Land will Pferdetourismus stärken. Gemeinden und Naturschützer haben Bedenken. Naturschutzgebiet in Bedrängnis.

Ahrensburg. Ein breites Netz aus Reitwegen soll Schleswig-Holstein als Tourismusland attraktiver machen. In Stormarn dürften die Wege für Pferd und Reiter jedoch in einer Sackgasse enden. Denn trotz einer Änderung im Landeswaldgesetz, die noch von der alten Landesregierung auf den Weg gebracht wurde, werden die Reitwege im Kreis wohl nicht erweitert. "Es ist zwar schön, dass das Land uns die Möglichkeit gibt, jedoch scheitern unsere Bemühungen grundsätzlich in den Gemeinden", sagt Klaus Lübker, Fachmann für Waldreiterwege beim Kreispferdesportverband Stormarn.

"Mit der Novelle des Waldgesetzes möchte das Land die Regelungen zur Erholungsnutzung besser den tatsächlichen Bedürfnissen und Gegebenheiten anpassen", heißt es aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Damit könnten Lücken im Reitwegenetz geschlossen werden. "Unser Ziel ist, in den nächsten Jahren einen landesweiten Verbund von Reitwegen zu erreichen, der auch für überregionale Wanderreiter einladend ist", sagte der damalige Agrar-Staatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius.

Geplant ist, das etwa 3000 Kilometer lange Wegenetz in den nächsten Jahren um 1000 Kilometer zu erweitern. Eine Förderung werde es jedoch nicht geben. Reitvereine oder Gemeinden müssten für die Kosten aufkommen. Und genau an diesem Punkt scheitert das Vorhaben. "Beispielsweise hatte der Reitverein in Jersbek angeregt, in der Gemeinde einen neuen Reitweg anzulegen", erinnert sich Klaus Lübker. Die Strecke sollte durch einen privaten Wald verlaufen. Der Förster, der für die Wegesicherung zuständig ist, wollte dafür jährlich 1200 Euro haben. Er muss regelmäßig kontrollieren, ob etwa marode Äste auf den Pfad stürzen könnten, und die Gefahren dann beseitigen. "Die Gemeinde lehnte es ab, die laufenden Kosten zu übernehmen", sagt Lübker. "Und die rund 30 Reiter im Verein können sich dies nicht leisten."

+++ Alle können profitieren +++

Sonja Lorberg bestätigt das. "Für viele Reiter würden diese Kosten bedeuten, dass sie ihr Pferd abschaffen müssten", sagt die Bargteheiderin, die mehrmals pro Woche mit ihrem Pferd Lulu, das in der Reitanlage Jersbek steht, ausreitet. Gern ist sie im Rader Forst bei Tangstedt unterwegs. "Dort gibt es sehr schöne Reitwege. Im Jersbeker Forst dagegen gibt es erst seit kurzem einen Weg, der in Ordnung ist." Zuvor habe es zwar zwei Reitwege gegeben. "Die waren aber steinig. In die Löcher wurde zum Teil Bauschutt gekippt. Damit setzen wir Reiter die Gesundheit unserer Pferde aufs Spiel", sagt Lorberg. Im Grabauer Forst dürften die angelegten Wege sogar gar nicht von Reitern genutzt werden. "Reiten ist dort nur auf dem Autoweg erlaubt. Das ist gefährlich für die Tiere."

Prekär sei aber vor allem das Wegenetz in Stormarn. "Das ist ein ganz großes Problem", sagt Sonja Lorberg. Häufig endeten Reiter beim Ausreiten in einer Sackgasse. "Es wäre genial, wenn das verbessert würde." Die Reiterin hält die Grundeinstellung vieler Gemeinden gegenüber Reitern für falsch. "Wir werden zum Teil wie Aussätzige behandelt, dabei bilden wir Reiter einen wichtigen Wirtschaftszweig. Wir sind verantwortlich für die Existenz der Reitställe, der Tierärzte, Hufschmiede und vieles mehr. Und die sind als Steuerzahler für die Gemeinden wichtig. Doch das wird leider kaum berücksichtigt."

Auch Klaus Lübker moniert, dass Reiter in den Wäldern, die der Gemeinde oder dem Land gehören, ständig auf Ablehnung stießen. "Immer wieder heißt es in den politischen Gremien, dass es zu gefährlich sei. Die Wege könnten auch von Kindern, Spaziergängern oder Radfahrern genutzt werden. Und die Pferde könnten sich erschrecken, wenn ein Radfahrer zu schnell an ihnen vorbeifährt. Dann könnten die Tiere ein Kind verletzen, das gerade am Wegesrand Beeren pflückt", fügt Lübker überspitzt und verärgert hinzu. Damit dies nicht passiert, sollen die Reitwege besser ausgeschildert werden.

Doch neben den Kosten und den Sicherheitsbedenken, versperre auch die untere Naturschutzbehörde des Kreises Pferdesportlern den Weg. "Wir wollten mehrere Reitwege von Bargfeld-Stegen bis Bargteheide verbinden", sagt Lübker. Dafür müssten Pferd und Reiter jedoch durch das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook galoppieren. Die Naturschutzbehörde lehnte dies ab. "Störungen im Naturschutzgebiet sollen verhindert werden", sagt Joachim Schulz vom Umweltamt des Kreises. Beispielsweise müsse der Schwarzspecht vor Lärm geschützt werden.