Das Bergedorfer Unternehmen Cocq verlegt seien Sitz und investiert dadurch drei Millionen Euro in das neue Gebäude am Senefelder Ring.

Reinbek. Wer schon einmal einen Rückerstattungsantrag an die Deutsche Bahn geschickt hat, weil der Zug Verspätung hatte, kann sicher sein, dass die Daten zu diesem Vorgang auf einem Server in Reinbek gespeichert sind. Denn die Bahn hat den Datendienstleister Cocq mit der Annahme und Verarbeitung von monatlich 100.000 Dokumenten beauftragt. Cocq digitalisiert Papierdokumente wie Rechnungen, Wareneingangsbestätigungen oder eben Rückerstattungsanträge. Das Unternehmen hat seinen Sitz zwar in Hamburg-Bergedorf. Doch ist ein Umzug zum Mutterkonzern Active-Networks-Systems (ANS) an den Senefelder Ring in Reinbek geplant.

"Wir haben bereits den Server von Cocq gespiegelt", sagt Geschäftsführer Klaus Jahnhofen. Das bedeutet, dass die Daten eben nicht nur in Hamburg-Bergedorf schlummern, sondern auch in Reinbek im Rechenzentrum von ANS abrufbar sind. Dort stehen Rechner im Wert von rund 350.000 Euro. Spätestens im Frühjahr 2014 sollen die Mitarbeiter von Cocq nachziehen und ihre Büros am Senefelder Ring beziehen. "Ziel ist, den Bau im September oder Oktober 2013 fertigzustellen."

Damit alle 80 Mitarbeiter von Cocq Platz finden, will Klaus Jahnhofen, Geschäftsführer von ANS, anbauen. Er sagt: "Drei Millionen Euro werden wir investieren." Für die Zusammenführung der Unternehmensbereiche soll eine Fläche von knapp 7.800 Quadratmetern erschlossen werden, die an das silberfarbene ANS-Firmengebäude grenzt. Jahnhofen: "Wir bauen eine rund 1.000 Quadratmeter große Lagerhalle für Papierdokumente sowie ein Büro- und Betriebsgebäude mit rund 1.800 Quadratmetern."

Außerdem solle auch ANS wachsen. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den IT-Bereich. Es bietet etwa Netzwerkplanungen oder die Einrichtung von sogenannten Virtual-Private-Network-Verbindungen (VPN), also gesicherten Datenverbindungen. "Zehn Stellen werden wir zusätzlich schaffen. Ich suche Vertriebler, IT-Berater sowie Highend-Techniker", so der Chef.

Eigentlich sollte der Ausbau des Reinbeker Standorts bereits in diesem Jahr beginnen, doch sind offenbar die Geldgeber noch nicht so weit. Jahnhofen warte noch auf die Zustimmung zur Finanzierung seines Investitionsvorhabens. Dagegen sei es mit der Verwaltung sehr schnell gegangen. Jahnhofen: "Das Bauamt hat schon beim Umzug der ANS an den Senefelder Ring schnelle Arbeit geleistet." Denn es ist nicht Jahnhofens erste Entscheidung gegen Hamburg und für Reinbek.

Vor einigen Jahren sei er in Hamburg auf der Suche nach einem Grundstück für den Sitz der ANS gewesen. Der Mietvertrag im alten Gebäude in der City Süd war 2009 ausgelaufen. Doch habe er sich von der zuständigen Wirtschaftsgesellschaft nicht ernst genommen gefühlt. Also fragte er kurzerhand bei der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, ob es nicht am östlichen Rand Grundstücke zu kaufen gebe. Und er wurde fündig. "2009 sind wir am Senefelder Ring eingezogen."

Der 51-jährige gebürtige Reinbeker bezeichnet sich selbst als heimatverbunden. "Ich bin halt ein norddeutscher Jung und nicht so sehr Kosmopolit. Fünf Jahre in Hongkong arbeiten? Das sollen andere machen." Der Standort nahe Hamburg biete aber geschäftliche Vorteile. "Wir haben die Autobahnen 24 und 1. Außerdem hat man die Hamburger Telefonvorwahl", sagt er.

Für ANS ist nicht nur der physische Umzug der Tochter Cocq und deren Finanzierung eine Herausforderung. Auch die Eingliederung des Datendienstleisters in die Unternehmensgruppe sei nicht einfach. Jahnhofen: "ANS und Cocq haben unterschiedliche Kunden. Zudem müssen wir bei Cocq einen Investitionsstau abarbeiten." So sei es dem 1967 gegründeten Unternehmen, das einst mit der Mikroverfilmung von Dokumenten begann, vor der Übernahme nicht gut gegangen. Seit 2010 gehört Cocq zur ANS-Gruppe.

Im laufenden Jahr rechnet Jahnhofen mit einem Umsatz der Gruppe von 15 Millionen Euro. Zu ihr gehört auch die Active Networks Sea Systems GmbH. Sie stellt Systeme zur Personenortung auf Schiffen oder Offshore-Windkraftanlagen her. Der Mittelständler ist also in unterschiedlichsten Geschäftsfeldern aktiv. Stets jedoch geht es um den Einsatz und die Entwicklung moderner Computertechnik. Wie wichtig die mittlerweile für die Erstattung von Reisekosten geworden ist, beweist die Zusammenarbeit von Cocq und Deutscher Bahn.