DLRG beklagt Mangel an ehrenamtlichen Ausbildern. Die Wartelisten für Kinderschwimmkurse in Stormarn werden immer länger.

Bargteheide. Es ist noch nicht lange her, dass in Hamburg-Allermöhe ein 14 Jahre altes Mädchen ertrunken ist, weil es nicht richtig schwimmen konnte. Grund genug für die Deutsche-Lebensrettung-Gesellschaft (DLRG), jetzt Alarm zu schlagen. Denn viele Kinder in Stormarn stehen auf einer Warteliste bei Schwimmkursen und lernen dadurch oftmals erst spät, sich über Wasser zu halten. Ein Grund dafür ist, dass der DLRG die ehrenamtlichen Schwimmausbilder ausgehen.

"Das ist nicht nur ein Problem in Ahrensburg und Bargteheide, das betrifft ganz Stormarn", sagt Martin Knaffel, Vorsitzender der DLRG in Bargteheide. Die Schwimmkurse für Anfänger in Bargteheide sind dort bereits für die kommenden drei Jahre ausgebucht. Eltern, die ihre Kinder gern für dieses Jahr noch anmelden wollen, muss Knaffel vertrösten. "Der Zulauf war schon immer groß. Seit Jahren haben wir aber einen Vorlauf von etwa einem Jahr. Und seit eineinhalb Jahren kommen wir der Nachfrage kaum noch nach", sagt Knaffel. Zum einen liege es daran, dass Bargteheide eine wachsende Stadt sei, viele junge Familien mit Kindern zuziehen und die Nachfrage allein dadurch höher sei. Andererseits hätten viele ehrenamtliche DLRG-Ausbilder nachmittags immer weniger Zeit, um Schwimmkurse anzubieten. Knaffel: "Die Schulzeiten sind länger, unsere Ausbilder gehen zum Studieren weg. Oder sie haben einfach weniger Zeit, weil sie bis abends arbeiten müssen."

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Ab 19 Uhr könnten theoretisch weitere Kurse angeboten werden. "Aber das können wir den Sechsjährigen gar nicht mehr zumuten. Viele schlafen ja schon nach dem 18 Uhr-Kurs auf der Rückfahrt im Auto ein. Das ist zu anstrengend", sagt Knappel. Bald muss er auf eine weitere Schwimmausbilderin verzichten. Mareike Mielke aus Elmenhorst will im Herbst ihr Studium beginnen. Sie trainiert seit fünf Jahren Schwimmanfänger in der Halle des Heinrich-Sengelmann-Krankenhauses in Bargfeld-Stegen. Es gibt zwei Kurse im Frühjahr, zwei im Herbst. Zuwenig, um die Warteliste abzuarbeiten.

Doch nicht nur durch den Mangel an ehrenamtlichen Schwimmausbildern der DLRG müssen Kinder länger darauf warten, das Schwimmen zu lernen. Vielfach mangelt es auch an Kapazitäten für Schwimmzeiten. Etwa in Glinde. Obwohl sich die 17 000 Einwohner zählende Kleinstadt als eine der wenigen noch ein Lehrschwimmbecken an der Grundschule Tannenweg leistet, können nicht alle Kinder sofort einen Anfängerkurs beginnen. "Seit etwa eineinhalb Jahren, seitdem immer mehr junge Familien nach Glinde ins Neubaugebiet Alte Wache ziehen, wird die Warteliste immer länger", sagt Joachim Lehmann, Geschäftsführer des TSV Glinde. Sieben Kurse werden derzeit angeboten. Ein Ferienkompaktkurs wurde bereits ins nahegelegene Billstedt ausgegliedert. Denn neben dem TSV nutzen auch die DLRG, das Deutsche Rote Kreuz und die Volkshochschule das Lehrschwimmbecken. "Und die Kurse sind immer voll."

Anders sieht es nicht in Reinbek aus. Auch dort sind Anfängerkurse regelmäßig ausgebucht. "Die Kinder kommen von überall her. Aus Bergedorf, Barsbüttel, Trittau, Schwarzenbek", sagt Thomas Maertz, stellvertretender Schwimmleiter des Freizeitbades Reinbek. Das liege auch daran, dass immer mehr Bäder geschlossen werden. "Auf Wartelisten verzichten wir seit einiger Zeit. Wir haben jetzt feste Daten, bis zu denen man seine Kinder anmelden kann. Aber auch da sei der Andrang groß. Das spricht sich immer sehr schnell rum" sagt Maertz.

Doch nicht nur die Schwimmkurse, die das Freizeitbad anbietet, sind permanent ausgebucht. Auch auf der Warteliste der Schwimmsparte der TSV Reinbek stehen 181 Namen von Kindern, die schwimmen lernen wollen. "Es ist nicht selten, dass Eltern schon ihre zwei Jahre alten Kinder bei uns anmelden, damit sie im Alter von fünf Jahren Schwimmen lernen können", sagt Elke Schliewen, Sprecherin des Sportvereins. Froh sei man in Reinbek jedoch, dass sich die Politik für den Erhalt des Freitzeitbades einsetze. "Gebe es dieses auch nicht mehr, hätten wir gar keine Möglicheiten mehr, Schwimmkurse in Reinbek anzubieten."

Selbst das Schönaubad in Trittau bekommt den Ansturm in anderen Regionen auf die Schwimmkurse zu spüren - obwohl es in diesem Jahr Probleme gab, die Becken zu heizen. Trotzdem habe es mehr Anfragen von außerhalb gegeben. So kommen die Jüngsten, die derzeit in zwei Kursen für ihr Seepferdchen üben, mittlerweile nicht mehr nur aus Trittau, sondern auch aus Rahlstedt und Stapelfeld. Nachdem es über längere Zeit immer freie Plätze gab, führt auch das Schönbad mittlerweile eine Warteliste. Damit die in Bargteheide bald kürzer wird, hofft Martin Knaffel nun, dass sich bald viele junge Leute melden, die sich bei der DLRG ehrenamtlich zu Schwimmtrainern für die Jüngsten ausbilden lassen. Denn Kapazitäten seien nicht nur im Freibad Bargteheide in den Sommermonaten, sondern auch im Schwimmbad des Heinrich-Sengelmann-Krankenhauses noch reichlich vorhanden.

Wer sich zum Ausbilder für Schwimmkurse schulen lassen möchte, sollte mindestens 15 Jahre alt und ein guter Schwimmer sein. Die Ausbildung dauert neun Wochenenden. Interessierte melden sich per E-Mail an vorstand@bargteheide.dlrg.de oder telefonisch unter der Nummer 04532/979 73 92.