Viele Wildkräuter sind nicht nur essbar, sondern auch lecker. Biologin Katharina Hocke erklärt, worauf es dabei besonders zu achten gilt.

Ahrensburg. Beet überwuchernde Unkräuter haben schon so manchen Hobbygärtner zur Weißglut getrieben. Dabei muss längst nicht alles, was in mühevoller Arbeit unter höchster Beanspruchung der Fingernägel aus der Erde gerupft wird, auch unbrauchbar sein. Vielmehr landen Giersch, Löwenzahn und Co. nicht mehr nur auf dem Kompost, sondern immer häufiger auch in der Salatschüssel.

Ein Alleskönner unter den Wildkräutern ist die Brennnessel. Die zarten Triebe der harntreibenden und blutreinigenden Pflanze schmecken hervorragend in einem Salat mit Sauerkraut, Äpfeln und Gewürzgurken. Allerdings ist Vorsicht geboten. "Wenn man die Brennnessel roh verzehren möchte, sollte man sorgfältig darauf achten alle Brennhaare der Pflanze zu zerstören. Das kann sonst wehtun", erklärt Katharina Hocke, Umweltpädagogin beim Verein Jordsand in Ahrensburg. Sicherer sei es, die Blätter zu kochen und als Teeaufguss zu genießen. Da der Tee Blut verdünnend wirke, sollten Herzpatienten sich den Verzehr von ihrem Arzt genehmigen lassen, so Hocke.

Wer Wildkräuter ernten möchte, muss ein paar wichtige Regeln beachten. "Zuerst sollte man der Natur nie mehr entnehmen, als man für seinen Salat oder die Suppe braucht", sagt die Biologin. So bleibe die Pflanze erhalten und könne schnell wieder nachwachsen. Wichtig sei auch, die Pflanzenbestandteile gründlich zu reinigen. Gesammelt werden sollte nur in Gegenden, wo es erlaubt ist und die Kräuter nicht durch Umweltgifte belastet sind. "Pflanzenstauden im Naturschutzgebiet sind also tabu. Gewächse am Straßenrand sind durch Autoabgase belastet und nicht besonders appetitlich."

Wer sich mit Kräutern noch nicht so gut auskennt, sollte bei der Auswahl der Pflanzen vorsichtig sein. "Das ist die wichtigste Regel", sagt Katharina Hocke. "Ich esse nur, was ich kenne". Als Anfänger solle man sich erfahrenen Leuten anschließen, empfiehlt sie: "Im Verein Jordsand machen wir regelmäßig Führungen auf unserem Lehrpfad. Dort haben wir alle einschlägigen Kräuter gepflanzt."

Auch die wilde Schafgarbe wächst dort. An den Enden ihrer steil nach oben wachsenden Stängel thronen Blütenschirme, die aus vielen Einzelblüten bestehen. Manchmal in Weiß, manchmal in zartem Rosa. Ihre federförmigen Blätter eignen sich als sparsam beigegebenes Gewürz für Salate oder einen wohltuenden Tee. "Die Bitterstoffe wirken antibakteriell und helfen deshalb bei Magen-Darmproblemen" erklärt Hocke. Wenn man die Blätter noch ganz frisch ernten möchte, lohnt es sich, früh aufzustehen. "Die grünen Teile einer Pflanze sollte man morgens ernten, da sind sie am knackigsten" erzählt die Kräuterfrau. Blüten hingegen, wie zum Beispiel die nussig schmeckenden Gänseblümchen, entfalten sich erst durch den Sonnenschein und sollten daher erst später am Tag geerntet werden.

Ein weiteres Multitalent ist der Giersch mit seinen weißen Blüten. Er schmeckt nach Petersilie und eignet sich für Pellkartoffeln mit Kräuterquark, Pesto und alle Gerichte, bei denen sonst Petersilie als Gewürz verwendet wird. Außerdem ist er ein bei Meerschweinchen und Kaninchen beliebtes Futter. Einen kleinen Tipp für geplagte Hobbygärtner hat die Kräuter-Fachfrau auch noch: "Das Wachstum des Giersch kann man gut eindämmen, indem man ihn direkt über der Erde abschneidet. Denn die Energie zum Wachsen gewinnt die Pflanze über ihre Blätter."

Der Beifuß ist das ideale Gewürz für fetthaltige Speisen, denn er macht das Essen verdaulicher. Die dunkelgrünen Blätter kann man bei einer langen Wanderung in die Schuhe legen. Die Inhaltsstoffe des Beifuß stärken nämlich die Muskeln und beugen einem Muskelkater vor. "Hebammen verbrennen Beifuß und halten ihn an bestimmte Reflexpunkte des Körpers, um bei Schwangeren die Kinder im Mutterleib zu drehen", ergänzt Katharina Hocke.

Sehr schmackhaft ist auch der Bärlauch. Kräuterquark und Pesto verleiht er eine feine Knoblauchnote. Doch Vorsicht: Die Blätter des Bärlauch sind sehr leicht mit den giftigen Maiglöckchen zu verwechseln. "Die Blätter immer nur dann ernten, wenn sie nach Knoblauch riechen", ermahnt Katharina Hocke.

Waldmeister, verarbeitet in einer leckeren Bowle, ist längst ein beliebtes Getränk bei Sommerpartys. Da Waldmeister Cumarin enthält und Blut verdünnend wirkt, sollten Herzpatienten sich den Verzehr jedoch vom Arzt absegnen lassen. "Pfefferminze ist da etwas harmloser", sagt Katharina Hocke. Man brauche nur ein oder zwei Blätter für einen Tee. "Am besten erntet man nur die Triebspitzen. Richtig frisch schmeckt Pfefferminze in Früchtequark." Für heiße Sommertage ist ein spritziges Joghurt-Getränk mit frischer Pfefferminze ein toller Durstlöscher.