Die Pläne der neuen Landesregierung zum Umgang mit Betäubungsmitteln finden in Stormarn unterschiedlichen Anklang. Hier einige Stimmen.

Ahrensburg. Dem politischen Nachwuchs in Stormarn ist die in Kiel beschlossene neue Drogenpolitik nicht weitreichend genug. "Es wäre sinnvoll, die weichen Drogen komplett zu legalisieren. Nur so könnte man sie auch richtig kontrollieren", sagt Kajsa Niehusen von der Grünen Jugend in Reinbek. Der Beschluss, die erlaubte Haschisch-Menge von sechs auf zehn bis 15 Gramm zu erhöhen, sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, löse das Problem aber nicht, sagt die 21 Jahre alte Studentin und ist sich darin mit den Jungen Liberalen (JuLis) und den Jungsozialisten (Jusos) einig.

Einheitlich ist die politische Front der Stormarner Nachwuchsorganisationen in dieser Frage aber nicht. Die Junge Union (JU), die Nachwuchsorganisation der CDU, schert aus. Sie kritisiert die Pläne der Landesregierung scharf. "Die Eigenbedarfsmenge zu erhöhen, ist der Versuch, Haschisch als Einstiegsdroge zu legalisieren. Das ist verantwortungslos", sagt Sebastian Bünger vom Vorstand der JU. Der 25 Jahre alte Wirtschaftsingenieur aus Oststeinbek ist empört. Sechs Gramm seien schon zu viel gewesen.

"Die Erhöhung der Legalitätsgrenze von Haschisch ist unverständlich. Selbst eine geringe Menge Haschisch kann auf Dauer das Leben zerstören", sagt auch Patrick Bögl, 29. "Dienen 15 Gramm überhaupt noch dem Eigenbedarf, oder öffnet man so eine Hintertür zum Dealen", fragt ein anderer Passant. Für die Rentnerin Angela Günther ist klar: " Haschisch sollte gar nicht erlaubt sein. Sechs Gramm sind schon zu viel."

Viel zu wenig, sagt dagegen der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLi) Rasmus Rahn. "Wir fordern, dass der Besitz von 30 Gramm straffrei sein sollte. Das ist die Beschlusslage von unserem Landeskongress im Oktober 2010." Der Grundsatzbeschluss der Jungen Liberalen geht aber weit darüber hinaus. "Wir sind für die komplette Freigabe von weichen Drogen, denn gerade durch die Legalisierung ist sie keine Einstiegsdroge mehr. Den kriminellen Organisationen wird dadurch ein Standbein genommen", sagt der 19 Jahre JuLi-Vorsitzende, der sogar schon in einem Video für die Straffreiheit von Hasch und Marihuana mitgespielt hat: Ein Pärchen setzt sich auf eine Bank und raucht einen Joint - als wenn es eine normale Zigarette wäre.

"Hasch ist durchaus mit Zigaretten oder Alkohol zu vergleichen", sagt auch die Kreisvorsitzende der Jusos, Delara Burkhardt. In einer freien Gesellschaft solle daher jeder frei über den Konsum entscheiden können. "Das gilt selbstverständlich nicht für harte Drogen. Hier gibt es ein klares Nein", sagt die 19-Jährige aus Siek, die zugleich auf Prävention setzt. "Wer eine stärkere Freigabe von Drogen fordert, muss auch stärker für Aufklärung sorgen", fordert die angehende Politik- und Soziologie-Studentin.

So sieht das auch Stefan Kühl, Vorsitzender des Ahrensburger Stadtjugendrings: "Man muss schon in den Schulen ansetzen." Delara Burkhardt: "In meiner Schulzeit wurde das bereits gemacht, wenn auch ein bisschen mit dem erhobenen Zeigefinger. Heute gibt es schon ganz andere Formen. In der Ahrensburger Stormarnschule schließen Klassen zum Beispiel Rauchfrei-Verträge ab."

Prävention ist auch das Stichwort für Herbert Sczech, dem Büroleitenden Beamten im Bargteheider Rathaus. "Wir haben eine Drogenberatungsstelle im Rathaus und wir beschäftigen in Kooperation mit der gemeinnützigen Gesellschaft Tohus Streetworker in der Stadt", sagt Sczech. Das allein koste Bargteheide jährlich 30 000 Euro.

Aber die Ausgaben könnten steigen, denn auch die Städte und Kommunen sind im Hinblick auf die neue Drogenpolitik gefordert. Laut Koalitionsvertrag sollen sie den Bedarf für Fixerstuben ermitteln und gegebenenfalls einrichten. Vorgesehen ist ebenfalls eine Art "Drogen-TÜV" - ein mobiles Labor, das vor Discos hält und den Süchtigen anbietet, den Stoff auf Reinheit zu prüfen. "Wir wären damit überfordert. Das könnte höchstens Aufgaben für den Kreis sein ", sagt Sczech. "Eine Fixerstube in unseren Kommunen kann ich mir nicht vorstellen. Das ist etwas für Großstädte. Und ein mobiles Labor, um Drogen testen zu lassen, können sich die Gemeinden nicht leisten. Das ginge nur auf Kreisebene", sagt auch Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary.

Auf der Straße gehen die Meinungen über die Einführung des Drogen-TÜVs auseinander. "Dieses Geld sollte man lieber in die Aufklärung oder Jugendarbeit investieren, damit die Anzahl der Drogenabhängigen sinkt", sagt Sina Steffens, Großenhandelskauffrau, 24. Patrick Bögl ist anderer Auffassung: "Wir haben eine solche Drogenkontrolle schon vor einiger Zeit in Österreich eingeführt. Es ist eine gute Sache, um verunreinigten Stoff herauszufinden. Seitdem ist die Zahl der Drogentoten zurückgegangen." Eine Altenpflegerin findet die Idee auch gut: "So kann man Drogenabhängigen einen gewissen Schutz bieten."

Laboruntersuchungen, um Drogen auf Reinheit zu überprüfen, sei nicht gerade die Kernaufgabe von Verwaltungen und höchstens auf Kreisebene zu regeln, sagt dagegen Jürgen Hettwer, Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Siek. Eventuell ließe sich ein solcher Drogen-TÜV in Einzelaufträgen bei speziellen Anbietern anfordern. Hettwer: "Für das Einrichten von Fixerstuben erkenne ich zurzeit keinen Bedarf."

"Prävention ist in der Drogenpolitik das Allerwichtigste", sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. Ansonsten werde man sich in Kooperation mit dem Kreis und im Schulterschluss mit der Politik an die neuen Aufgaben herantasten. Sarach: "Natürlich muss die Frage der Bezahlung geklärt werden, aber es ist nicht hilfreich, sofort nur über das Geld zu reden. Wir müssen uns darum kümmern."