Abreißen ist preiswerter. Dieser Satz trifft ins Mark. Nicht nur, weil mit der Ahrensburger Klinik mal wieder ein altes Gebäude verschwindet - und mit ihm obendrein ein Gemälde. Der Satz trifft, weil er für eine Entwicklung steht, die wir kaum noch in Frage stellen: Wegschmeißen. Neu machen. Das ist schon Gegenwart und wird noch mehr die Zukunft sein. Es sind Schlüsselworte, die für einen Fortschritt stehen, vor dem man Angst kriegen kann.

Den Fön reparieren? "Unsinn. Das lohnt nicht", sagt der Verkäufer. Den geliebten Wecker des Vaters wieder auf Trab bringen? "Machen wir nicht. Zu aufwendig", kommt die Antwort. Ein Haus sanieren, das ans vorige Jahrhundert erinnert, an Menschen, die vor uns gelebt haben? "Wer soll das bezahlen", sagen die Investoren.

Bewahren ist nicht mehr angesagt. Aber wie lange wollen wir so weitermachen und nur das Profitable gelten lassen?

Geschäftsleute wollen Geschäfte machen. Wir brauchen auch neue Wohnungen. Und nicht jedes Haus muss erhalten, nicht jedes Bild konserviert werden. Aber darüber nachdenken, wohin das führt, muss man trotzdem. In Ahrensburg sind schon so viele Häuser verschwunden, wurden schon so viele Chancen vertan, Plätze zu erhalten, auf denen sich Menschen treffen könnten in all der Hektik. Das geht scheibchenweise. Und nicht nur in Ahrensburg. Zum Glück wurde früher auch mal etwas für die Ewigkeit geschaffen. So kann ein Investor im Urlaub die über Jahrhunderte sanierten Fresken eines Michelangelos bestaunen. Bewahren heißt, mit der Geschichte leben, um zu wissen, woher man kommt und wohin es gehen sollte - oder eben nicht.