Ammersbeker Kinder brauchen mehr Platz. Den möchten sie vom Jugendzentrum haben. Sozialausschuss berät bei einer öffentlichen Sitzung.

Ammersbek. Wer benötigt den Platz am Ammersbeker Teichweg dringender: Kinder oder Jugendliche? Diese Frage stellen sich die Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Jugend und Kultur heute ab 19.30 Uhr bei einer öffentlichen Sitzung in der Grundschule Hoisbüttel. Grund: Die Kita Lottbek plant eine Erweiterung des Außengeländes: Der Fahrweg für Tretroller soll ausgebaut werden, ein Erlebnispfad soll entstehen. Doch was für die Kita eine größere Bewegungsfreiheit bedeutet, kostet das angrenzende Jugendzentrum (JuZe) Geländefläche: Wird dem Vorschlag der Kita Lottbek zugestimmt, verschiebt sich die Grenze der benachbarten Einrichtungen um sechs Meter.

Von den Erweiterungsplänen habe man im Jugendzentrum jedoch nur durch Zufall erfahren, wie der JuZe-Besucher André Albrecht sagt: "Wir haben von dem Antrag erst etwas mitbekommen, als Vermessungen vorgenommen wurden. Auch der Leiter des Jugendzentrums wusste nichts davon." Dass sie nicht vorab informiert wurden, ist für die Jugendlichen besonders schwer nachzuvollziehen. "Wir sind enttäuscht darüber, dass wir nie gefragt wurden", sagt der 17-Jährige und verweist auf das Recht der Jugendlichen, an der Entscheidungsfindung beteiligt zu werden.

Das geht aus Paragraf 47 f der Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein hervor. "Es geht uns nicht nur um die Fläche, sondern darum, dass wir ernst genommen werden", sagt André. Momentan nutzen die Jugendlichen die Fläche, um gemeinsam zu grillen oder Tischtennis zu spielen. Eine Hecke trennt die angrenzenden Grundstücke.

Nachdem der Antrag der Kita Lottbek Anfang August vom Bauausschuss wegen fehlender Beteiligung der Jugendlichen abgelehnt wurde, kommen die JuZe-Besucher beim heutigen Ausschuss zu Wort. Zu spät, wie die Ausschussvorsitzende Rita Thönnes findet: "Die Jugendlichen müssen im Vorfeld beteiligt werden und nicht erst bei der Beschlussfassung", sagt die SPD-Politikerin. Um sich ein eigenes Bild zu machen, hat sie die Jugendlichen in der vergangenen Woche im JuZe besucht. Die Ammersbekerin beklagt außerdem, dass andere Alternativen zur Geländeerweiterung bisher nicht ausreichend in Betracht gezogen wurden. Thönnes: "Die Flächennutzung des Sportvereins oder der Grundschule stehen gar nicht erst mit drin."

Dies sieht CDU-Politikerin Christiane Maas ähnlich: "In der Sitzungsvorlage wird nur der Wunsch der Kita berücksichtigt." Sie hat ebenfalls mit einigen JuZe-Besuchern gesprochen, die Mitte Juni zum CDU-Frühschoppen auf den Bünningstedter Hof von Jens Timmermann-Ann gekommen waren.

Dass die Jugendlichen "vor vollendete Tatsachen gestellt wurden", findet auch Horst Spanehl von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA).

Der Ammersbeker Bürgermeister Horst Ansén befürwortet dagegen die Kita-Erweiterung. Er empfiehlt, dem Antrag der Kindertagesstätte zuzustimmen. Ansén: "Ich denke, dass trotz einer Grenzverschiebung Platz genug für die Jugendlichen ist." Sowohl die Kindertagesstätte Lottbek als auch das Jugendzentrum am Teichweg sind Einrichtungen der Gemeinde.

Die Empfehlung des Bürgermeisters freut vor allem Rita Orantek-Pundt, die Leiterin der Kindertagesstätte Lottbek. "Der jetzige Außenbereich ist zu klein geworden", sagt sie. Als die Kita 1996 gegründet wurde, besuchten noch 46 Kinder die Tagesstätte, mittlerweile hat sich diese Zahl fast verdreifacht. Dadurch passierten häufig Unfälle mit Tretrollern, weil sich die Kinder gegenseitig behinderten. "Durch den zusätzlichen Platz des JuZe-Geländes würde sich der Fahrweg von etwa 50 auf rund 150 Meter vergrößern", sagt Orantek-Pundt. Dass die Jugendlichen laut Gesetz schon vor der Antragsstellung hätten beteiligt werden müssen, habe sie nicht gewusst. "Ich möchte für die Kinder etwas Positives schaffen und nicht gegen die Jugendlichen arbeiten", sagt die Kita-Leiterin. Daher hoffe sie, dass die Jugendlichen im heutigen Sozialausschuss für das Wohl der Kinder entscheiden. Orantek-Pundt: "Viele von ihnen haben selbst einmal unsere Kita besucht."

Ob diese Frage schon heute beantwortet werden kann, hält die Ausschussvorsitzende Rita Thönnes dagegen für ungewiss. Thönnes: "Wir werden erst mal die Jugendlichen anhören und dann über verschiedene Lösungen sprechen."