Jetzt liegen erste Details der neuen S-4-Trasse vor. Denkbar ist auch der Bau eines Umsteigebahnhofs von S- auf U-Bahn in Ahrensburg-West

Ahrensburg. Ein neuer S-Bahnhof in Delingsdorf, eine Brücke über die Straße Brauner Hirsch in Ahrensburg, ein neuer U-/S-Bahnhof in Ahrensburg-West: Das alles könnte die neue S 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe mit sich bringen. In sieben Jahren soll die Strecke fertig sein. Ein langer Zeitraum für die Pendler, ein kurzer für die Planer. Sie tüfteln heute schon an Trassenführungen, an Brückenneubauten - und sie haben mögliche Standorte für neue Bahnhöfe unter die Lupe genommen. In Hamburg-Wandsbek haben die Experten der Firma Schüßler-Plan jetzt die Pläne für vier neue Haltepunkte im Bezirk vorgestellt.

Am Rande der Veranstaltung war zu erfahren, dass auch Stormarn zusätzliche Bahnhöfe bekommen könnte. "Wir prüfen, ob Delingsdorf ein geeigneter Standort ist", sagt Dennis Fiedel, der Pressesprecher der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS) des Landes Schleswig-Holstein. Die LVS agiert als Auftraggeber der von Hamburg und Schleswig-Holstein bezahlten sogenannten Vorentwurfsplanung. Sie läuft derzeit, und sie soll neben Trassenvarianten und Bahnhofsstandorten vor allem eines ermitteln: die Kosten der S 4. Auf 350 Millionen Euro werden sie geschätzt. Das Geld wird unter anderem in zwei parallele Bahngleise gesteckt, die von Hamburg-Hasselbrook bis Ahrensburg führen. 17 Kilometer lang ist die Strecke. Danach fährt die S 4 auf einem neuen Gleis bis Bargteheide weiter, von dort geht es über die bestehenden Fernbahngleise bis Bad Oldesloe.

+++++Planer wollen neue S 4 auf privaten Grundstücken bauen+++++

Die Details der Planung auf schleswig-holsteinischem Gebiet werden derzeit erarbeitet. Eine erste öffentliche Vorstellung ist in Ahrensburg geplant - möglicherweise bei der Bauausschusssitzung am 19. September. Die Stadt hat sich für diesen Termin bereits die Reithalle des Marstalls gesichert.

Für Ahrensburg besonders interessant ist sicherlich die Idee eines neuen Bahnhofs in Ahrensburg-West, der das Umsteigen von der bestehenden U-Bahn auf die neue S-Bahn ermöglichen würde. "Das wäre eine logische Fortentwicklung", sagt Sigrid Kuhlwein (SPD), die Vorsitzende des Stormarner Verkehrsausschusses. "Wer im Einzugsbereich der U-Bahn wohnt, könnte so viel leichter nach Bargteheide oder Bad Oldesloe kommen." Dass U-Bahn und die jetzige Regionalbahn in Ahrensburg nicht miteinander verbunden seien, sei ein Webfehler im Nahverkehrssystem. "Den könnte man jetzt korrigieren."

Benjamin Schemala, bei der LVS für S-4-Planung verantwortlich, bestätigt, dass über den Bau eines Umsteigebahnhofs in Ahrensburg-West nachgedacht wird. "Es sieht allerdings so aus, als hätte ein Bahnhof in Delingsdorf einen größeren verkehrlichen Nutzen", sagt er. Dass im Bereich Stormarn zwei neue Stationen gebaut werden, hält er für ausgeschlossen. "Jeder neue Haltepunkt verlängert die Fahrzeit der S-Bahn", sagt er. "Und für die Fahrgäste ist es natürlich wichtig, dass sie schnell zum Ziel kommen."

+++++Neue Bahnhöfe in Stormarn durch Bau der S 4 möglich+++++

Ahrensburg-West oder Delingsdorf? Auf diese Frage könnte es also hinauslaufen. Randolf Knudsen, der Delingsdorfer Bürgermeister, hat da eine klare Meinung. "Ich sehe das als großen Gewinn, wenn wir einen Bahnhof bekommen", sagt er. Dass er stark frequentiert werden würde, steht für ihn außer Frage. "Wir haben viele Pendler im Ort, und eine S-Bahn-Station in Delingsdorf wäre ja auch für die Timmerhorner, die Bünningstedter und die Klein Hansdorfer interessant." Wo könnte der Bahnhof stehen? "Da gibt es eine Wiese nördlich vom Wiesengrund, da hätten wir genug Platz", so Knudsen.

Mit den neuen Bahngleisen wird in Ahrensburg ein Nadelöhr im Straßennetz verschwinden. Der Bahnübergang in der Straße Brauner Hirsch wird einem Tunnel oder einer Brücke weichen. "Die Details stehen noch nicht fest, aber der Bahnübergang kommt auf jeden Fall weg", sagt Dennis Fiedel von der LVS. Anders als im Bahnhof Hamburg-Rahlstedt, wo der gerade fertig gestellte neue Bahnsteig vermutlich wieder abgerissen werden muss, um Platz für die zwei neuen Gleise zu schaffen, gibt es im Bahnhof Ahrensburg offenbar keine größeren Platzprobleme. "Wir haben dort auch einen Bahnsteig im nördlichen Teil, den wir nutzen können. Er muss nur erhöht werden", sagt Dennis Fiedel auf Anfrage.

Die S 4 würde die Schienenverbindung zwischen Stormarn und Hamburg wesentlich verbessern - insbesondere die zwischen Ahrensburg und Hamburg. In den Hauptverkehrszeiten wäre eine Zehn-Minuten-Takt möglich, und weil die S 4 nicht im Hauptbahnhof enden, sondern bis Hamburg-Altona durchfahren soll, entfiele für viele Pendler das Umsteigen.

Fachleute rechnen damit, dass mit dem Bau der S 4 die Zahl der Fahrgäste auf der Strecke Bad Oldesloe-Hamburg um 50 Prozent steigen würde. Zweiter Nutzen der Strecke: Der Hamburger Hauptbahnhof, der schon jetzt seine Kapazitätsgrenze erreicht hat, würde entlastet werden, weil die Regionalbahn-Züge wegfielen.

Bevor die S-4-Pläne wahr werden, bleibt noch ein Detail, das wichtigste, zu klären: Wo kommt das Geld her? Im Kieler Landtag haben am Freitag alle Fraktionen beteuert, dass ihnen dieses Verkehrsprojekt ganz wichtig ist. Den Hamburgern ist es auch ganz wichtig. Jetzt muss es nur noch der Bund wichtig finden. Der soll es bezahlen.