Nach dem Streit um das Gelände am Teichweg wird nun ein Arbeitskreis eingerichtet. Auch Minderjährige dürfen künftig mitentscheiden.

Ammersbek. Die Sitzung des Sozialausschusses der Gemeinde Ammersbek hat ein überraschendes Ergebnis hervorgebracht. Zwar steht nach der Debatte in der Grundschule Hoisbüttel noch nicht fest, ob nun die Kita Lottbek oder das Jugendzentrum (JuZe) das Gelände am Ammersbeker Teichweg künftig nutzen darf. Dafür aber schaffte der Streit über das Grundstück etwas Langfristiges für die Jugendlichen: Durch einen Arbeitskreis aus Pädagogen, Jugendlichen, Verwaltung und Politikern, den die SPD-Fraktion einführen will, sollen Minderjährige künftig mitentscheiden. Das war vorher nur bedingt der Fall.

Weil die Kita Lottbek ihr Außengelände für einen Lernpfad und neue Fahrwege für Tretroller erweitern will, hatte die Tagesstätte Ende Mai einen Antrag bei der Ammersbeker Verwaltung gestellt. Um sechs Meter soll sich demnach die Grenze zu Lasten des benachbarten Jugendtreffs am Teichweg verschieben (wir berichteten).

+++ Jugendlichzentrum gegen Kita-Ausbau +++

Im Sozialausschuss wurde jedoch deutlich, dass die Jugendlichen während des Verfahrens nicht ausreichend beteiligt wurden. Das aber schreibt Paragraf 47 f der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeordnung vor. "Es sind Fehler passiert. Die Jugendlichen hätten schon im Vorfeld die Möglichkeit haben müssen, mit uns zu diskutieren und Vorschläge zu machen", sagt die Ausschussvorsitzende Rita Thönnes.

Am Dienstagabend nun kamen die Jugendlichen das erste Mal öffentlich zu Wort. "Wenn man uns eher informiert hätte, gäbe es jetzt nicht so eine hitzige Diskussion", sagt JuZe-Besucher Björn Michelsen. Auch die erste Vorsitzende des Kita-Fördervereins, Petra Bestmann, vertrat ihren Standpunkt: "Es ist Aufgabe der Gemeindeverwaltung, die Jugendlichen zu informieren." Doch diese Absprache mit Bürgermeister Horst Ansén sei laut der Ammersbekerin nicht eingehalten worden. Ansén nahm im Ausschuss Stellung: "Als Verwaltung müssen wir die Initiative ergreifen und die Beteiligten in Kenntnis setzen." Zudem sei es laut Ansén die Pflicht der Gemeinde, die Jugendlichen stärker in die Entscheidung miteinzubinden.

Dies soll nun durch den Arbeitskreis geschehen, der voraussichtlich Mitte September beschlossen wird. Im Arbeitskreis soll verbindlich entschieden werden, in welcher Form sich die Jugendlichen einbringen können. Auch über eine Beteiligung von Kindern wird nachgedacht. Rita Thönnes hält es ebenfalls für möglich, einen Jugendbeirat einzuführen. "Wir werden mit den Jugendlichen sprechen, wie sie sich ihre Mitarbeit vorstellen und ob sie sich einen Jugendbeirat wünschen", sagt sie. Die SPD-Politikerin ist davon überzeugt, dass die JuZe-Besucher sich tatkräftig beteiligen werden. Thönnes: "Oft beschweren wir uns, dass Jugendliche so wenig Interesse für Politik zeigen. Aber damit sie sich einbringen können, müssen sie auch beteiligt werden."

JuZe-Besucher André Albrecht freut sich darüber, dass die Ammersbeker Politiker nun nach seiner Meinung fragen wollen. "Ich denke, dass durch den Arbeitskreis viel erreicht werden kann. Unsere Interessen können so viel besser vertreten werden.", sagt der 17-Jährige.

In den kommenden Wochen soll an einem Runden Tisch zunächst eine Lösung für die Erweiterung des Kita-Geländes gefunden werden. Rita Thönnes hofft darauf, dass die Kindertagesstätte und das Jugendzentrum einen Kompromiss finden. "Im besten Fall wird eine Entscheidung des Sozialausschusses gar nicht mehr nötig sein", sagt sie.

Am Teichweg zeigen sich JuZe-Besucher und Kita-Eltern ebenfalls zuversichtlich. "Ich denke, dass wir eine gute Lösung finden werden", sagt der Jugendliche Björn Michelsen. Dem stimmt auch Birgit Harm, stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte Lottbek, zu. Sie redete vor dem Ausschuss mit den Kindern und erklärte ihnen kindgerecht, warum die JuZe-Besucher sich in ihren Rechten verletzt fühlten.

Harm: "Eines der Kinder sagte mir, dass wir unbedingt mit den Jugendlichen sprechen müssen, um rauszubekommen, was sie möchten. Es ist wirklich wichtig, dass wir das auch tun."