Motivationstrainerin Birgit Bader gibt Stormarnerinnen bei “Dirty-Woman-Training“ Tipps, wie sie ihre Persönlichkeit weiterentwickeln.

Delingsdorf. Frauen reden zu viel, nörgeln und jammern ständig und warten meistens nur darauf, dass ihnen jemand anderes den Weg bereitet, anstatt selbst die Fäden energisch in die Hand zu nehmen, um beruflich endlich mal vorwärts zu kommen. Was Birgit Bader ohne lange drumherum zu reden ihren Zuhörerinnen an den Kopf knallt, kommt an. Und scheint den Nagel auf den Kopf zu treffen. Die Zuhörerinnen, rund 40 Stormarnerinnen, lachen, nicken, zücken Stifte, um sich Tipps zum Bessermachen aufzuschreiben.

Sie alle sind der Einladung des Stormarner Netzwerks Frauen in Führung und Verantwortung (FiF) gefolgt. Der Titel des Vortrags wirbt fast anzüglich mit einem "Dirty-Woman-Training". Und damit, dass die Teilnehmerinnen dadurch lernen können, ihren eigenen persönlichen "Grrrrrrr!-Faktor" zu entwickeln. Doch mit Anzüglichkeiten hat der Vortrag wenig zu tun, viel eher geht es darum, dass berufstätige Frauen lernen, ihren Mann zu stehen.

Und das Angebot wird gern angenommen. Mehr als 40 Stormarnerinnen, alle berufstätig, manche angestellt, andere selbstständig, einige in Führungspositionen, sind nach Delingsdorf am Dienstagabend ins Restaurant Glantz & Gloria gekommen und hängen eineinhalb Stunden an Birgit Baders Lippen. Sie lernen: "Für den ersten Eindruck, gibt es keine zweite Chance." Und ohne das richtige "Grrr!" in der Frau könne die erste Begegnung, sei es beim Vorstellungsgespräch, bei Gehaltsverhandlungen oder beim ersten Geschäftstermin mit einem neuen Kunden schon mal gewaltig schief gehen.

Doch was ist überhaupt der Grrrr!-Faktor? Laut Bader etwas, was jede Frau selbst für sich entwickeln, selbst in sich finden muss. Eine Performance, die nach außen hin beeindruckt, stark erscheint, ohne aufgesetzt zu wirken. Ein perfektes Zusammenspiel aus Körperhaltung, Gang und Sprache. Zunächst einmal gilt es an der äußeren Erscheinung, am Auftreten zu arbeiten. Die Frauen sollen gerade stehen, den Kopf in der Mitte halten, nicht etwa schräg halten, "was Frauen leider immer wieder tun, weil sie gefallen wollen", Blickkontakt halten. Und dann natürlich an der Sprache. "Und das ist etwas, was für Frauen dann schwierig wird, weil sie gewöhnlich gerne viel zu viel reden, und auch noch gerne viel jammern - aber das langweilt nur", sagt Bader und lässt die Teilnehmerinnen gleich mal einen Test machen. 90 Sekunden Zeit zum Vorstellen. Jede Frau soll sich eine andere Unbekannte heraussuchen. "Und kleckern Sie nicht. Klotzen Sie!", befiehlt Bader. "Warten Sie nie darauf, dass Ihnen jemand eine Tür öffnet, zeigen Sie, was Sie haben!", ruft Birgit Bader in das laute Stimmengewirr.

"Gar nicht mal so leicht, so auf die Schnelle", stellt Sonja Redmann fest. Die 42-Jährige, angestellt bei der Wirtschaftsakademie in Glinde, nimmt seit eineinhalb Jahren regelmäßig an Angeboten von FiF teil und verspricht sich gute Tipps, die Power geben, von Baders Vortrag. "Als Frau fällt man oft in manchen Situationen in eine Rechtfertigungsrolle, die leider unbewusst antrainiert ist", sagt Redmann, der es zwar generell nicht an Selbstbewusstsein mangele, die sich jedoch in manchen Situationen einfach noch mehr davon wünscht. Mehr Grrrr!. "Frauen sind oft zu vorsichtig, zu zurückhaltend. Ja, sie neigen sogar dazu, sich schlechter bezahlen zu lassen. Und dann meckern und jammern sie auch noch darüber", reiht Bader aneinander und empfiehlt, das Klagen einzustellen, zu handeln. "Wechseln Sie mit dem Grrrr!-Faktor von der Komfort- in ihre persönliche Stretching-Zone", heißt ihr nächster Tipp. Und sie meint damit nichts anderes, als aus üblichen Verhaltensmustern auszubrechen. Hin und wieder mehr zu wagen - auch gegenüber dem Chef.

"Und achten Sie dabei auf ihre Stimme. Viele Frauen gehen am Ende eines Satzes mit ihrer Stimme nach oben. Sie haben aber gar keine Frage gestellt, sondern eigentlich eine Forderung." Dabei könne eine tiefe Stimmlage Wunder wirken. "Haben Sie keine Ahnung von einem Thema, lassen Sie es sich nicht anmerken, senken Sie Ihre Stimme", sagt Bader, die diesen Tipp einst Studenten vor einer mündlichen Prüfung mit auf den Weg gab.

Aber Bader warnt auch: "Machen Sie nicht zu große Schritte, wagen Sie zunächst kleine Veränderungen." Sonst könne zu viel plötzliches selbstbewusstes Auftreten auch schnell aufgesetzt und lächerlich wirken.

Das Badersche "Grrrr!" heißt übersetzt nichts anderes als mehr Power, mehr Selbstbewusstsein. Das "Grrrr!" sei etwas Innerliches. "Keiner soll natürlich im Gespräch die Zähne fletschen oder gleich zur Kampfmaschine werden", sagt Bader, die in der Comic-Sprache zu Hause sei wie kaum eine andere. Schon seit frühester Jugend sei sie fasziniert von Superhelden, so sehr, dass sie später die Comic-Sprache sogar zum Thema in Examensarbeit in Germanistik machte.

Angetan hat es ihr vor allem das "Grrrr!" in den Sprechblasen. Und das scheint der gestandenen Frau, deren Lebenslauf auch gut und gerne auf drei oder vier Frauen aufgeteilt werden könnte, wie auf den Leib geschnitten zu sein. Die Diplompsychologin und Diplompädagogin, die auch schon als Streetworkerin in Hamburg arbeitete und "irgendwann auch mal Kneipenwirtin" war, ist heute Psychotherapeutin, Supervisorin und Motivationstrainerin. Ihr Tipps, wie Frauen sich mehr trauen lernen können, gibt sie in Workshops und Seminaren weiter.

Verlockend finden das auch Mirjam Liebig, 33, und ihre Schwester Jenny-Marie Werner, 22. "Das Thema an sich hat einfach neugierig gemacht. Schon der Titel ist frech, macht neugierig und gute Tipps für das Auftreten im Beruf kann man immer gut gebrauchen", sagt Liebig, Beautycoach aus Siek. Weil viele Teilnehmerinnen begeistert waren, will FiF im Frühjahr ein ganzes Seminar, ein "Dirty Woman"-Training anbieten. Informationen dazu gibt es unter www.fif-stormarn.de im Internet.

Einen Tipp gibt Bader den Stormarnerinnen am Ende des Abends noch mit auf den Weg: Vorsicht im privaten Bereich mit zu viel Grrrr! "Schließlich wollen sie ja nicht alle ihre sozialen Kontakte verlieren."