Stefan Watzlawzik fordert im Kulturausschuss eine zusätzliche Fachkraft, um das Angebot aufrecht zu erhalten. “Wir sind am absoluten Limit.“

Reinbek. "Um es ganz klar zu sagen: Wir haben jede Menge Arbeit an den Hacken, und zu wenig Personal. Wir sind am absoluten Limit. 90 Prozent unserer Akten und Dokumente sind nicht bearbeitet und daher auch nicht zugänglich. So kann es nicht weitergehen." Stefan Watzlawzik, dem Leiter des Stormarner Kreisarchivs, war die innere Anspannung anzumerken, als er im Schloss Reinbek dem Kreiskulturausschuss sein Anliegen vortrug. Er fordert, dass ein zusätzlicher Fachangestellter das jetzt dreiköpfige Team verstärkt. Watzlawzik: "Wenn sich nichts tut, müssen wir unser Angebot zusammenstreichen."

750 übermannshohe Regalmeter, vollgestopft mit Unterlagen, stehen im Keller des Kreisarchivs. "Das ist ein großer Haufen, von dem wir nicht wissen, was da drin steckt. Nur ein Zehntel davon haben wir bearbeiten können", sagt Watzlawzik, der auch im Kreiskulturausschuss betonte, dass das Archiv hoheitliche Aufgaben erfülle, die nicht nach Belieben gestrichen werden könnten. Seien die gesetzlichen Pflichtaufgaben angesichts des knappen Personals aber nicht mehr angemessen zu leisten, müssten eben andere Dinge wegfallen - auch wenn sie wichtig und nachhaltig und eigentlich unverzichtbar seien.

Ausstellungen, Programme zu Jubiläen und auch Vorträge könnten dann der Vergangenheit angehören. "Und wir müssten über reduzierte Öffnungszeiten nachdenken", sagt Watzlawzik. Schon im März hatte er für zwei Wochen geschlossen - mit der Folge, dass böse Mails im Archiv landeten. Weitere Schließungen sind bereits geplant: vom 18. bis 29. Juni und vom 10. bis 21. September. Auch die Mitarbeit am Online-Stormarn-Lexikon sei gefährdet - und die Beschilderung der Radwanderrouten auf dem ehemaligen Bahndamm. Watzlawzik: "Wir liefern die historischen Bilder dazu. Wenn nicht, wird es eben weiße Tafeln geben."

Im Kreisausschuss waren die Reaktionen positiv bis verhalten. Das Archiv, namentlich Stefan Watzlawzik, leiste sehr gute Arbeit. Aber wie sollen die 60 000 Euro für eine neue Stelle finanziert werden? Ein Vorschlag kam von Angela Batty (SPD). Man könne doch Mitarbeiter requirieren, die sich zum Bundesfreiwilligendienst melden. Das wäre zumindest für eine Übergangszeit eine Lösung. Darauf Watzlawzik: "Wir nehmen ja auch Praktikanten. Aber die Erfahrung zeigt, dass das nicht so einfach ist. Wir brauchen eine Fachkraft."

Landrat Klaus Plöger versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. "Ich werden den Bedarf klären und mir mal zehn andere Kreise und die Ausstattung der Archive dort ansehen. Man muss das ja einordnen können", sagte Plöger und fügte hinzu: "Das ist keine Zusage für irgendetwas. Wir müssen auch sehen, was in den Fachbereichen Soziales oder Jugend abgeht. Die Höhe der Ausgaben muss untereinander schlüssig sein."

Für Stefan Watzlawzik ist die Bedarfslage längst klar. "50 Prozent unserer Arbeit bekommen wir aus der Kreisverwaltung, das sind 300 Vorgänge im Jahr", so der Archivleiter, dem es auch darum geht, dass die Arbeit in der Kreisverwaltung effizienter wird und damit auch günstiger. "30 Millionen Euro Personalkosten fallen beim Kreis jährlich an. Zehn Prozent der Zeit wird mit der Suche nach Akten vertan. Wenn wir besser arbeiten könnten, ließe sich da viel sparen." Dann wären die Kosten für eine Stelle im Archiv um ein Mehrfaches wieder reingeholt." Jetzt hofft Watzlawzik auf die Initiative des Landrats. Der wird am kommenden Montag mit den Amtsleitern sprechen.