Es ist schon schön, wenn Selbstdarstellung und Wirklichkeit übereinstimmen. Moralphilosophen nennen diesen Zustand Ehrlichkeit. Sie wissen, dass sich dieser Zustand nicht von selbst einstellt. Man muss um ihn kämpfen. Auch die Neue Lübecker Baugenossenschaft muss kämpfen.

"Vorrangiges Ziel der Genossenschaft ist nicht der betriebswirtschaftlich höchst mögliche Gewinn, sondern vor allem die wirtschaftliche und soziale Förderung der Mitglieder", lesen wir auf der Internetseite des Unternehmens. Das hört sich gut an. Die Familie Schulz hat eine andere Seite des Unternehmens kennen gelernt. Und da spielt gerade nicht die soziale Förderung die Hauptrolle, sondern da sind "versicherungs- und haftungsrechtliche Gründe" viel wichtiger. Damit begründen Marcel Sonntag und Volker Skroblies, Vorstandsmitglieder der Neuen Lübecker, warum im Gemeinschaftsgarten in Schmalenbeck kein Trampolin stehen darf. Es ist das Trampolin der kleinen Lena, auf dem sie gern und zur Freude der Nachbarn herumgeturnt ist. Soziales Miteinander nennt man das: die einen machen etwas, die anderen schauen zu. Man kommt ins Gespräch, man lernt einander kennen, man achtet aufeinander, Nachbarn passen auf, dass der kleinen Lena nichts passiert.

Haftungsrechtlich ist das nicht zu fassen. Wer mitfühlt, begreift aber, dass ein kleines Trampolin mehr sein kann als nur ein Gerät, das dem Gärtner bei der Rasenpflege im Weg steht.