Im Dreierpack billiger: Bad Oldesloe koordiniert mit 112-Zentrale Rettungseinsätze für Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein.

Bad Oldesloe. Die Oldesloer Rettungsleitstelle soll künftig auch alle Einsätze im Nachbarkreis Ostholstein koordinieren. Dies haben die Kreistage in Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein bei ihren jüngsten Sitzungen beschlossen. Gestern unterzeichneten die drei Landräte der Kreise den Vertrag. Demnach sollen ab dem 1. Oktober kommenden Jahres alle Notrufe aus Ostholstein in der 112-Zentrale in Bad Oldesloe eingehen.

Bisher nehmen die 16 Mitarbeiter der Einsatzzentrale die Notrufe aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg entgegen. Jährlich werden dort etwa 83 262 Einsätze bearbeitet. Ein Gutachter geht davon aus, dass nach der Zusammenlegung etwa 43 000 hinzukommen. Diese werden weiterhin auch von den Eutiner Disponenten bearbeitet, die nach Oldesloe umziehen.

"Den Termin haben wir uns gut überlegt", sagt Stormarns Landrat Klaus Plöger: "Wir wissen, dass es am Anfang etwas ruckelnd laufen kann und deswegen wollten wir nicht mitten in der Hauptsaison starten." Denn während der Sommermonate verdreifacht sich mit den Urlaubern und Kurgästen die Zahl der Menschen in dem 240 000-Einwohner-Kreis. Entsprechend wirkt sich dies auf die Zahl der Notrufe aus.

Mit der Zusammenlegung sollen jährlich rund 293 000 Euro eingespart werden. Zudem profitiere der Kreis an der Ostseeküste von der modernen Technik, die im Gebäude B der Kreisverwaltung in Oldesloe untergebracht ist. Bis zum Herbst 2012 soll diese erweitert werden. "Wir werden in benachbarten Büroräumen Disponententische aufstellen", sagt Margot Sinning (SPD), Vorsitzende des Stormarner Sozialausschusses. Die Kosten für den Umbau, etwa 100 000 Euro, sowie für die technische Ausstattung in Höhe von 470 000 Euro zahlt Ostholstein.

Auf lange Sicht betrachtet spart der Kreis zwischen der Lübecker und Kieler Bucht jedoch jährlich geschätzte 90 000 Euro an laufenden Betriebskosten. "Zudem haben uns die Krankenkassen unter Druck gesetzt", sagt Hermann Greve, Vorsitzender des Ostholsteiner Sozialausschusses: "Senkten wir nicht die Kosten für die Leitstelle, übernähmen die Krankenkassen nur noch 50 Prozent der Kosten und nicht wie bisher 60 Prozent."

Stormarn spart jährlich 50 000 Euro an laufenden Betriebskosten

Auch der Kreis Stormarn profitiert von der Zusammenlegung. Die jährlichen Betriebskosten verringern sich um etwa 50 000 Euro. Außerdem wird die Versorgung im Norden Stormarns und Süden Ostholsteins verbessert.

Denn Ostholstein arbeitet derzeit noch mit einer veralteten Technik. So sind beispielsweise die 32 Rettungswagen im Kreis nicht mit einem Navigationsleitsystem (GPS) ausgestattet. "Dieses soll bis Herbst in jedem Auto nachgerüstet werden", sagt der Leiter der Oldesloer Leitstelle Markus Hilchenbach. Dann können die Mitarbeiter in der Stormarner Kreisstadt auf einer Karte sehen, wo sich welcher Rettungs- oder Notarztwagen befindet. "Wenn zum Beispiel ein Disponent den Einsatzort ins System eingibt, schlägt ihm das System sofort das Rettungsfahrzeug vor, das am schnellsten vor Ort sein könnte", erklärt Hilchenbach.

Der Kreis Herzogtum Lauenburg profitiert wegen der fehlenden Grenze zu Ostholstein nicht davon. Auch wird die Kreisverwaltung in Ratzeburg langfristig keine Kosten sparen. Denn bisher zahlte der Kreis Herzogtum Lauenburg jährlich 235 000 Euro für Rettungsdienst, Brandschutz und Katastrophenabwehr. Künftig erhöht sich die Summe um 47 000 Euro auf 282 000 Euro. Denn mit der Zusammenlegung ist auch ein neuer Verteilungsschlüssel ermittelt worden, der sich an der Einwohnerzahl der Kreise orientiert, nicht wie zuvor an der Anzahl der Einsätze.

Als Verlierer möchte sich Herzogtum Lauenburgs Landrat Gerd Krämer jedoch nicht sehen. Schließlich werden jetzt die Kosten von 250 000 Euro für die Umrüstung von analoger Technik auf digitale nun durch drei geteilt. "Außerdem haben wir die vergangenen sechs Jahre weniger gezahlt als wir gemusst hätten. Da waren wir im Vorteil."

Eine Kooperation mit der Hansestadt Lübeck ist gescheitert

Verlierer der Zusammenlegung ist die Stadt Lübeck. Dort stehen auch veraltete Geräte in der Leitstelle, die dringend erneuert werden müssten. Deswegen wollte die Hansestadt zunächst mit dem Kreis Ostholstein kooperieren und eine gemeinsame Notrufzentrale errichten. Doch die Verhandlungen scheiterten, so Joachim Gattung, Fachdienstleiter Sicherheit und Ordnung in Ostholstein. Zuletzt strebte Lübeck eine große Leitstelle mit den drei umliegenden Kreisen an. Doch auch die Verhandlungen zwischen Landrat Klaus Plöger und Innensenator Bernd Möller (Grüne) blieben ergebnislos. Plöger: "Er wollte eine komplett neue Leitstelle in Lübeck und wir sollten dafür zahlen."