Nach dem Bericht über S-4-Planspiele: Der Bau einer weiteren S-Bahn-Station in Delingsdorf oder Ahrensburg-West begeistert die Bürger.

Ahrensburg. Mit der S-Bahn schnell und pünktlich von Stormarn nach Hamburg fahren: Das will die S 4 bieten. Derzeit laufen die Planungen für den Bau der S-Bahn-Gleise, die Voraussetzung sind für die neue Verbindung. Für die Stormarner am interessantesten ist die Frage: Wo werden neue Bahnhöfe gebaut? Vielleicht in Delingsdorf, vielleicht in Ahrensburg-West, aber wohl nur entweder den einen oder den anderen, lautet die erste Antwort aus den Planungsbüros. Die Stormarn-Ausgabe des Abendblatts hatte am Wochenende über diese brandneuen Ideen berichtet.

In Delingsdorf löst die Vorstellung, einen S-Bahnhof zu bekommen, zum Teil Begeisterung aus. "Durch die bessere Anbindung würde die Attraktivität von Delingsdorf bei vielen Stormarnern steigen", sagt Enno Glantz. Er ist Inhaber des gleichnamigen Erdbeerhofs an der Hamburger Straße und würde stark von einem Haltepunkt profitieren. Glantz: "So würden sicherlich mehr Kunden auf meinen Hof kommen."

Gegen eine S-4-Haltestelle in Delingsdorf ist Angelika Peters. Die Ammersbekerin befürchtet, dass der Dorfcharakter leiden könnte. "Ich sehe keine Notwendigkeit, eine S-Bahnlinie einzurichten. Die Busanbindungen nach Ahrensburg sind fantastisch." Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt die 49-Jährige allerdings selten, sie benutzt meistens ihr Auto. Gegen eine weitere S-Bahn-Station in Ahrensburg hat sie nichts einzuwenden. "Dort ist eh schon so viel Bahnverkehr", sagt sie.

Besonders groß ist die Freude bei der Delingsdorfer CDU. Die hatte schon im April 2011 das Thema Haltepunkt auf die Tagesordnung der Gemeindevertretung gebracht. "Wir haben damals dafür geworben, dass sich Bürgermeister und Gemeindevertretung dafür stark machen, dass die S 4 in Delingsdorf hält", sagt Nikolaus von Niebelschütz, Fraktions- und zugleich Ortsvorsitzender der Christdemokraten. "Es wäre großartig, wenn das jetzt klappen würde." Die Vorteile lägen ja auf der Hand: "Der Wohnstandort wird attraktiver, die Grundstücke werden wertvoller." Von Niebelschütz findet, dass die Chancen auf einen S-Bahn-Halt jetzt sehr viel größer geworden sind: "Schön, dass sich die Planer ernsthaft mit der Idee befassen."

+++ Neue Bahnhöfe in Stormarn durch Bau der S 4 möglich +++

Auch die Großhansdorferin Tanja Sünnemann freut sich auf die neue S 4. "Gerade bei den hohen Benzinpreisen ist es sinnvoll, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen", sagt die 44-Jährige. Da sie in Großhansdorf wohnt und oft mit der U-Bahn fährt, wäre eine Haltestelle in Ahrensburg-West, am Knotenpunkt von S- und U-Bahnstrecke, für sie vorteilhafter. "Falls die U-Bahn mal wieder nicht fährt, könnte ich dort auf die S-Bahn umsteigen und wäre so noch flexibler." Tanja Sünnemann denkt aber auch an die Bewohner im Nachbardorf: "Die Delingsdorfer brauchen die S-Bahn dringender."

Svenja Witte aus Hamburg-Barmbek und ihr Sohn Bjarne besuchen in Ahrensburg alle zwei Wochen eine Freundin. Momentan fährt Witte mit dem Auto, könnte sich aber vorstellen, die neue S 4 zu nutzen. "Wegen der langen Wartezeiten bin ich bisher kaum Regionalbahn gefahren", sagt die 31 Jahre alte Mutter. "Durch die S-Bahn wären öffentliche Verkehrsmittel durchaus praktisch."

Auch Helga Schmitt aus Ahrensburg würde mit einer Haltestelle im Westen der Stadt mobiler werden. Die 74-Jährige kann nicht mehr Auto fahren und ist daher oft auf ihre Tochter angewiesen. "Für mich wäre eine S-4-Haltestelle von Vorteil. Ich könnte öfter alleine nach Hamburg oder Bad Oldesloe fahren", sagt sie.

Andy Kauffmann ist wegen der guten Verkehrsanbindung mit seiner Familie nach Ahrensburg gezogen. Er arbeitet im Zentrum von Hamburg. "Mit der U-Bahn ist man bereits sehr gut angebunden. Die neue S-Bahnlinie bringt mir persönlich nichts", sagt er. Dennoch begrüßt er grundsätzlich den Bau der S 4. Kauffmann: "Alles, was die Infrastruktur verbessert, ist gut für Ahrensburg."

Doch nicht jeder profitiert von einer guten Nahverkehrsverbindung - zum Beispiel der Ahrensburger Taxifahrer Sergey Weber. "Für unser Geschäft ist die S 4 natürlich schlecht", sagt er. Dennoch denkt der Ahrensburger nicht, dass die Linie den Taxifahrern allzu große Konkurrenz machen wird. "Viele Leute fahren auf kurzen Strecken innerhalb von Ahrensburg Taxi oder nachts von hier bis nach Hamburg, wenn keine Bahn mehr fährt. Das kann auch die S 4 nicht ersetzen", sagt der 40-Jährige.

Michael Sarach, der Bürgermeister der Stadt, hat das Wohl seines Gemeinwesens im Blick, wenn er sagt: "Wir kämpfen für die S 4, das ist doch klar. Und ein Umsteigebahnhof in Ahrensburg-West wäre das Tüpfelchen auf dem i." Rafael Haase, der SPD-Stadtverordnete und Verkehrsexperte seiner Fraktion, war überrascht von der Nachricht, dass Ahrensburg eventuell einen weiteren Bahnhof bekommt. "Das war mir neu", sagt er. "Aber es ist natürlich sinnvoll. Wenn ich die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs anheben will, dann muss ich die verschiedenen Verkehrsträger miteinander vernetzen."

Jörg Hansen (Grüne), der Vorsitzende des Ahrensburger Bauausschusses, sagt: "Ein Umsteigebahnhof wäre klasse. Das fordern wir schon seit Jahren." Damit könnte man auch neue Kunden in die Bahn locken. Ohnehin sei der S 4 ein großer Gewinn für die Stadt. "Ahrensburg wird als Wohnort und als Firmenstandort interessanter", findet er. Und: "Für Pendler bedeutet die S-Bahnlinie eine deutliche Verbesserung. Die Zeit der Verspätungen, die wir bei der Regionalbahn erleben müssen, wäre vorbei." Carola Behr (CDU), Mitglied im Bauausschuss und nach eigenen Worten keine U-Bahn- oder S-Bahn-Fahrerin, hält einen neuen Bahnhof in Ahrensburg-West für einen "Pluspunkt". Sie glaubt aber, dass die Umsetzung schwierig ist. "Ich weiß nicht, wie das baulich zu realisieren wäre", sagt sie, "und frage mich auch, wer das bezahlen soll."