52 Verbrechen im Oktober, 100 im November. Polizei: Täter kommen oft am frühen Abend oder im Morgengrauen und klingeln zum Test an der Tür.

Ahrensburg. Für Einbrecher beginnt mit der dunklen Jahreszeit die Hochsaison. Ein Trend, der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Im Oktober registrierte die Polizei in Stormarn 52 Einbrüche in Häuser und Wohnungen. Im November schlugen die Täter 100-mal zu. Das ist eine Entwicklung, die die Polizei auch im Vorjahr beobachtet hatte: Im Oktober 2010 zählten die Ermittler 49 Taten. Im Folgemonat waren es mit 119 Einbrüchen dann mehr als doppelt so viel.

Täter bevorzugen unbeleuchtete Häuser und klingeln zum Test an der Tür

Die Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) in Kiel erklären dieses Phänomen damit, dass Einbrecher vor allem die Dämmerungsphase bevorzugen. Die Kriminellen achteten gezielt darauf, ob in Häusern und Wohnungen Licht angeschaltet ist. Sind die Räume unbeleuchtet, reagiert niemand auf das Klingeln, gilt das als sichereres Indiz für die Verbrecher, dass sie ungestört ans Werk gehen können, sagt ein Sprecher des LKA. Die Ermittler beobachten auch eine neue Entwicklung. So bevorzugten die Einbrecher neuerdings sowohl die Abend- als auch die Morgendämmerung.

Der Kreis Stormarn scheint bei Einbrechern besonders beliebt zu sein. Während in Schleswig-Holstein die Zahl der Einbrüche 2010 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 6778 Taten gestiegen ist, registrierten die Beamten in Stormarn eine Zunahme von 14,9 Prozent. Im vergangenen Jahr zählte die Stormarner Polizei 857 Taten (inklusive versuchter Einbrüche), 2009 waren es 746 Fälle gewesen. "Der Kreis ist wegen seiner ländlichen Strukturen und der Autobahn besonders beliebt bei Einbrechern", sagt Michael Metzler, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Ahrensburg. Die Kriminellen seien dank der A 1 schnell weit weg vom Tatort. Auch die Nähe zu Hamburg sei ein Grund für die hohe Zahl der Einbrüche. Beispielsweise sind Einbrecher im vergangenen November 29-mal in Ahrensburg und zehnmal in Glinde in Häuser und Wohnungen eingedrungen oder haben es zumindest versucht. Die Bewohner der Stadt und der Gemeinde im Speckgürtel der Hansestadt sind laut Polizei in Stormarn am meisten von Einbrüchen betroffen.

Doch ob die meisten Täter aus Stormarn, Hamburg oder von weit her kommen, darüber kann die Polizei nur mutmaßen. Denn die Aufklärungsquote ist bei Einbrüchen weiterhin sehr gering. 2010 lag sie bei 6,3 Prozent. Somit haben die Ermittler von den 857 registrierten Taten nur 54 aufgeklärt. Häufig, weil die Eindringlinge auf frischer Tat ertappt wurden. Dabei haben die Beamten insbesondere Jugendliche und Heranwachsende festgenommen.

Beispielsweise schnappten Polizisten vergangenen Monat einen 18-Jährigen aus Barsbüttel und einen 17-Jährigen aus Stapelfeld. Eine aufmerksame Zeugin hatte beobachtete, wie das Duo in ein Einfamilienhaus einbrechen wollte und verständigte die Polizei. Im Oktober nahm die Polizei zwei 18 Jahre alte Reinbeker fest, die in Glinde in Häuser eindringen wollten. Wieder hatte eine Zeugin die Polizei verständigt.

Gehören die meisten Täter dieser Altersgruppe an? Auch in diesem Punkt können die Beamten aufgrund der geringen Zahl aufgeklärter Fälle nur Vermutungen anstellen. "Es ist gut möglich, dass die älteren Einbrecher viel professioneller vorgehen", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz.

Opfer von Einbrüchen fühlen sich zu Hause oft nicht mehr wohl

Obwohl im Fünf-Jahres-Vergleich die Zahl der Einbrüche um 57,2 Prozent gestiegen ist (2006: 545 Taten), gebe es auch einen positiven Trend. "Immer mehr Einbrüche enden im Versuchsstadium", sagt Kurz. Die Ermittler unterscheiden in ihrer Statistik nicht zwischen einem versuchten und einem tatsächlichen Einbruch. Beispielsweise waren von den 857 Taten im vergangenen Jahr 42 Prozent versuchte Einbrüche. Die Polizei beobachte, dass die Täter "anstrengungsarm" vorgingen, sagt ein LKA-Sprecher in Kiel: "Sie suchen den schnellen Erfolg. Ist das Haus gut gesichert, lassen sie in gut einem Drittel aller Fälle davon ab."

Häufig gebe es in einer Nacht in einem Wohngebiet drei versuchte Einbrüche und eine vollendete Tat. Deswegen appelliert die Polizei an Hausbesitzer, ihr Eigentum gut zu schützen. Denn nicht nur der materielle Schaden sei für viele Menschen groß. "Einige Einbruchsopfer leiden psychisch darunter. Denn jemand ist in ihren geschützten Raum eingedrungen. Häufig fühlen sich die Bewohner dort nicht mehr wohl."