Schleswig-Holstein landet beim Bildungsmonitor auf dem letzten Platz. Die Gründe liegen allerdings vor allen Dingen bei Universitäten.

Ahrensburg. Letzter Platz für Schleswig-Holstein: Im aktuellen Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) schneidet das nördlichste Bundesland alles andere als gut ab. Wer daraus schließt, dass Schleswig-Holsteins Schulen schlecht sind, liegt allerdings falsch. In dem Monitor der von Arbeitgeberverbänden getragenen INSM werden eine Vielzahl von Bildungsbereichen überprüft und gewichtet, die Schule ist nur ein Teil davon. Und gerade dort sind die Noten für Schleswig-Holstein deutlich besser. 13 "Handlungsfelder" wurden insgesamt begutachtet. Im Handlungsfeld Schulqualität landet Schleswig-Holstein im guten Mittelfeld: Platz Sieben unter den 16 Bundesländern. Besser sind nur Bayern, Sachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland.

Kirsten Blohm-Leu, Stormarns Schulrätin, sagt dazu: "Mein erster Eindruck ist, dass im Bereich der allgemeinbildenden Schulen - für den ich mich auch nur äußern kann - positive Ergebnisse zu verzeichnen sind. Die Bildungschancen junger Menschen hängen hier weniger von der sozialen Herkunft ab als in den meisten anderen Bundesländern."

Auch in Stormarns Schulen hat man den Bildungsmonitor mit einer gewissen Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Edgar Schwenke, der Leiter des Gymnasiums in Trittau, hat außerdem auch noch andere Informationsquellen in Sachen Schulqualität. "Ich höre schon mal von ehemaligen Schülern, die jetzt studieren, dass sie in Mathe gut mitkommen, obwohl sie damals nur eine Drei gehabt haben, und dass sie fast besser mitkommen als andere Studenten, die aus anderen Bundesländern kommen und eine Eins in Mathe gehabt haben."

Schwenke weiß, dass in die INSM-Untersuchung "sehr unterschiedliche Sachen mit einfließen". "Da geht es zum Beispiel um die Frage, wie viele Absolventen eines Ingenieurstudiums es in einem Bundesland gibt. Wer in diesem Bereich wenige oder keine Studienplätze hat, schneidet natürlich schlecht ab."

Joachim Wagner, der Chef der CDU-Kreistagsfraktion, hält es für bedenklich, auf diese Weise ein Länderranking bilden zu wollen. "Natürlich gibt es universitäre Schwerpunkte in den verschiedenen Bundesländern", sagt er. Wenn sich ein Schleswig-Holsteiner dafür entscheide, an der Technischen Universität Harburg Ingenieurwissenschaften zu studieren, sei das völlig in Ordnung. "Aber nicht in Ordnung ist, dass ein solches Verhalten dazu führt, dass Schleswig-Holstein im Bildungsmonitor schlechte Noten bekommt", sagt er.

Wagner ist auch nicht mit der Tatsache einverstanden, dass diejenigen Bundesländer gut benotet werden, die eine hohe Zahl von verpflichtenden Ganztagsschulen haben. "Natürlich sollten man den Eltern dieses Angebot machen, aber ich halte nichts davon, es ihnen vorzuschreiben", sagt Wagner.

Bei der SPD ist man der entgegengesetzten Meinung. "Natürlich wäre es wünschenswert, wenn wir mehr Ganztagsschulen hätten", sagt Martin Habersaat, der SPD-Landtagsabgeordnete aus Barsbüttel. "Aber das kostet eben auch viel Geld."

300 zusätzliche Lehrer will die neue Landesregierung demnächst einstellen. Das würde Schleswig-Holsteins Note im Handlungsfeld "Betreuungsbedingungen" verbessern. Dort hat die INSM unter anderem zusammengefasst, wie groß die Klassen sind und wie viele Wochenstunden unterrichtet werden. Schleswig-Holstein landet bei diesem Handlungsfeld auf Platz 15. Es besteht aus 18 Einzelindikatoren. Bei vielen ist der Unterschied zu dem Besten in dieser Wertung, dem Bundesland Thüringen, gar nicht so groß. Ein Beispiel: In Schleswig-Holstein besteht eine Grundschulklasse im Schnitt aus 21,4 Schülern, in Thüringen sind es 19,4. Später klafft es dann aber stark auseinander. In der Sekundarstufe II (das sind die letzten zwei beziehungsweise drei Jahre vor dem Abitur) besteht eine schleswig-holsteinische Klasse aus 17,6 Schülern, eine thüringische aber aus 9,7.

An dieser Zustandsbeschreibung des Bildungsmonitors wird sich in Zukunft kaum etwas ändern. Erstens reichen die 300 zusätzlichen Lehrerstellen nicht aus, um die Klassengrößen wesentlich zu verringern, und zweitens arbeitet der Bildungsmonitor mit veralteten Zahlen. Für die aktuelle Version wurden Daten aus den Jahren 2009 und 2010 verwendet. Die jetzt geplanten Neueinstellungen dürften also frühestens im Bildungsmonitor 2014 ihren Niederschlag finden. Der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat glaubt gar, dass Schleswig-Holstein auch in den Jahren nach 2014 auf hinteren Plätze landen wird - "weil der Monitor die Zahl der Akademiker im Land so hoch gewichtet".