Nach dem Start in Containern gibt es in Bargteheide noch freie Plätze in allen Klassen. Tag der offenen Tür für September geplant.

Bargteheide. "Ich bin dafür verantwortlich, dass die Schule finanziell läuft. Das kann manchmal ganz schön erdrückend sein", sagt Tatjana Lutz-Koppermann, Geschäftsführerin der neuen Waldorfschule Bargteheide. Die Schule an der Alten Landstraße hat zu Beginn dieses Schuljahres ihre Türen für die ersten 50 Kinder geöffnet. Sie ist damit die erste Schule im Kreis Stormarn, an der nach dem pädagogischen Konzept des Philosophen Rudolf Steiner unterrichtet wird.

Noch sind Klassenräume, Lehrerzimmer und Sekretariat in 22 Containern untergebracht. Das kastenförmigen Gebäude entspricht nicht unbedingt dem Baustil der klassischen Steiner-Philosophie, in dem es kaum Ecken und Kanten gibt. "Das ist aber nur ein Provisorium. Wir hoffen, in ein bis zwei Jahren mit dem Bau der richtigen Schulgebäude beginnen zu können", sagt Lutz-Koppermann.

Im Frühjahr 2010 hatte sich ein Verein aus engagierten Eltern für die Schulgründung zusammengeschlossen. "Dass die Schule innerhalb von zwei Jahren eröffnen konnte, ist der Tatkraft und dem Herzblut der Mütter und Väter zu verdanken", sagt die Geschäftsführerin. "Viele haben ihre Ferien geopfert, um den Aufbau der Schule zu unterstützten." Neben freiwilligen Helfern ist die Schule aber auch auf Spenden angewiesen. Da sie sich in freier Trägerschaft befinden, bekommen Waldorfschulen in Schleswig-Holstein in den ersten zwei Jahren nach dem Start keine Zuschüsse vom Land. "Wenn wir später die Zuschüsse erhalten, werden wir bereits mit ungefähr einer halben Million Euro im Minus sein", sagt Lutz-Koppermann.

Die provisorischen Klassenräume sind liebevoll eingerichtet

Dafür, dass die Klassenräume in den Containern nur für absehbare Zeit die Schüler beherbergen, sind sie liebevoll eingerichtet worden. Holz und warme Farben beherrschen die Räume von innen. Später in ein größeres Gebäude umziehen will Lutz-Koppermann trotzdem. "Wir haben jetzt schon Platzprobleme, obwohl wir momentan nur bis zur fünften Klasse unterrichten", sagt sie. Wenn der Neubau fertig ist, soll dort der Unterricht bis zur 13. Klasse möglich sein.

"Auch ein paar Tiere auf dem Gelände wären schön", sagt Lehrer Johannes Broscheit. "Meine eigene Schulzeit habe ich gehasst", sagt er. "Ich wollte unbedingt Lehrer werden, um es besser zu machen." Inzwischen unterrichtet Broscheit seit 25 Jahren an Waldorfschulen. Er kam aus Hamburg-Farmsen nach Bargteheide. Er schätzt an Waldorfschulen, dass an ihnen immer individuell auf die Kinder eingegangen wird. "Du kannst sein wie du bist. Dieses Gefühl soll hier jedes Kind erleben dürfen", sagt er. Der Lehrer fühlt sich bestätigt, dass dieser Weg der richtige ist: "Schüler, die eine Waldorfschule besucht haben, sind später viel selbstbewusster als andere. Auch machen mehr als 60 Prozent ihr Abitur."

Geschäftsführerin Tatjana Lutz-Koppermann kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Sie ist selbst Mutter von vier Kindern, die auf eigenen Wunsch die Waldorfschule besuchen. Den Vorwurf, weichgespülte Unterrichtsmethoden zu verwenden, kann sie nicht verstehen. Auch Lehrer Johannes Broscheit sagt: "Ich sehe keinen Nachteil im Vergleich zu staatlichen Schulen. Englisch und Französisch werden sogar schon ab der ersten Klasse unterrichtet." Zudem gebe es Lehrangebote, die man an anderen Schulen nicht finde, wie Eurythmie und Gartenbau. "Die Kinder können dadurch viel besser herausfinden, wer sie sind ", sagt Broscheit. Und genau das werde in der heutigen Zeit immer wichtiger. "Die Technik entwickelt sich doch im Moment viel zu rasant. Die Gefahr, dabei den Bezug zur Realität zu verlieren, ist groß."

Broscheit ist nicht der einzige, der diese Meinung zu vertreten scheint. Waldorfschulen, die auf Abstand mit Technik gehen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Allein in Hamburg gibt es sieben Stück. Lehrer Broscheit glaubt, dass sich das Netz in Zukunft noch verdichten wird. Die Schule in Bargteheide habe mit ihrer Eröffnung dazu beigetragen. "Auch die Stadt freut sich, das wir hier sind", sagt Geschäftsführerin Lutz-Koppermann. "Nur die Finanzierung wird uns in nächster Zeit weiterhin belasten, obwohl die Eltern ein Schulgeld für ihre Kinder zahlen." Die Unterhaltung einer Schule sei eben sehr kostspielig. Für die nächste Zeit wünscht sie sich, dass die Innenräume der Schule noch weiter gestaltet werden: "Das gemeinsame Arbeiten mit Eltern und Schülern macht auch viel Spaß. Wir können stolz sein auf das, was wir bisher geleistet haben."

Die Waldorfschule nimmt trotz Platzmangels derzeit noch in allen Klassen Schüler auf. Noch im September möchte Tatjana Lutz-Koppermann einen Tag der offenen Tür organisieren. "Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen ihre Berührungsangst gegenüber Waldorfschulen verlieren", sagt sie.