Die Karpfenstadt gewinnt ihre Wette bei der Sommertour des Senders und beförderte insgesamt 500 Liter Wasser mit Fisch-Schwämmen

Reinfeld. Ziemlich nass. Die Beschreibung passt wohl ziemlich gut auf das zurückliegende Wochenende. Und ziemlich nass wurde es am Sonnabend auch in Reinfeld. Da regnete es zwar keine Katzen und Hunde, dafür aber blaue Karpfen. Und das ordentlich. Etliche triefendnasse Schwämme in Fischform flogen da um 19.50 Uhr über das Gelände des Sportplatzes. Ein Jubelschauer. Denn der NDR, der auf seiner alljährlichen Sommertour diesmal auch die Karpfenstadt streifte, hatte gewettet: Dass die Reinfelder es nicht schaffen, in 20 Minuten 500 Liter Wasser über einen Parcours in einen Sammelbehälter mithilfe von 1000 Schwämmen zu befördern. Der Sender verlor.

+++ Reinfelder bekommen 1000 Schwämme für die Stadtwette +++

Es ist kurz vor halb Acht, als Britta Lammert vom Stadtmarketing Reinfeld zusammen mit Bürgervereinschef Matthias Volquardts noch einmal die acht aufblasbaren blauen Wasserbassins testet, in denen sich die Fischschwämme tummeln. Hier und da wird noch mal Luft in die Becken gefüllt, die die Reinfelder Teiche symbolisieren sollen. "Bei der Generalprobe am Freitag hat schon alles prima geklappt", verrät Britta Lammert schon vor Wettbeginn siegessicher. "Fast 300 Reinfelder sind gekommen und haben geholfen - und wir haben es lange vor der vorgegebenen Zeit geschafft."

Sie ist es auch, die den Start vorgibt. "Karpfen blau meist Kellner bringen, heute wollen wir ihn wringen", ruft sie ins Mikrofon, dass ihr NDR-Moderatorin Vérena Püschel unter die Nase hält. Und schon flitzen die ersten Reinfelder los. Schnappen sich einen oder mehrere der pitschnassen Schwämme und nehmen Kurs auf die große Leinwand unter der in einem großen Plastikbehälter das ausgewrungene Wasser gesammelt wird. Ein Schwimmer im Behälter soll dafür sorgen, dass sich das zweigliedrige Stadtwappen von Reinfeld (zwei Ähren auf rotem Grund und ein Karpfen auf blauem Grund) zusammensetzt, sobald 500 Liter erreicht sind.

Etwa alle 3,6 Sekunden müssen sechs Schwämme ausgewrungen werden, rechnet der NDR vor. Und das scheint zu klappen. Schon nach kurzer Zeit nähern sich die beiden Wappenteile an. Die Reinfelder rennen permanent hin und her - unter den Jubelrufen "Karpfen blau, Karpfen blau" der Zuschauer. In der Wasseranlieferzone unter dem Wappen wird es eng. Die Helfer von der Stadtverwaltung und die Mitarbeiter der Volksbank Stormarn, die Wasserkübel entleeren und bereits ausgewrungene Schwämme zurücktransportieren, kommen mit ihrer Arbeit kaum nach.

Auch das Teichpächterehepaar Alfred und Annegret Wenskus hilft tüchtig mit. Und die 31 Jahre alten Reinfelderinnen Jasmin Lübbe und Nadine Koltze, die sich für die mediale Wasserschlacht extra Karpfenhüte aufgesetzt haben, sind vom Dauerumfüllen schon ganz nass. Kaum jemand bleibt bei der Prozedur trocken. Selbst das NDR-Team, das für die Fernsehübertragung ebenfalls hin- und herrennt, wird bei jeder Tour nasser.

Und als sich schließlich, drei Minuten vor Ablauf der Zeit, das Stadtwappen zusammensetzt, der Behälter 500 Liter fasst, werfen die Reinfelder vor Freude ihre Wasser getränkten Karpfenschwämme Richtung Wappen - und damit auf Moderatorin Vérena Püschel und Bürgermeister Gerhard Horn. "Wenn Reinfeld sich etwas vorgenommen hat, dann klappt das auch", sagt das Reinfelder Stadtoberhaupt nicht ohne Stolz. Immerhin, den Wetteinsatz hätte er erbringen müssen. "Wenn Reinfeld verliert, muss Bürgermeister Horn ins Horn blasen", gab der NDR vor. Die Aufgabe muss nun das Moderatorenteam über nehmen - die völlig durchnässte Vèrena Püschel und ihr Kollege Jan-Malte Andresen.

Doch auch mit Anstrengung bringt Andresen kaum einen Ton heraus. Ein Reinfelder muss her. Einer, der es versteht. Und so einer ist der Bürgervereinsvorsitzende Matthias Volquardts, der sogleich auf die Bühne geholt wird. Er beherrscht das Hornblasen seit seiner Kindheit. "Es kommt vor allem auf die Vibration der Lippen an", erklärt er und lässt die seinen auch sogleich ordentlich surren. Ein guter Tipp.

So schaffen es die Moderatoren doch, dem Instrument ein zaghaftes Tröten zu entlocken - unter dem Applaus der Zuschauer, die noch bis nach Mitternacht vor der Bühne weiterfeierten. Denn für Unterhaltung und gute Stimmung sorgte ein buntes Programm mit musikalischen Auftritten von Markus, Geier Sturzflug, Hot Banditoz und Just For Fun.