Politiker sehen die Pläne des Landes für den Altbau überwiegend kritisch. Denkmalschützer halten das Haus aber für schützenswert.

Ahrensburg. "Was? Dieses Rathaus? Denkmalschutz? Das ist ja wohl ein schlechter Aprilscherz. Nur, dass wir keinen April haben." So wie Günter Rughase, 71, reagierten viele Ahrensburger auf dem Wochenmarkt am Sonnabend. Das Vorhaben des Landesamtes für Denkmalpflege, das Ahrensburger Rathaus unter Denkmalschutz zu stellen (wir berichteten), sorgte zwischen den Marktständen für eine Menge Gesprächsstoff. Eine nicht repräsentative Umfrage der Stormarnausgabe des Hamburger Abendblattes ergab: Kaum ein Ahrensburger hat Verständnis für die Pläne, den siebengeschossigen Verwaltungsbau aus den 70er-Jahren ins Denkmalbuch einzutragen.

"Es werden heutzutage viel zu schnell Gebäude unter Denkmalschutz gestellt", sagt Ronald Wheeldon. Der 65-Jährige, der 1979 mit seiner Frau Maya nach Ahrensburg gezogen ist, habe schon damals nichts Schönes an dem Betonblock finden können. "Das ganze Ensemble, Rathaus und Markplatz, müsste neu geplant werden. Jetzt ist es nichts anderes als eine gepflasterte, graue Wüste", ergänzt Maya Wheeldon.

Auch Linda Ruge teilt diese Meinung. "Das Rathaus ist absolut nicht denkmalschutzwürdig", sagt die 45 Jahre alte Ahrensburgerin. "Es sollte besser gleich abgerissen und neu gebaut werden. Die Bücherei kann auch gleich mit weg." Ein postmodernes Gebäude sollte es, wenn es überhaupt jemals zu einem Neubau kommen würde, aber nicht sein. "Der Fehler wurde schon mal gemacht. Und der steht jetzt da", sagt sie und deutet auf das Rathaus. Sie plädiert für ein Backsteingebäude, nicht zu hoch. "So etwas passt zu Ahrensburg und fügt sich gut ein."

An mögliche finanzielle Folgen der Unterschutzstellung denkt der Ahrensburger Matthias Priemel: "In Zeiten leerer Kassen ist die entscheidende Frage: Ist ein Neubau nicht am Ende billiger als eine nötige Sanierung des Rathauses?" Stadt und Land dürften nicht "auf Teufel komm raus" an alten Dingen festhalten, meint der 43-Jährige.

Zwiegespalten zeigte sich Bernd Flor, 63: "Im Grunde genommen ist es schon sehr hässlich, aber man sollte auch nicht vergessen, dass es ein typischer 70er-Jahre-Bau ist." Andererseits gebe es schon mehr als genügend Bauten aus dieser Zeit. "Und Ahrensburg hat schon genug andere Bausünden. Eigentlich müsste man es abreißen und neu bauen - auch den Marktplatz gleich mit neu gestalten."

Als Birgit und Christian Hauke vor 40 Jahren nach Ahrensburg zogen, fiel ihnen sofort der neue Verwaltungsbau von Karl-Heinz Scheuermann auf. "Aber negativ. Das war schon damals eine Katastrophe", erinnert sich Christian Hauke. Innen sei das Gebäude allerdings sehr gelungen und nach wie vor "gar nicht mal so schlecht", fügt seine Frau hinzu. Doch an der Fassade müsse dringend etwas gemacht werden. "Aber das Rathaus unter Denkmalschutz stellen? Nein, das ist es nicht wert. Dann doch lieber etwas Vernünftiges dahinsetzen."

Überwiegend auf Ablehnung stößt das Vorhaben der Denkmalpfleger auch in der Ahrensburger Politik. Uwe Grassau (Wählergemeinschaft) sagt: "Für mich ist das Rathaus nicht unbedingt schützenswert. Richtig ist, dass es eine Zeitepoche widerspiegelt." Und Bela Randschau (SPD) meint: "Das ist eine absehbare Katastrophe. Das Rathaus ist zwar symptomatisch für den Baustil jener Zeit - aber leider auch symptomatisch für die Probleme, die viele Bürger mit diesem Baustil haben. Wir werden bei der anstehenden Sanierung erhebliche Probleme bekommen."

Thomas Bellizzi (FDP) fürchtet, dass hohe Sanierungskosten auf die Stadt zukommen. "Bei unserer Haushaltslage ist das eine Katastrophe", sagt er, "ich wäre dafür gewesen, das Rathaus abzureißen und an anderer Stelle neu zu bauen. Das Grundstück hätte man wunderbar vermarkten können." Für Rafael Haase (SPD) ist das Gebäude ein absoluter Klassiker: "Ich habe schon häufiger gedacht, dass irgendwann einmal der Denkmalschutz auf das Rathaus aufmerksam werden wird. Es ist ein perfektes Beispiel für den Baustil jener Zeit. Es sind dort auch hochwertige Materialen verwendet worden, zum Beispiel Teakholz bei den Fensterrahmen."

Der CDU-Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete Tobias Koch fragt sich, welche Konsequenzen der Denkmalschutz auf die energetische Sanierung des Gebäudes haben wird. "Man muss auch daran denken, dass das Rathaus ein Funktionsgebäude ist. Es wäre nicht schön, wenn uns der Denkmalschutz daran hindern könnte, sinnvolle Umbauten vorzunehmen. Auf der anderen Seite ist das Rathaus schon ein ins Auge springendes Gebäude. Insofern habe ich ein gewisses Verständnis für die Entscheidung des Landesamtes. Aber begeistert bin ich nicht."

Jörg Hansen (Grüne) spricht sogar von einer Hiobsbotschaft: "Ich hatte gehofft, dass wir irgendwann einmal ein neues, moderneres und funktionaleres Rathaus bauen können. Das wird nun nicht mehr gehen." Er ist sich sicher, dass die energetische Sanierung und die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen viel Geld kosten werden. "Aus denkmalschützerischer Sicht kann ich die Entscheidung verstehen, aber aus ästhetischer Sicht nicht."