In einer Oldesloer Selbsthilfegruppe finden Männer nach einer Trennung Rat. Das Angebot gilt auch für Mütter sowie für Großeltern.

Bad Oldesloe. Sie sind Väter, Mütter oder Großeltern, sind Anfang 20 oder mehr als 60 Jahre alt, kommen aus Oldesloe, Hamburg oder vom Dorf. Eines aber haben die Teilnehmer der Oldesloer Selbsthilfegruppe Väteraufbruch für Kinder gemeinsam: sie alle kämpfen um ein Kind.

Einmal im Monat treffen sich die Teilnehmer im Oldesloer Bürgerhaus, um über ihre Probleme nach der Trennung vom Partner zu sprechen. "Viele befinden sich akut in schweren Krisensituationen und dürfen ihre Kinder nicht sehen. Durch den Austausch mit anderen Betroffenen kann es gelingen, offener damit umzugehen und Lösungen zu finden", sagt Steffen Haupt, der die Gruppe im Oktober 2010 gemeinsam mit Frank Janßen gegründet hat.

Der 49-Jährige aus Kükels im Kreis Segeberg hat selbst jahrelang darum gekämpft, seinen Sohn sehen zu dürfen - ohne Erfolg. "Ich habe zwei Kinder aus zwei Partnerschaften", sagt Haupt. "Zu meiner erwachsenen Tochter hatte ich immer guten Kontakt." Mit dem Sohn gelang dies jedoch nicht. "Seine Mutter hat den Umgang abgewehrt. Irgendwann habe ich aufgegeben."

Um zu verhindern, dass das auch anderen passiert, leitet er die Selbsthilfegruppe, die dem Hamburger Verein Väteraufbruch für Kinder angehört.

+++ Kindeswohl ist subjektiv +++

Die Gründer der Gruppe haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. "Es geht uns nicht darum, die Partner gegeneinander aufzubringen und Wut zu schüren", sagt Steffen Haupt. "Vielmehr wollen wir gemeinsam einen Weg finden, der der beste für das Kind ist." Auch einige Teilnehmer sind verunsichert. "Ich war erst skeptisch, ob es eine gute Idee ist, hierher zu kommen. Ich hatte Angst, dass die Situation sich dadurch nur verschlimmert", sagt ein 30 Jahre alter Vater. Er hat eine wenige Monate alte Tochter, die Partnerschaft sei jedoch "sehr kompliziert". "Auf einem Kommunikationsseminar habe ich Steffen Haupt kennengelernt, der mich in die Gruppe eingeladen hat." Er habe Menschen gesucht, die seine Situation "emotional nachempfinden" könnten. "Ich will keinen Streit, sondern die Situation ruhig halten. Darum bin ich froh, dass in der Gruppe deeskalativ gearbeitet wird", sagt der 30-Jährige.

Kommunikation ist laut Haupt das Wichtigste. Der Wirtschaftsmediator lässt den Teilnehmern deshalb zu Beginn jeder Stunde Zeit, ihre Situation darzustellen. "Das hilft, zu reflektieren, was man sich eigentlich wünscht", sagt Haupt. Interessant sei dabei, dass viele sich auf feste Schemata beriefen, wie etwa, ihr Kind alle 14 Tage zu sehen. Haupt: "Das entspricht aber oft gar nicht deren Bedürfnissen. Für ein Kleinkind etwa sind zwei Wochen so lang wie für Erwachsene ein Jahr." Die Teilnehmer befänden sich in ganz unterschiedlichen Situationen. "Bei einigen steht gerade erst die Trennung an, andere stecken schon mitten in einem Gerichtsverfahren."

Die Mitglieder der Gruppe beraten nicht nur, sie bieten auch rechtlichen Beistand, begleiten andere Teilnehmer zum Beispiel zu Behördengängen.

Im zweiten Teil der Sitzung werden konkrete Themen besprochen, wie etwa die Gefühlswelt der Betroffenen. Dazu malt Steffen Haupt das sogenannte Eisbergmodell an die Tafel. "Oft gibt es Streit auf der Sachebene, unterschwellig spielen aber noch ganz andere Dinge eine Rolle. Über die Gefühle wird aber nur wenig gesprochen", erläutert der 49-Jährige. Übergreifende Themen zu besprechen sei wichtig, da sich einige Teilnehmer nicht akut in Not befänden.

Dazu zählt auch eine Großmutter. Zwar wurde die Selbsthilfegruppe von Vätern gegründet, sie richtet sich aber an alle, die nach einer Trennung Probleme mit dem Sorgerecht haben. "Meine Tochter hat sich von ihrem Mann getrennt, den ich gern mochte", erzählt die Frau. "Sie hatte wohl das Gefühl, ich würde mich auf seine Seite stellen." Zur "Strafe" untersagte die Tochter ihrer Mutter ein Jahr lang den Umgang mit den Enkeln, die damals sechs und zweieinhalb Jahre alt waren. Zurzeit sei zwar gerade wieder"alles im Lot". "Ich habe aber das Gefühl, dass jederzeit wieder etwas passieren kann", sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Steffen Haupt kann das verstehen, findet es jedoch "schade". "Schließlich geht es uns nur darum, die Situation zu verbessern."

Die Großmutter hatte von der Selbsthilfegruppe gelesen, als ihre Situation "besonders heftig" war. "Ich war kurz davor, rechtliche Schritte einzuleiten", sagt sie. In der Gruppe habe sie mit anderen Großeltern gesprochen. "Die haben mir gesagt: 'Lass es, das macht alles nur noch schlimmer'. Es war gut, dieses Feedback zu bekommen, denn ich will den Kontakt zu den Kindern ja auch nicht erzwingen."

"Es ist oft schwer, auf juristischem Weg etwas zu erreichen", sagt auch Haupt, denn: "Recht haben ist nicht gleich Recht bekommen." Dennoch sei es gut, dass diese Möglichkeit bestünde. "Das hilft, ernst genommen zu werden."

Auch nach der Aussprache mit ihrer Tochter besucht die Großmutter weiterhin die Selbsthilfegruppe. Sie sagt: "Ich hoffe, dass ich vielleicht auch anderen ein bisschen helfen kann."

Die Selbsthilfegruppe trifft sich an jedem ersten Montag des Monats um 19 Uhr im Oldesloer Bürgerhaus (Mühlenstraße 22). Für Fragen steht Steffen Haupt unter Telefon 04552/99 41 01 und per E-Mail ( info@s-haupt.de ) zur Verfügung. Informationen gibt es auch unter www.vafk-hh.de im Internet.