Netzwerk für Kriminalprävention plant ein neues Jugendschutzprojekt in der Innenstadt. Dafür werden noch freiwillige Helfer benötigt.

Ahrensburg. Schon jetzt sieht man sie manchmal in der Ahrensburger Innenstadt sitzen, laufen und umherfliegen, die schwarzen Vögel, die als Raben bekannt sind. In Zukunft sollen sie abends und nachts Verstärkung bekommen, durch besondere Nachtraben. Dahinter verbirgt sich jedoch kein Programm, um Vögel anzusiedeln, sondern vielmehr ein Projekt zum Schutz der Jugend. Die Nachtraben sind daher auch keine Vögel, sondern leibhaftige Menschen, die sich selbst so nennen.

Wird das Projekt umgesetzt, sind die menschlichen Nachtraben mindestens zu dritt dort unterwegs, wo sich Jugendliche gerne aufhalten - und zwar in der Regel an den Wochenenden, bei größeren Veranstaltungen auch während der Woche. Sie tragen gelbe Jacken und Westen, sind dadurch gut erkennbar und stehen bereit. Nicht als Kontrolleure und Hilfssheriffs, sondern als Helfer bei Problemen, etwa für Jugendliche, die stark betrunken sind. "Die Nachtraben halten sich zurück, sie sind defensiv, sie bieten sich an als Schulter zum Anlehnen und helfende Hand, sie versuchen, Vertrauen zu den Jugendlichen aufzubauen", erklärt Jürgen Martens, zweiter Vorsitzender des Vereins Bürger für Sicherheit aus Ahrensburg.

Der Verein mit rund 400 Mitgliedern hilft dabei, das Nachtraben-Projekt in Ahrensburg auf die Beine zu stellen. Er ist Mitglied im Netzwerk für Kriminalprävention, dessen Arbeitsgruppe "Sicherheit für junge Menschen" will das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt aufbauen. Der Arbeitsgruppe gehören unter anderem die Polizei, die Sozialdienste der Stadt Ahrensburg und des Kreises Stormarn, der Stadtjugendring und Schulen an. Der Verein Bürger für Sicherheit hat die Aufgabe übernommen, Freiwillige als ehrenamtliche Nachtraben zu gewinnen.

Die Idee der Nachtraben ist dabei aus anderen Ländern bekannt. Vor fast 35 Jahren entstand das Jugendschutzprogramm in Schweden und Norwegen. Mittlerweile ist es auch in Dänemark verbreitet, allein dort gibt es über 150 Nachtraben-Vereine. In Deutschland sind Nachtraben seit 2005 erfolgreich in der Stadt Schleswig im Einsatz. Dieses Projekt will man sich auch in Ahrensburg zum Vorbild nehmen.

Wann die Nachtraben hier Jugendlichen ihre Hilfe anbieten werden, ist noch unklar. Denn noch fehlt es an Teilnehmern. "Wir wollen rund 20 Freiwillige gewinnen", sagt Jürgen Martens vom Verein Bürger für Sicherheit. "Bislang haben sich aber erst vier bis fünf gemeldet." Martens will auch Menschen für die Idee begeistern, die nicht Mitglieder des Vereins sind. Er hat daher in seiner Nachbarschaft in Gartenholz bereits Flugblätter verteilt.

Kommen genug Freiwillige zusammen, die idealerweise 35 bis 70 Jahre alt sein sollten, werden sie zunächst geschult, bevor sie ihre Einsätze haben. Die Ausbildung wird an acht Abenden unter anderem Erste Hilfe, Hinweise durch Polizei und Jugendrichter, Sexualkunde und das Thema Sucht und Drogen umfassen. "Die Kenntnisse sollen durch ehrenamtliche Referenten vermittelt werden", sagt Jürgen Martens.

Es werden auch die Rechte und Pflichten eines Nachtraben vertieft. Dies gilt insbesondere für die "Einsatzregeln". So rufen die Nachtraben die Polizei, wenn sie Straftaten beobachten, mischen sich aber nie selbst ein, etwa bei Prügeleien. Zudem halten sie sich nur draußen auf und gehen nie in Diskotheken und Kneipen. Sie verleihen auch kein Geld. Bei sich haben sie einen Rucksack mit Erste-Hilfe-Ausrüstung.

Bei der Stadt Ahrensburg steht man der Idee der Nachtraben aufgeschlossen gegenüber. "Das ist ein interessantes Projekt, die Stadt kann sich grundsätzlich vorstellen, es zu unterstützen", sagt Pressesprecher Andreas Zimmermann. Das Ordnungsamt betreut das Projekt von Seiten der Verwaltung.

Vor Akzeptanzschwierigkeiten bei der Zielgruppe warnt dagegen Stefan Kühl, Vorsitzender des Stadtjugendrings. "Es könnte sein, dass die Nachtraben anfangs wenig Anklang finden, weil bei Jugendlichen vielleicht eine gewisse Ablehnung da sein wird." Er hält es daher für wichtig, dass die Nachtraben konsequent als Hilfsangebot vermittelt werden. "Dann kann ich mir vorstellen, dass dieses an sich sehr gute Angebot auch genutzt wird."

Welche Herausforderungen auf sie zukommen, haben sich die ersten Freiwilligen unterdessen schon einmal angeschaut. "Wir haben beim Ahrensburger Stadtfest Polizisten begleitet", erzählt Jürgen Martens, der selbst als Nachtrabe aktiv sein will. "Dabei haben wir gesehen, dass der Bedarf für unsere Hilfe da ist." Werner Segelken-Voigt, Vorsitzender des Vereins Bürger für Sicherheit, pflichtet ihm bei: "Wir stehen hinter der Idee und hoffen sehr, dass sich noch Freiwillige melden."

Wer Interesse an einer Mitarbeit als Nachtrabe hat, kann sich beim Verein Bürger für Sicherheit melden. Er hat sein Büro in der Lohe 20, 22926 Ahrensburg, Tel. 04102/60 44 57, per E-Mail: bfs-ahrensburg@t-online.de