Nach jahrelangen Diskussionen wird der Großhansdorfer Supermarkt nun gebaut. Die einen freuen und die anderen ärgern sich.

Großhansdorf. Die Bäume sind abgeholzt. Bagger tragen die Erde ab und schaufeln sie auf große Lastwagen. Nach jahrelangen Diskussionen um den Bau eines Edeka-Marktes auf dem Stoltenberggelände an der Hansdorfer Landstraße in Großhansdorf werden derzeit Fakten geschaffen.

"Bürger und Anwohner sind entsetzt", sagt Stefan Kehl, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er schätzt, dass ihn in den vergangenen Tagen allein 20 Menschen wegen ihres Missfallens angesprochen haben. Ähnlich sieht es Hans-Karl Limberg von der FDP. "Die Baustelle hat den Ortseingang massiv verändert. Das Bewusstsein darüber, was verlorengegangen ist, ist sehr ausgeprägt", sagt der Fraktionsvorsitzende der Liberalen.

"Viele Bürger freuen sich, dass es endlich losgegangen ist", sagt dagegen Hans-Jürgen Bendfeldt, Fraktionsvorsitzender der CDU. Es sei notwendig, etwas für die Versorgung in Großhansdorf zu tun. "Die ist mit Edeka dann absolut gesichert", sagt Bendfeldt. Er rechnet damit, dass die Arbeiten bereits vor dem Herbst 2012 fertig sein werden.

"Die Mails mit Lob und die mit Kritik halten sich bei mir in etwa die Waage", sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Es habe keine größeren Beschwerden gegeben. "Kritik gab es allerdings, dass die Straßen verschmutzt sind und dort Lastwagen parken", sagt Voß. Die Verwaltung habe mit Edeka vereinbart, dass die Hansdorfer Landstraße nun zweimal täglich maschinell gereinigt werde. Die Kosten übernimmt das Unternehmen. "Die Baufirma ist angewiesen worden, ihre 40-Tonner auf dem Grundstück und nicht auf der Straße abzustellen", erläutert Voß. "Zudem prüfen wir gerade, ob wegen der Bodenverhältnisse eine Reifenwaschanlage erforderlich ist", sagt der Bürgermeister. Ansonsten gebe es keine Probleme mit der Baustelle. "Die Arbeiten gehen gut voran und liegen im Zeitplan."

Der direkte Nachbar überlegt, ob er aus dem Ort wegzieht

Direkt neben der Baustelle wohnt der Zimmermann Matthias Becker mit seiner Familie in einem Holzhaus. "Das Idyll ist nun weg, in das ich vor rund elf Jahren gezogen war", sagt der 51-Jährige. Er fühle sich auf seinem Grundstück mittlerweile wie ein Fremder. "Eben stand das Haus noch im Wald, jetzt auf einem Parkplatz", so Becker mit ironischem Unterton. Derzeit überlegt er, mit seiner Familie aus Großhansdorf wegzuziehen. Becker: "Ich bin fassungslos, wie die Gemeindevertreter vorgegangen sind." Sie hätten ihm den neuen Edeka-Markt schmackhaft machen wollen, indem sie betonten, dass sich das Angebot verbessere. "Das habe ich nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen", sagt der Handwerker. "Niemand leidet Hunger in Großhansdorf", so Becker. Ein Ausbau des bestehenden Rewe-Marktes am Eilbergweg reicht nach seiner Meinung aus.

Den gegensätzlichen Standpunkt vertritt Helge Koopmann. Der Hörgeräteakustiker arbeitet schrägt gegenüber der Baustelle am Eilbergweg. "Wir freuen uns alle sehr darauf, dass Edeka kommt", sagt er. "Das Angebot des Rewe-Marktes reicht nicht aus, und die Frische fehlt dort", so Koopmann.

Auch den Versicherungskaufmann Jens Müller ärgert die Baustelle nicht. "Ich habe auch von meinen Kunden bisher keine Klagen gehört", sagt der 31-Jährige.

Die Baustelle stört auch Karl-Friedrich Grube nicht. Der 76 Jahre alte Großhansdorfer meint aber, dass das derzeitige Angebot ausreiche.

Anderer Meinung ist Klaus Frömming. "Ich werde den Edeka-Markt nutzen", sagt er, "das Angebot bei Rewe und Penny im Eilbergweg reicht nicht aus." Der 80-Jährige fährt häufig mit dem Fahrrad zum Einkaufen. "Doch wenn ich dann das Auto nehmen muss, finde ich beim Edeka besser einen Parkplatz als jetzt", sagt er.

"Für die Parksituation ist der neue Edeka-Markt sicher eine Entlastung", meint auch Edda Job. Die 70 Jahre alte Ahrensburgerin kommt mehrmals in der Woche nach Großhansdorf, um ihre Kinder zu besuchen. "Ich bin dennoch geteilter Meinung. Privat darf ich im eigenen Garten kaum eine Birke fällen. Wenn aber die richtigen Leute mit viel Geld kommen, dann sieht die Welt ganz anders aus", sagt Edda Job.

Was passiert mit dem Rewe-Markt im Eilbergweg, wenn der neue Edeka-Markt eröffnet? In der Gemeinde kursieren Gerüchte, dass der Rewe-Markt im Sommer kommenden Jahres schließen werde. Ein Konzernsprecher dementiert das: "Es besteht noch ein mehrjähriger Mietvertrag, der per se gegen eine kurzfristige Schließung spricht." Im Übrigen werde man "die zukünftige Wettbewerbssituation" mit dem Edeka-Markt abwarten.

Derweil hat Aldi-Nord bereits Pläne für eine Filiale an der Stelle des Rewe-Marktes vorgestellt, die auch schon in den politischen Gremien diskutiert wurden (wir berichteten). Der Baubeginn sei jedoch nicht vor 2016 geplant, heißt es von Aldi-Nord. Der Discounter wisse, dass es einen langfristigen Mietvertrag mit dem Rewe-Konzern gebe.