Die Popularität des Freeride-Sports nimmt auch im Norden Deutschlands zu, doch sind die Bikeparks eigentlich sicher genug?

Hamburg. Wie ein Legionär lege ich die Rüstung an: Brustpanzer, Rückenschutz, Schulterkappen, Helm, Beinschienen, Panzerhandschuhe. Jedes Frühjahr freue ich mich darauf, dass die Bikeparks öffnen. Doch ich fürchte mich auch, denn "Bikepark-Freeriden" ist ein bisschen wie Krieg. Ich ziehe in die Schlacht. Auch der Abschied erinnert an einen Feldzug: "Komm heil wieder! Sei vorsichtig! Verletze dich nicht!" Meine Mutter umarmt mich, Freunde wünschen mir Glück - und ja, auch ich wünsche mir Glück und spiele mögliche Szenarien im Geiste durch. Werde ich abends zufrieden nach Hause fahren oder in der Notaufnahme eines Krankenhauses wimmern? Werde ich den hohen Sprung mit Bravour meistern und voller Stolz über die eigene Courage jubeln oder wird es mir ergehen wie einem unglücklichen Biker, der vor der Sprungkante von dem Pedal rutschte und als "Crashtest Dummy" in die Tiefe schleuderte, so dass die Schulter platzte und die Rippen splitterten?

Und noch eine Frage drängt sich auf: Warum tue ich mir das überhaupt an? Ich will doch nur Spaß haben! Okay, auch etwas Nervenkitzel, aber sicher keine Angst um mein Leben und meine Gesundheit.

Schuld daran sind auch unsere Bikeparks. Noch gleichen viele eher Schlachtfeldern als Vergnügungsparks. Da finden sich Sprünge ohne Platz für Landungen, da lauern Bodenlöcher wie Fallgruben, Wallrides lassen Freerider an ihren senkrechten Holzplanken abschmieren wie Fliegen, die an Windschutzscheiben klatschen. Tückische Stunts bringen Wochenend-Freerider genauso reihenweise zur Strecke wie der Serienkiller im schlechten Thriller seine ahnungslosen Opfer. Woran liegt das? Und wer will das? Auf die erste Frage fällt mir die Antwort schwer, auf die zweite leicht: Niemand will das!

Tatsache ist: Bikeparks sollen möglichst vielen Bikern Spaß machen, nicht nur einer Handvoll Experten. Und selbst die haben mehr Spaß daran, gut gebaute Stunts in jeder Fahrt abzufahren, als zum Könnerbeweis einmal die "Do-or-die"-Mutprobe zu wagen. Im Parade-Park Whistler in Kanada sind die Strecken in allen Schwierigkeitsgraden gebaut, so dass jeder Spaß hat - Einsteiger wie Profis, du und ich genauso wie Darren Berrecloth (ein Freeride-Star). Einige Bikepark-Betreiber haben das auch verstanden. Andere nicht. Wir Freerider wollen keine Ruhe geben, bis auch unsere Parks spaßiger und sicherer sind - und ich nur noch voller Freude der Saison entgegenfiebere, statt mit Bangen in die Schlacht zu ziehen. (abendblatt.de)