Dauerregen hatte Teile der Gerste zerstört. Der Sonnenschein beendet nun die unfreiwillige Erntepause der Bauern im Kreis Stormarn.

Ammersbek. Auf diesen Wetterumschwung hatten die Landwirte fast eine Ewigkeit warten müssen - wochenlang hatte der Mähdrescher von Jens Timmermann-Ann im Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt in der Scheune gestanden. Auch andere Bauern legten wegen des Dauerregens einen unfreiwilligen Erntestopp ein. Die Stormarner verzeichneten sogar erste Ertragseinbußen. "Normalerweise würden wir um diese Zeit schon die Saat für das nächste Jahr vorbereiten", sagt Timmermann-Ann. Temperaturen bis 27 Grad Celsius und Sonne sorgen endlich für trockene Böden. Nun rücken die Bauern mit ihren Mähdreschern aus.

Mitte Juli hatte Timmermann-Ann bereits mit dem Dreschen der Gerste begonnen. Doch dann hing der Himmel permanent voller Wolken, teilweise regnete es wie aus Eimern. Vom Bestand des bis dahin reifen Getreides konnte nur ein Teil von den Feldern eingeholt werden. Und inzwischen hat der starke Regen einen Teil der restlichen Gerste beschädigt. "Die Halme sind teilweise geknickt, dadurch kann der Mähdrescher nicht mehr alles erfassen", erklärt der Bünningstedter Landwirt.

Auch Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Stormarn, bestätigt, dass die Erntebedingungen bislang stark erschwert sind. "Felder und Zufahrtswege waren wegen des starken Regens schlecht befahrbar", sagt er. Timmermann-Ann ergänzt: "Je länger die Pflanzen auf dem Feld stehen, desto morscher werden sie und brechen irgendwann."

Dennoch fällt die erste Zwischenbilanz für die Bauern insgesamt positiv aus: "Die bisherigen Erträge sind relativ stabil und die Qualität des Getreides ist gut", sagt Peter Koll. "Im Vergleich zum Vorjahr sind die Erntemengen sogar gestiegen." Beim Gerstenanbau erwirtschafteten die Bauern bei einem Hektar Fläche in diesem Jahr bisher rund sieben Tonnen Getreide, 2011 waren es nur sechs Tonnen gewesen. "Das liegt vor allem an den guten Wachstumsbedingungen im Herbst und Frühjahr", sagt Koll. Als die Wintergerste im September des Vorjahres ausgesät wurde, seien die Böden zwar zu feucht gewesen, doch die milden Temperaturen im Oktober und November so wie in den Frühlingsmonaten hätten die Erträge gerettet.

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Im Unterschied zu vielen anderen Teilen Deutschlands blieb Stormarn zudem weitgehend vom starken Frost zu Jahresbeginn verschont. Daher habe sich das Getreide in der Zeit vor dem Dauerregen gut entwickelt. Weitere gute Nachricht für Landwirte und Verbraucher: Spielt das Wetter in den kommenden Tagen und Wochen mit, werden die Bauern immer noch eine gute Gersteernte erzielen. Diese positive Prognose gilt auch für die im nächsten Monat beginnende Raps- und Weizenernte.

Auch die aktuellen Weltmarktpreise für Getreide stimmen die heimischen Landwirte optimistisch. "Hohe Ernteausfälle durch Dürreperioden in den USA treiben die Preise in die Höhe", sagt Koll. Auch in Russland sowie in Zentral- und Südosteuropa beeinträchtigten Hitzewellen die Ernte und ließen die Preise für Agrarrohstoffe steigen. "Für uns Landwirte ist das natürlich von Vorteil", sagt Timmermann-Ann. Große Preissprünge seien nicht zu erwarten. Laut Marktbericht des Bayerischen Bauernverbandes ist zum Beispiel der Preis an der Hamburger Großhandelsbörse für eine Tonne Gerste in der vergangenen Woche von 239 auf 248 Euro gestiegen. Deutsche Endverbraucher werden von dem Preisanstieg vermutlich nur wenig zu spüren bekommen.

Das Wetter sollte aber in den kommenden Wochen unbedingt trocken bleiben, sagen Fachleute. Ansonsten müsse das Getreide nach der Ernte getrocknet werden, dadurch würden hohe Energiekosten anfallen. Pro Tonne Getreide sei dann mit 30 bis 50 Euro Mehrkosten zu rechnen. "Wenn wir die Natur für uns arbeiten lassen können, ist das natürlich günstiger", sagt Bauer Timmermann-Ann.

Über den Ernte-Neustart freut auch sein Sohn Jan. Der 13-Jährige hilft während der Schulferien auf dem Hof aus, möchte später in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er sagt: "Ich helfe meinem Vater gern. Und bei Sonne macht das natürlich viel mehr Spaß." So richtig Bange lassen sich Jens und Jan Timmermann-Ann aber so oder so nicht machen. Denn eine alte Bauernregel lautet: Wer jede Wolke fürchtet, taugt zu einem Bauern nicht.