Ahrensburger Fachdienstleiter beklagt Personalmangel. Politiker: Lange Bearbeitungszeiten schrecken die Investoren ab.

Ahrensburg. Erlenhof, Gewerbegebiet, Nordtangente oder Masterplan Verkehr - die Mitarbeiter des Ahrensburger Bauamtes haben viele Großprojekte auf dem Tisch. Diskutiert wird stets über die Finanzierung solcher Vorhaben, denn die Stadtkasse ist leer. Doch fehlt es offenbar nicht nur am Geld, sondern auch an Personal in der Verwaltung, das Pläne zeitnah in die Tat umsetzen kann. "Geht es so weiter, sehe ich schwarz für die Stadt", sagt Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses. Seine Kritik lautet: "Wir verschieben die Sanierung der Straßen ständig nach hinten, und das liegt wirklich nicht nur am Geld."

Laut Hansen sind die bereitgestellten Haushaltsmittel nicht ausgereizt. Er sagt: "Wenn wir nicht in der Lage sind, unsere Straßen zu erhalten, geht der Stadt ein Vermögen verloren."

Und: Bei neuen Bauvorhaben würden sogar Investoren abgeschreckt. "Viele wissen schon, dass die Prozesse in Ahrensburg sehr lange dauern", sagt er. Die erste von Investoren gestellte Frage sei oft, wie lange ein Bebauungsplan-Verfahren dauere, berichtet der Politiker. Dafür sei unter anderem die Personalsituation mitverantwortlich. "In der Tiefbauabteilung gibt es eine hohe Fluktuation", sagt Hansen. "Die müssen dort ständig Löcher stopfen, und zwar nicht nur die auf den Straßen." Der Grund dafür ist laut Hansen eine schlechte Bezahlung. "Mit 1.700 Euro netto lockt man doch niemanden hinter dem Ofen hervor", sagt er.

Hansen fordert eine zusätzliche Stelle für die Stadtplanung sowie eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Er verspricht: "Ich werde nach der Sommerpause darum bitten, dass wir entsprechende Beschlüsse fassen."

Wer nun glaubt, hier laufe sich nur ein Politiker für einen Wahlkampf warm, irrt. Denn auch aus der Verwaltung gibt es Kritik. "Es kneift an allen Ecken und Enden", beklagt Ulrich Kewersun, Fachdienstleiter im Bauamt. "Kleinere Projekte wie etwa die Nachverdichtung an der Klaus-Groth-Straße können wir derzeit wegen der personellen Situation nicht fortführen." Stattdessen müssten sich die Mitarbeiter vor allem um die aufwendigen Großvorhaben wie den Masterplan Verkehr, den Flächennutzungsplan oder die Nordtangente kümmern.

Nach Meinung des Fachdienstleiters hapert es vor allem in zwei Bereichen. "Neben der Leiterin für den Fachdienst Städtebau haben wir nur eine Mitarbeiterin in Vollzeit und ohne Befristung. Dabei lebt gerade die Stadtplanung von Kontinuität", so Kewersun. Zudem leide vor allem die Tiefbauabteilung an der hohen Nachfrage in der freien Wirtschaft, etwa nach Ingenieuren. Ulrich Kewersun: "Durch den Tarifvertrag sind da enge Grenzen gesetzt. Die Stellen im öffentlichen Dienst sind angesichts der momentanen Lage auf dem Arbeitsmarkt insbesondere für junge Einsteiger nicht attraktiv. Das merken wir." Eine hohe Fluktuation sei die Folge. Bauamtsleiterin Angelika Andres stimmt Kewersuns Einschätzung zu: "Der Personalbedarf ist zurzeit knapp bemessen." Sie sagt aber auch: "Wir müssen eben versuchen, damit unseren Aufgaben gerecht zu werden."

Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach will die Einschätzung, dass das Bauamt zu wenige Mitarbeiter hat, nur bedingt mittragen: "Für die Grundlast, also den normalen Arbeitsaufwand, sind wir ausreichend besetzt. Doch auf eine Spitzenlast sind wir nicht eingestellt." Derzeit sei es wegen bedeutender Projekte wie dem Erlenhof oder der Nordtangente äußerst eng. "Wir bekommen das aber noch hin, weil viele Mitarbeiter außergewöhnliche Arbeit leisten", sagt der Verwaltungschef. "Das Klischee vieler Bürger von den stressfreien Arbeitstagen in der Verwaltung greift nicht mehr", sagt Sarach. Sie leisteten zahlreiche Überstunden, Krankheitsfällen häuften sich.

Muss der Verwaltungschef da nicht einschreiten? "Natürlich versuche ich Signale zu setzen. Ich versuche zu motivieren." Er müsse auch Kapazitäten verschieben. So hatte der Bürgermeister kürzlich nach dem Weggang von Hanno Krause, Fachbereichsleiter für Bildung und Sport, zwei Bereiche zusammengelegt. Michael Sarach: "Dieser Schritt war korrekt und richtig. Aus der Politik habe ich ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen." Und intern sei der Schritt nach anfänglichen Irritationen akzeptiert worden. Der Verwaltungschef sagt: "Es ist vor allem vertretbar, weil mit Thomas Reich und Horst Kienel zwei hervorragende Fachbereichsleiter die Aufgaben übernommen und sich gut eingearbeitet haben."

Auch in Sachen Bauamt sei er optimistisch. Sarach: "Ich denke nicht, dass wir da ins Hintertreffen geraten. Mit den Großprojekten Erlenhof oder Nordtangente sind wir so weit wie noch nie." Insgesamt seien die Mitarbeiter im Fachbereich jung. "Das muss sich auch erst rütteln und schütteln", so der Bürgermeister. "Ich bin Optimist. Das muss ich in meinem Beruf auch sein."