Eine Ansiedlung mit Sport- und Elektromarkt ist chancenlos. Ohne einen Partner will der Teppichmarkt Kibek dort jedoch keinen Standort.

Ahrensburg. Die Ansiedlung von Teppich Kibek und drei weiteren Unternehmen in Ahrensburg wird immer unwahrscheinlicher. Das Vorhaben würde in seiner derzeit geplanten Form keine Mehrheit in der Ahrensburger Politik bekommen, heißt es aus der CDU und der SPD. FDP und Grüne hatten zuvor schon angekündigt, nicht zuzustimmen. Und auch in der Wählergemeinschaft (WAB) überwiegt die Skepsis. Den Grund für die ablehnende Haltung liefert das jetzt vorliegende Gutachten des Lübecker Beratungsunternehmens Cima, das negative Effekte der Ansiedlung für den Einzelhandel in der Innenstadt prognostiziert (wir berichteten). Bürgermeister Michael Sarach will die neue Entwicklung nicht kommentieren: "Die Verwaltung hat ihre Arbeit gemacht. Jetzt liegt es in den Händen der Stadtverordneten."

Für die Gutachter der Cima ist es weniger die Ansiedlung von Teppich Kibek, die den Geschäften in der Innenstadt Probleme machen würde. Aber Kibek will sich mit einem Möbelgeschäft, einem Elektronikfachmarkt und einem Sportartikelmarkt im Bereich des Ostrings und der Autobahn 1 ansiedeln. Und das würde laut Gutachten für Verdrängungseffekte sorgen, besonders im Hinblick auf das Angebot an Sportartikeln. Betroffen wären unter anderem das Kaufhaus Nessler und das Sportgeschäft Motschnigg.

Die Prognosen lassen Politiker von dem Projekt abrücken. "In der Viergruppe wird es diese Ansiedlung sicherlich nicht geben", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch. Er hatte sich bisher nicht eindeutig für oder gegen die Kibek-Ansiedlung geäußert. Allerdings hatte er sich für eine Südumgehung ausgesprochen, die dafür verkehrstechnisch notwendig wäre.

+++ Gutachten bremst Kibek-Teppichmarkt +++

Der SPD-Politiker Rafael Haase gehörte zunächst zu den klaren Befürwortern der Ansiedlung. Jetzt sagt er: "Ich glaube, das Projekt hat im Moment keine Mehrheit". Seine Fraktion habe sich noch keine Meinung gebildet. Er selbst, der für die SPD im Bauausschuss sitzt, legt sich persönlich aber fest: "Kibek alleine kann gerne kommen. Aber nicht zusammen mit einem Sportartikelmarkt." Skeptisch ist er auch in Bezug auf einen Elektronikfachmarkt. "Der Internethandel in dem Bereich wächst immer stärker", sagt Haase. "Ich befürchte, dass die dort eine Halle hinbauen würden, die in einigen Jahren leer stünde."

Thomas Bellizzi (FDP) und Jörg Hansen (Grüne) hatten gegenüber dem Abendblatt bereits angekündigt, dass ihre Fraktionen gegen die Ansiedlung in der derzeitigen Form stimmen würden. Auch von der WAB wird Ablehnung signalisiert. Die Konkurrenz für den Einzelhandel in der Innenstadt sei das eine Problem. Dazu käme das steigende Verkehrsaufkommen. Fraktionschef Hinrich Schmick: "Ohne eine Umgehung für Ahrensburg begibt man sich mit einer solchen Ansiedlung aufs Glatteis."

Heute Abend wird die Kibek-Ansiedlung im nicht öffentlichen Teil des Bauausschusses behandelt. Ein Mitarbeiter von Cima wird die Ergebnisse des Verträglichkeitsgutachtens präsentieren. In den nächsten Tagen beraten dann die Fraktionen. Das abschließende Votum werden die Stadtverordneten fällen - nicht über die Kibek-Ansiedlung direkt, aber mit einer Abstimmung über ein Einzelhandelskonzept. Das soll die Grundlage für zukünftige Bebauungspläne bilden, die ihrerseits rechtliche Grundlage für Gewerbeansiedlungen sind. Würden im Konzept Sportartikel als "zentrenrelevant" definiert, wäre ein Sportartikelfachmarkt vor den Toren Ahrensburgs ausgeschlossen.

Bleibt die Frage, ob Kibek mit anderen Unternehmen an die A 1 kommen könnte. Dann, so Tobias Koch, wäre die Frage der Ansiedlung wieder offen. So sieht es auch der Geschäftsführer der Wirtschafts-und Aufbaugesellschaft Stormarn, Norbert Leinius: "Das Gutachten nimmt sich nicht gut für Kibek aus. Einzige Chance wäre, Kibek käme mit anderen Partnern. Aber die muss man erst einmal finden." So werde die Investition von rund 50 Millionen Euro wohl an Stormarn vorbeigehen. Leinius: "Das ist schade. Zumal es auch um mehr als 200 Arbeitsplätze geht."