Initiative in Klein Hansdorf will Bargteheider Großprojekt stoppen. Sie wollen weiter Unterschriften sammeln. Bürgerentscheid nicht mehr möglich.

Bargteheide/Jersbek. Schon 84 Klein Hansdorfer haben unterschrieben. "Wir erheben Einspruch gegen den Bau des Windparks", sagt Hartmut Scheffler. Er hat mit seinen Nachbarn Jürgen Steimle und Manfred Müller eine Initiative gegründet, um das Großprojekt in Bargteheide zu verhindern. Die Nachbarstadt plant, am Ortsausgang ein Areal für Windräder auszuweisen.

Von Haus zu Haus sind die drei Männer in den vergangenen Tagen gegangen, um Mitstreiter zu gewinnen. "Wir haben absolut nichts gegen Windenergie, aber die Räder sollen nicht an dieser Stelle aufgestellt werden", sagt Scheffler. Grund dafür ist das nahe gelegene Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. "In diesem sehr interessanten Gebiet leben Kraniche und Weißstörche", sagt Manfred Müller. "Die Windräder würden die Zugvogelstraße stören." Weniger beeinträchtigt würde die Tierwelt von einer Solaranlage. Warum diese nicht statt der Windräder errichtet wird, glaubt Hartmut Scheffler zu wissen: "Das bringt weniger Geld."

Mindestens drei Kilometer müsse der Abstand zwischen Windpark und Naturschutzgebiet betragen. Scheffler: "Würde das eingehalten werden, stünden die Räder aber bei den Bargteheidern in den Vorgärten." Die Klein Hansdorfer verstehen nicht, warum nicht andere Areale gesucht werden.

Die Initiative fühlt sich außerdem schlecht informiert. "Ganz am Anfang der Planungen haben wir im Gemeinderat gefragt, welche Alternativen geprüft würden und ob Ausgleichsmaßnahmen wie Anpflanzungen geplant seien. Damals wurde gesagt, es sei noch viel zu früh, um Einspruch zu erheben", sagt Manfred Müller. Nun heiße es auf einmal, es sei zu spät. Damit wollen sich die Dorfbewohner nicht zufrieden geben. "So ein komplexes Thema kann man nicht vom Zaun brechen", sagt Müller. Die Protestler haben an das Kieler Umweltministerium, an den Landrat, an Bargteheide und den Naturschutzbund Deutschland geschrieben.

"Wir alle sind hierhergezogen wegen der hohen Wohnqualität und der Ruhe", sagt Jürgen Steimle. "Uns geht es darum, genau das zu erhalten." Ein Windpark würde die Lebensräume vieler Tiere zerstören. Das wirke sich langfristig negativ auf die Wohnqualität der Anwohner aus. Steimle: "Wir haben selbst viel Geld und Arbeit in den Erhalt des Naturschutzgebiets gesteckt."

Die Männer wollen weitere Unterschriften sammeln. Steimle: "Wir haben gemerkt, dass viele Bürger unserer Meinung sind." Die gesammelten Unterlagen will Hartmut Scheffler dann an das Kieler Umweltministerium, an Landrat Plöger und Jersbeks Bürgermeister Herbert Sczech schicken.

Die Bargteheider Kommunalpolitiker würden selbst gern die Grundsatzfrage stellen und die Bürger befragen. Aber es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Aus dem geplanten Bürgerentscheid wird nichts. Stadtvertreter beklagen deshalb, dass die Verwaltung sie falsch informiert habe. "Ich kann die Missstimmung quer durch alle Parteien verstehen", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Er gibt zu: "Die Verwaltung hatte eine falsche Rechtsauffassung. Das war unser Fehler."

Bei einem Treffen mit den Fachbereichsleitern der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe sei herausgekommen, dass Windräder sogenannte privilegierte Anlagen sind. "Wir können sie also nicht mehr verhindern", sagt der Bürgermeister. Der Antrag auf Aufnahme der Windflächen am Glindfelder Weg in den Regionalplan des Landes war also quasi schon eine Zusage, an der nun nicht mehr gerüttelt werden kann.

"Wir nehmen das mit großem Bedauern zur Kenntnis", sagt SPD-Fraktionschef Jürgen Weingärtner. Er hatte in der Sitzung vor der Sommerpause die Forderung nach einem Bürgerentscheid eingebracht - und dafür positive Signale aus allen Fraktionen erhalten.

Die Wählergemeinschaft (WfB) dürfte sich in ihrer Skepsis voll bestätigt fühlen. WfB-Fraktionschef Norbert Muras hatte Ende 2011 als einziger dagegen gestimmt, in Kiel den Antrag auf Aufnahme von Flächen in den Regionalplan zu stellen und vor übergroßen Windrädern gewarnt. Zu dem Zeitpunkt gingen Bürgermeister und Verwaltung allerdings noch davon aus, das Heft in der Hand zu halten. So hatte Görtz die Fristen wahren wollen und daher zuerst den Antrag in Kiel gestellt und sich rund drei Wochen danach die Rückendeckung der Politik geholt. Die bekam er dann eindrucksvoll - mit 19 Ja-Stimmen. Das Bekenntnis, zur Klimawende beizutragen, war deutlich.

So stehen die Zeichen auch nicht auf Sturm. Nach anfänglicher Aufregung wurde im Stadtplanungsausschuss jetzt der B-Plan für das Gebiet des zukünftigen Windparks aufgestellt. "Einstimmig", sagt SPD-Fraktionschef Weingärtner. Die Politik wolle sich in dieser Situation wenigstens ihre restlichen Einflussmöglichkeiten sichern. Der Fachterminus dafür lautet: positive Begleitplanung. Bürgermeister Görtz: "Das Gegenteil wäre faktische Verhinderungsplanung. Die geht nicht mehr." Und das bedeutet: Die Höhe der Windräder richtet sich nach der Wirtschaftlichkeit für die Investoren.

Um Wildwuchs zu verhindern und das Projekt in Absprache mit allen Beteiligten geordnet über die Bühne zu bringen, verhängten die Politiker für das Gebiet eine Veränderungssperre.