Konzept sieht die Umverteilung von Planstellen vor. Der Kreis könnte unterm Strich davon profitieren. Innenminister muss noch zustimmen.

Ahrensburg/Ratzeburg. Bei der schleswig-holsteinischen Polizei sollen in den kommenden Jahren etliche Planstellen verschoben werden. Das hat Joachim Gutt, Leitender Polizeidirektor im Landespolizeiamt, jetzt bei der Vorstellung eines "modifizierten Systems der Stellenverteilung" bekannt gegeben. Es gehe um einen "internen Ausgleich der Belastung", der dringend erforderlich sei. Denn echte Verstärkung, also insgesamt mehr Beamte, sei vor dem Hintergrund der schwierigen Haushaltslage des Landes absehbar nicht zu erwarten. "Die sichtbare polizeiliche Präsenz leidet nicht, auch nicht in den Bereichen, wo Personal abgezogen wird", so Gutt.

Stormarn gehört offenbar zu den Gewinnern dieser angedachten Umverteilung. Der Polizeidirektion Ratzeburg, die für Stormarn und den Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg zuständig ist, sollen dem Papier zufolge unterm Strich zehn Stellen zugeschlagen werden: Demnach kämen zehn Schutzpolizisten und vier zivile Verwaltungsmitarbeiter hinzu, während im Bereich der Kriminalpolizei vier Dienstposten in andere Direktionen verlagert würden. Landesweit sollen 105 der 5370 Beamten- und 33,5 der 345 Mitarbeiterstellen verlagert werden.

Die Direktionen in Itzehoe (minus 43 Beamte), Lübeck (minus 28) und Flensburg (minus 19) sollen die meisten Federn lassen, in Bad Segeberg (plus 35), Neumünster (plus 31) und Husum (plus 26) gäbe es hingegen die stärksten Zuwächse zu verzeichnen. Wie die zehn zusätzlichen Posten auf die Dienststellen der Ratzeburger Direktion aufgeteilt werden, ist nach den Worten des dortigen Polizeisprechers Holger Meier noch offen.

Manfred Börner, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und Chef der hiesigen GdP-Kreisgruppe, sieht den größten Personalmangel in den großen Wachen, den rund um die Uhr besetzten sogenannten Zentralstationen. In Stormarn sind das Ahrensburg, Reinbek und Bad Oldesloe. "Ein Landpolizist versieht sicherlich nicht so viele Nachtdienste wie beispielsweise ein Ahrensburger Streifenpolizist", sagt er.

Tatsächlich ist die Anzahl von Nachtdiensten offenbar ein wichtiges Kriterium bei der Umverteilung im Bereich der Schutzpolizei; bei den Kriminalern orientiert sich das System offenbar an der Kriminalitätsstatistik. Jürgen Börner, Sprecher der Landespolizeiamtes: "Sieben Nachtdienste pro Monat sollten eigentlich nicht überschritten werden." Sein Namensvetter, der Gewerkschafter Manfred Börner, sagt hingegen, dass für die Beamten in den größeren Wachen in Stormarn und im Nachbarkreis zehn Nachtdienste monatlich nicht ungewöhnlich seien. Auf der anderen Seite gebe es auch Beamte, die vielleicht nur ein- oder zweimal im Monat zu nächtlicher Stunde im Einsatz seien.

Die Kollegen aus den Ein-Mann-Stationen, sie sind nachts weniger oft im Einsatz. In Stormarn gibt es noch je einen in Bargfeld-Stegen und in Mollhagen. Nach den Worten des Landespolizeiamt-Sprechers Jürgen Börner müssten auch sie Verstärkung bekommen: "Schon aus Gründen der Eigensicherung sollen nachts keine Kollegen mehr allein Streife fahren."

Für das Landespolizeiamt ist das neue Umverteilungskonzept ein auf die Zukunft ausgerichtetes Modell, das fortgeschrieben, also regelmäßig an aktuelle Werte angepasst werden soll. Im März soll Innenminister Klaus Schlie (CDU) das Papier auf den Tisch bekommen. "Wenn er zustimmt, werden wir die Umverteilung vornehmen", sagt Jürgen Börner. Er betont: Das sei ein Prozess, der zwei bis fünf Jahre dauern könne. Kein Beamter solle gegen seinen Willen versetzt werden.

Aber wird der Minister kurz vor der Wahl noch eine Entscheidung treffen, die in einigen Landesteilen unpopulär sein dürfte? "Der Wahltermin ist für Herrn Schlie kein Kriterium, ob diese Entscheidung getroffen wird oder nicht", sagt dessen Sprecher Thomas Giebeler, der das "aus der Polizei heraus gewachsene Konzept" lobt: "Es gibt jetzt feste, nachprüfbare und allgemein akzeptierte Kriterien."

Der Gewerkschafter Manfred Börner ist sich unterdessen ziemlich sicher, dass überhaupt nichts passieren wird. "Seit ich Polizist bin, gibt es Diskussionen, den Mangel gerecht zu verteilen", sagt er, selbst Chef der Zentralstation Ratzeburg. Vor 20 Jahren habe es das sogenannte Schipper-Papier gegeben, zehn Jahre später dann ein Schwarz-Papier, benannt jeweils nach Behördenleitern. "Umgesetzt worden sind sie nie."

Das jetzt vorgelegte Konzept, Ungerechtigkeiten auf Basis nicht manipulierbarer Parameter auszugleichen, könne er allerdings nicht kritisieren, sagt der GdP-Vize. Auch wenn er davon überzeugt ist: Der Direktionsbereich Ratzeburg bräuchte 40 bis 50 neue Kollegen. Nicht nur zehn, die dann anderenorts auch noch fehlen.