Studie: Ansiedlung des Teppichhändlers schadet Geschäften in Ahrensburger Innenstadt. Hauptproblem ist geplanter Sportartikelmarkt.

Ahrensburg. Die Ansiedlung eines Kibek-Teppichmarktes an der Autobahn 1 würde in ihrer derzeit geplanten Form den Geschäften in der Ahrensburger Innenstadt schaden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Lübecker Beratungsunternehmens Cima, das der Stormarnausgabe des Abendblatts vorliegt. Die Ahrensburger Politiker wollen es zur Grundlage ihrer Entscheidung machen. Als besonders problematisch wird die Tatsache bewertet, dass sich Kibek zusammen mit einem Sportartikelmarkt ansiedeln will. Er würde laut Gutachten dem Kaufhaus Nessler und weiteren Geschäften in Ahrensburg und Bargteheide Kunden abnehmen. Der Elektronikfachmarkt, der ebenfalls zusammen mit Kibek nach Ahrensburg kommen soll, wird weniger kritisch bewertet. Allerdings empfehlen die Gutachter, für ihn einen Standort in der Innenstadt zu prüfen.

Fachmarktzentrum Beimoor-Süd wird weniger skeptisch gesehen

Deutlich weniger skeptisch als das Großprojekt an der Autobahn 1 bewerten die Gutachter den Bau eines neuen Fachmarktzentrums, das die Berliner Unternehmensgruppe Aldinger & Fischer im Bereich des Gewerbegebiets Beimoor-Süd plant. Das geht aus einer weiteren Cima-Studie hervor, die dem Abendblatt ebenfalls vorliegt. Anders verhält es sich, wenn sowohl Kibek als auch das Fachmarktzentrum kämen: Die beiden neuen Ansiedlungen würden sich gegenseitig schaden und gemeinsam die Innenstadt schwächen. Beide Gutachten liegen den Ahrensburger Stadtverordneten seit Kurzem vor. Am Mittwoch wird sich zunächst der Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Thema beschäftigen.

"Für die geplante Ansiedlung eines Sportfachmarktes wurden abwägungsrelevante Umverteilungswirkungen ermittelt" - so heißt es in dem Gutachten der Cima. Konkret wurden für Sportartikel sogenannte Umverteilungsquoten von bis zu 12,3 Prozent ermittelt - die höchsten, die in der Studie angegeben werden. Betroffen von dieser Umverteilung wären voraussichtlich das Kaufhaus Nessler und Sport Motschnigg. Weil der Sportartikelmarkt auch Fahrräder anbieten würde, wären auch entsprechende Geschäfte in Ahrensburg und Bargteheide betroffen. Fazit der Studie: "Bei einer Ansiedlung des Sportfachmarktes in der geplanten Verkaufsflächendimension können städtebaulich relevante Schädigungen der Ahrensburger Innenstadt nicht ausgeschlossen werden."

Niedriger liegen die Umverteilungsquoten für einen Elektronikfachmarkt. Laut Cima-Studie würde sie zwischen 7,3 und 8,3 Prozent betragen. Es wurden somit, so die Gutachter, "keine städtebaulich relevanten Schädigungen" nachgewiesen, die von der Ansiedlung ausgehen könnten. Allerdings heißt es in dem Gutachten auch, dass es "vier innerstädtische oder innenstadtnahe Standorte" in Ahrensburg gebe, die aus verschiedenen Gründen besser für die Ansiedlung geeignet seien. Diese sollten zuerst geprüft werden. Erst wenn der Bau an einem dieser Standorte nicht möglich ist, sollte "ausnahmsweise dezentrale Ansiedlung des Fachmarktes in Betracht gezogen werden".

+++ Blick in den Osten ist lehrreich +++

Für die Ansiedlung des Kibek-Fachmarktes bedeutet das, dass es gegen gleich zwei der vier Ansiedlungen, die an die A 1 sollen, erhebliche Vorbehalte gibt. Die Ansiedlung eines Möbelhauses und eines Teppichfachmarktes hingegen bezeichnet die Cima als "verträglich". Fraglich ist allerdings, ob sich Teppich Kibek ohne den Elektronikfachmarkt und den Sportartikelhandel ansiedeln würde - Kibek-Chef Frank Sachau hatte bisher deutlich gemacht, dass solche Partner notwendig seien, da sie die nötige Kundenfrequenz brächten.

Beim Berliner Unternehmen Aldinger & Fischer, das das Fachmarktzentrum im Osten von Ahrensburg plant, dürften die Ergebnisse der Cima positiver aufgenommen werden. "Insgesamt überwiegen die Chancen des Vorhabens", heißt es im Fazit der betreffenden Studie. Geplant ist, in einem neuen Fachmarktzentrum östlich der Straße Kornkamp-Süd und südlich des Beimoorwegs Famila anzusiedeln sowie einen Baumarkt, einen Einrichtungsfachmarkt und einen Möbelfachmarkt. Von einer wesentlichen Schädigung der Konkurrenten wird nicht ausgegangen - unter anderem deshalb, weil der Famila-Markt nur verlagert werden würde, vom derzeitigen Standort im Gewerbegebiet Beimoor-Nord in das neue Zentrum. Als kritisch wird jedoch bewertet, dass dort auch Heimtextilien angeboten werden würden - so wie auch im Kaufhaus Nessler in der Innenstadt. Im Gutachten wird vorgeschlagen, von solchen Sortimenten in dem Gewerbegebiet abzusehen.

Kritik an dem Vorhaben gibt es dennoch - von der SPD und der FPD. Die Fraktionen werden voraussichtlich in diesem Jahr über das Projekt entscheiden. "Die Tendenz bei uns ist, dass wir nicht zustimmen werden", sagt Rolf Griesenberg, der für die Sozialdemokraten im Bauausschuss sitzt.

Deutlicher wird Thomas Bellizzi (FDP): "In unserer Fraktion wird das Vorhaben keine Zustimmung bekommen. Wir verlagern ausschließlich Unternehmen, aber holen keine neuen, die Umsatzsteuer zahlen." Ebenso skeptisch sieht er den Kibek-Plan: "Das Projekt ist schädlich. Es schafft Konkurrenz zur Innenstadt und neue Verkehrsprobleme." Dem schließt sich der Bauausschussvorsitzende Jörg Hansen (Grüne) an. Seine Fraktion werde der Ansiedlung nicht zustimmen - wegen der Verkehrsprobleme und der Gefahr für den Stadtkern.

Um diesen sollte sich die Stadt stärker kümmern, findet Thomas Bellizzi: "Die Verwaltung sollte das Gewerbe lieber in die Innenstadt locken. Da sehe ich den Bürgermeister gefordert."