In der Serie stellt das Abendblatt Stormarner vor und begleitet sie einen Tag. Heute: Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller

Barsbüttel. Heute ist Thomas Schreitmüller ausnahmsweise mit dem Auto ins Rathaus gekommen, obwohl er seit vier Monaten mitten in Barsbüttel wohnt "Das mache ich nur, weil ich tagsüber Außentermine habe", sagt Barsbüttels Bürgermeister. Um halb neun beginnt sein Arbeitstag. Diesmal bleibt nur wenig Zeit, um die EMails zu lesen. Dann steht schon der erste Besucher vor der Tür.

8.50 Uhr: Neuer Bezirksamtsleiter aus Wandsbek stellt sich vor

Die gut gefüllte Postmappe muss warten, denn Thomas Ritzenhoff ist ein wenig zu früh dran. Wandsbeks Bezirksamtschef ist seit fünf Monaten im Amt und auf Antrittsrunde im Umland. "Es ist gut zu wissen, was die anderen machen, denn zwischen Wandsbek und Stormarn gibt es viele Berührungspunkte", sagt er. Der Bezirksbürgermeister mit SPD-Parteibuch, der für rund 411 000 Einwohner zuständig ist, und Barsbüttels Verwaltungschef, CDU-Mitglied aus dem 12 300-Einwohner- Ort, kennen sich noch nicht. Thomas Schreitmüller bietet Kaffee und Kekse an und startet mit dem Satz: "Ich habe gehört, dass Sie mit mir noch ein Hühnchen zu rupfen haben?" Thomas Ritzenhoff lacht: "Das weiß ich nicht, aber mein Zettel ist lang."

Er kündigt an: "Wir werden den Ring 3 aus dem Hamburger Flächennutzungsplan herausnehmen." Thomas Schreitmüller ist nicht überrascht. Einst hatte Hamburg zwar darum gebeten, dass Barsbüttel eine Anbindung seines Gewerbegebiets nach Hamburg- Rahlstedt einplant, doch nun ist die Trasse nicht mehr erwünscht. "Ich hoffe, Sie nehmen es uns nicht übel, wenn die Anbindung bei uns drinnen bleibt", sagt Schreitmüller, "am Horner Kreisel staut es sich jeden Tag, und die Fehmarnbeltquerung würde die Staus auf der A 1 noch verstärken." Thomas Ritzenhoff bleibt hart: "Ich gehe davon aus, dass der Ring 3 dauerhaft verhindert werden soll, derzeit ist in Hamburg die S 4 im Fokus der Verkehrspolitik."

Dann holt Schreitmüller den Flächennutzungsplan heraus und zeigt, wo das Gewerbegebiet erweitert werden und wo das neue Einkaufszentrum stehen soll. Der Bezirksamtschef erzählt, dass in Jenfeld in den nächsten Jahren bis zu 900 neue Wohnungen entstehen sollen. Thomas Ritzenhoff schaut auf seine Liste: Das Reitwegekonzept der Stadt Hamburg steht noch darauf. Wandsbek hatte Barsbüttel um Beteiligung an dem Reitwegeplan gebeten. "Das kam bei uns nicht gut an", sagt Thomas Schreitmüller. "Auf der Karte sieht es so aus, als solle das Reitwegekonzept vor allem auf Barsbütteler Flächen umgesetzt werden." Der Bezirksamtschef erläutert die Idee: "Es sind ja auch andere Gebiete wie Höltigbaum betroffen, und es gibt Fördergelder aus Europa. Vielleicht muss man das in Barsbüttel noch einmal vernünftig vorstellen." Zum Abschluss verabreden sich die Verwaltungschefs zu einer Stormarn- Runde mit den anderen Umlandkommunen im ersten Quartal 2012.

10.15 Uhr: BMW-Manager hat noch Fragen zum Gebrauchtwagenzentrum

Es ist 10.15 Uhr. Das Telefon klingelt. BMW-Manager Gregor Fischer ruft an. Er fragt, ob der Bürgermeister bei der Grundsteinlegung für das neue Gebrauchtwagenzentrum eine Rede halten und etwas aus Barsbüttel für die Grundsteinschatulle mitbringen könne. Thomas Schreitmüller sagt zu. Dann kommt Kämmerer Holger Fischer herein. Er bereitet den Rechnungsabschluss 2011 für die Gemeindevertretung vor, und der Bürgermeister muss noch eine außerplanmäßige Ausgabe von 15 000 Euro abzeichnen. An der Kindertagesstätte Soltausredder mussten defekte Elektroleitungen repariert werden. "Da müssen wir sofort handeln, die Kita kann ja nicht ohne Strom bleiben", sagt Thomas Schreitmüller. Die Sache ist gerade erledigt, da ruft ein Kommunalpolitiker aus Tangstedt an. Dort war Schreitmüller vor seiner Tätigkeit in Barsbüttel Bürgermeister. Der Mann möchte wissen, ob sich zwei Kinder einen Krippenplatz teilen können.

11.15 Uhr: Straßenreinigungsgebühren werden neu berechnet.

Als Nächstes möchte Birgit Tietjens aus dem Fachbereich Finanzen über die Gebühren für die Straßenreinigung sprechen. Die Sätze müssen alle zwei bis drei Jahre überprüft werden. Im Vorjahr hatte Barsbüttel außerdem den Winterdienst zusammen mit Glinde, Reinbek und Wentorf neu ausgeschrieben. Deshalb muss jetzt neu kalkuliert werden. Einige Städte wie Schwarzenbek oder Bad Oldesloe legen deutlich mehr Kosten auf die Bürger um als Barsbüttel, hat die Nachfrage der Mitarbeiterin ergeben. 128 000 Euro hat der Winterdienst die Kommune zuletzt gekostet. Nach kurzer Diskussion entscheidet der Bürgermeister: "Wir müssen mit dem Bauhofleiter über eine straßengenaue Erfassung sprechen."

Dann schaut Melanie Liebscher von der Firma Dataport herein. Sie betreut 80 Kommunalverwaltungen in Schleswig-Holstein und ist auf "Kalendertour". Werbegeschenke dürfen die Kommunen zwar nicht annehmen, aber ein Wandkalender und ein paar Lebkuchen sind willkommen. Beim Plausch mit ihren Kunden kann sie oft noch eine letzte Bestellung für das scheidende Jahr mitnehmen. "Man versucht immer, mit dem Etat auszukommen, und ist Anfang des Jahres vorsichtig. Oft ist dann am Ende des Jahres noch Geld übrig", sagt Thomas Schreitmüller. Von ihm gibt es diesmal aber nur eine Tasse Kaffee.

Bernhard Zeppenfeld, Vorsitzender des Barsbütteler SV, ruft an. Es geht um die Ehrungen beim Neujahrsempfang am 8. Januar. Thomas Schreitmüller bespricht die Vorschläge. Der BSV wird sie noch schriftlich einreichen. Konzentriert arbeitet sich der Bürgermeister nun durch den Rest der Postmappe. Darin ist auch der Arbeitsvertrag für eine neu eingestellte Erzieherin. Thomas Schreitmüller unterschreibt und bringt das Dokument zur zuständigen Sachbearbeiterin Anja Krause.

Um 13.30 Uhr macht Sekretärin Birgit Töbelmann Mittagspause. Der Bürgermeister lässt das Essen heute ausfallen und geht selbst ans Telefon. Eine Anruferin hat eine Frage zu ihrer Lohnsteuerkarte. Thomas Schreitmüller bittet sie, später im Bürgerbüro anzurufen und gibt ihr die Durchwahl. Jetzt sind wieder E-Mails an der Reihe. Schreitmüller druckt sich Sitzungsunterlagen für den Schleswig-Holsteinischen Gemeindetag Woche aus. Es wird um die Rolle der Kommunen bei der Energiewende gehen sowie um die Kindertagesstättenfinanzierung.

14.50 Uhr: Aufbruch zur Rundtour durch die Gemeinde

Alle zwei Wochen fährt Thomas Schreitmüller einmal durch alle Ortsteile - Barsbüttel, Willinghusen, Stellau und Stemwarde - und sieht sich aktuelle Bauvorhaben an oder geht Fragen von Bürgern nach. Los geht's in Stellau. Ein Mann fordert, dass die Gemeinde einen Baum fällt. Die Sachbearbeiterin hat das Ansinnen abgelehnt. "Der Bürger sagt, der Baum schränke den Gehweg so sehr ein, dass Fußgänger auf die Straße ausweichen müssten." In der ruhigen Seitenstraße steht eine mächtige Eiche in der Tat ein Stück auf dem Gehweg. Von einer Gefährdung der Fußgänger kann aber keine Rede sein. Der Bürgermeister spricht eine Fußgängerin an: "Gehen sie hier oft lang?", fragt er. "Ja", lautet die etwas zögernde Antwort. "Stört Sie der Baum?" "Nein, gar nicht!", kommt es ganz entschieden.

Auf dem Rückweg fährt Schreitmüller durch Stemwarde. Im Neubaugebiet Kleiner Wischhoff möchten die Anwohner, dass die Gemeinde die Straßenbeleuchtung bezahlt. Die Besichtigung bestätigt, was das Bauamt mitgeteilt hat. Die meisten Straßen sind Privatstraßen, die von Anliegern genutzt werden. Die Kommune wird daher nur die Leuchten am öffentlichen Durchgangsweg zur Bahnhofstraße bezahlen.

Es ist 15.40 Uhr. Thomas Schreitmüller fährt durch das Gewerbegebiet. Vorbei an dem BMW-Gelände geht es zum neuen Bauhof. Die Baufirma muss nur noch das Streusalzsilo aufbauen. Bauleiter Klaus-Dieter Hast verarztet gerade einen Monteur, der sich die Fingerknöchel aufgeschürft hat. Die Männer haben am Morgen mit dem Aufbau begonnen, berichtet Hast. Einen Tag werden sie noch brauchen. Der Bürgermeister ist zufrieden, es geht zurück ins Rathaus.

16 Uhr: Besprechungen mit zwei Fachbereichsleitern

Im Bürgermeisterbüro steht eine Besprechung mit Florian Bittner an. Der Fachbereichsleiter Innerer Service, Schulen und Kindertagesstätten möchte über die Entwicklung der Kindergartengruppen und über Fortbildungsseminare für die Mitarbeiter reden. Der Verwaltungschef studiert die Vorschläge. "Es geht darum, für die Mitarbeiter Perspektiven zu schaffen, die jetzt als Stellvertretung der Leitung arbeiten", sagt Bittner. Schreitmüller zeichnet die Vorlage ab. Dann geht es um die Kindergartenplätze. "Wir haben noch zwei starke Jahrgänge, 2005 und 2006, dann gehen die Zahlen rapide zurück", sagt Bittner. Möglicherweise kann die Gemeinde schon im kommenden Jahr eine Gruppe schließen. Der Amtsleiter bekommt den Auftrag, die möglichen Auswirkungen durchzurechnen.

Es ist 17 Uhr, Bauamtsleiterin Rita Dux schaut vor dem Planungsausschuss am Abend noch einmal herein. Sie berichtet, dass eine Landschaftsgärtnerin die Flächen an der Falkenstraße neu gestalten und dass die neue Sommerlinde an der Bushaltestelle Dicker Busch gepflanzt wird. Thomas Schreitmüller informiert sie über das Gespräch mit Wandsbeks Bezirksamtsleiter zum Reitwegekonzept. Beide schauen danach noch einmal auf den Plan für das Nahversorgungszentrum. In der Einwohnerversammlung hatten Anwohner ihre Sorgen über eine Lärmbelästigung durch die Ladezone geäußert. Jetzt ist das Lärmschutzgutachten da. "Alle Werte werden eingehalten", sagt Rita Dux. Es wird aber auch eine drei Meter hohe Lärmschutzwand errichtet. "Wir versuchen, bei allen Vorhaben an alles zu denken, was sich die Bürger wünschen könnten, aber nicht alles lässt sich umsetzen", sagt Rita Dux.

Um 18 Uhr ruft der Bürgermeister Bernd Zacharias an, den Geschäftsführer der Hamburger Stadtentwässerung, und verabredet einen Termin für die Vorbesprechung vor dem nächsten Finanzausschuss. Es geht um die Abwassergebühren für Stellau. Um 18.45 Uhr nutzt Schreitmüller einen freien Moment, um bei seinen Eltern in Ahrensburg anzurufen und ihnen zum Goldenen Hochzeitstag zu gratulieren. Am Wochenende wollen der Sohn und seine zwei Schwestern zu den Eltern fahren und nachfeiern.

19 Uhr: Im Planungsausschuss geht es um die Straßenlaternen

Der letzte Termin des Tages ist der Planungsausschuss, der um 19 Uhr im Rathaussaal beginnt. Die Politiker stimmen der Wahl von Axel Griem zum Wehrführer der Ortswehr Stemwarde und von Stellvertreter Björn Adomeit zu. Danach geht es um die Straßenbeleuchtung. 643 der 1453 Laternen in Barsbüttel sind veraltet und die darin verwendeten Quecksilberhochdrucklampen ab 2015 nicht mehr erhältlich. Die Gemeinde hat Kurt Kröger, den technischen Leiter des e-Werks Sachsenwald, eingeladen. Er referiert über die Vor- und Nachteile neuer Lampentypen. Bis um kurz nach 22 Uhr geht es noch um die Straßensanierung und den Haushalt 2012. Der Bürgermeister hat Feierabend und will noch etwas essen. Mit einigen Politikern macht er sich auf den Weg ins nahe gelegene Restaurant Didim.