Farbe bekennen: 35 Teams spielen am Sonnabend auf dem Stormarnplatz ein antirassistisches Fußballturnier. Der Abend endet mit Live-Musik

Ahrensburg. Ein internationales, buntes Fußballfest, bei dem sich alle gut verstehen - sogar die Fans des HSV und des FC St. Pauli: Das soll am kommenden Sonnabend auf dem Ahrensburger Stormarnplatz gefeiert werden. Der Fußballclub Roter Stern Kickers organisiert für diesen Tag ein antirassistisches Fußballturnier, für das sich 35 Mannschaften angemeldet haben. Sie reisen aus Berlin und aus Flensburg an, eine Mannschaft sogar aus der mittelenglischen Stadt Leicester. Zwei Teams bestehen aus jungen Flüchtlingen, die in Schleswig-Holstein leben. Es geht um den Wanderpokal "Goldene Brechstange" - und vor allem um Toleranz. Denn um die sei es im Fußball nicht immer bestens bestellt, wie Florian Meyer sagt.

"Gerade auf dem Land fallen bei Fußballspielen leider häufig rassistische Sprüche und Worte wie 'Schwuchtel'. Das hat für uns nichts mit Sport zu tun", sagt der Stürmer der Roter Stern Kickers, der Mitorganisator des Turniers ist. Andererseits könne Fußball genau das Gegenteil von rassistisch, chauvinistisch und homophob sein - nämlich tolerant und völkerverbindend. Und genau daran will man mit dem Turnier erinnern, das am Sonnabend um elf Uhr beginnen soll.

Die Roter Stern Kickers, offiziell die zweite Herrenmannschaft der FSV Kickers Ahrensburg, sind so etwas wie der FC St. Pauli der Schlossstadt. Die buntscheckige Truppe fand sich im Jahr 2010 zusammen - damals wurde auch schon das erste "Antira"-Turnier auf dem Stormarnplatz organisiert. "Am Anfang waren 16 Mannschaften dabei, im Jahr darauf 20. Danach haben sich immer mehr bei uns gemeldet, wie zum Beispiel der FC Kolektivo Victoria aus Leicester", erzählt Lotos Gaertner, ebenfalls Stürmer bei den Roter Stern Kickers. Für die Teilnahme der beiden Teams, in denen in der Region lebende Flüchtlinge kicken, sorge der Verein "Lifeline", der sich um junge Migranten in Schleswig-Holstein kümmert.

Andere Teams kommen aus dem unmittelbaren Umland, aber sie tragen immerhin exotische Namen, wie etwa "Bagdad Calling", "Lloret de Mar", "Viva con Pfeffi" oder "Hoisdorf's Finest". Nicht zuletzt sind der HSV und der FC St. Pauli vertreten - vereint für die gute Sache: "Vom FC St. Pauli kommt die sechste Herrenmannschaft. Und vom HSV eine Team aus Fans", sagt Florian Meyer, der sich freut, dass sich für den besonderen Zweck einmal der kulturelle Graben zwischen den beiden Hamburger Klubs überwinden lässt.

Die Veranstalter rechnen damit, dass sich rund 500 Menschen auf dem Stormarnplatz im Ahrensburger Zentrum einfinden werden. Nicht alle von ihnen werden Sportler oder mitgereiste Fans sein. So wird etwa der "Runde Tisch Ahrensburg", eine neu gegründete Initiative gegen Rassismus, mit einem Infostand vertreten sein. Dessen Gründungsmitglied Winfried Kümpel-Jurgenowski wird auch auf dem Platz eingreifen - und zwar mit der Trillerpfeife und, wenn nötig, gelben und roten Karten. Eine Rolle, die für den ehemaligen Richter vielleicht gar nicht so ungewohnt ist.

Für Getränke sorgen die Mitarbeiter des Jugendzentrums "Juki 42", das direkt neben dem Stormarnplatz liegt. Das Essen, das am Spielfeldrand erworben werden kann, ist themengerecht: "Rosie's Kitchen" aus Hamburg bietet afro-karibische Gerichte aus der mobilen Küche an. Wer bei dem Turnier seine Sympathie für eines der Teams entdeckt, kann sich, soweit vorhanden, mit Merchandise-Artikeln wie Schals, Buttons und T-Shirts eindecken.

Laut Niclas Hopp, seines Zeichens Verteidiger bei Roter Stern, wird gegen 19 Uhr mit dem Ende des Turniers gerechnet, das ganz im Stile der EM eine Vorrunde und K.o.-Spiele kennt. Im Unterschied zu internationalen Turnieren werden sie jedoch nur jeweils zehn Minuten dauern. Ab 20 Uhr soll dann Turnier ausklingen - und zwar mit Musik. Im Juki 42 werden drei Punkbands spielen, die Eight Balls, die Suicide Queenz und Smalltown Riot. Für den Eintritt werden vier Euro "Soli-Beitrag" fällig. Und die heißen nicht umsonst so, denn das Geld wird komplett an das Waisenhaus "Malaika Children Home" in Tansania gespendet. Für das Haus wird am Rande der Spiele auch Geld gesammelt.

Bleibt die Frage, warum der Pokal, der am Sonnabend zu gewinnen ist, eigentlich "Goldene Brechstange" heißt. Die ehrliche Antwort gibt Lotos Gaertner: "Vor dem ersten Turnier haben wir gemerkt, dass uns ein Pokal fehlt. Wir sind dann schnell noch in den Baumarkt gefahren. Wir haben dann irgendwann diese Brechstange gesehen, sie gekauft und golden angesprüht." Dass auf diese Weise ganz zufällig ein Symbol für Toleranz entstand, habe man erst später gemerkt, wie Florian Meyer erklärt: "So eine Brechstange kann ja auch Mauern aufbrechen. Die in den Köpfen".

Weitere Informationen: Wer sich für die Roter Stern Kickers interessiert, findet mehr im Internet unter www.rotersternkickers.blogsport.de . Informationen zu dem Waisenhaus in Tansania gibt es unter www.malaikachildren.org . Der Verein Lifeline stellt seine Arbeit unter www.lifeline-frsh.de vor.