Manche Anwohner befürchten mehr Lärm, wenn die Straße Eckhorst wieder geöffnet wird. Andere Bürger freuen sich über kürzere Wege.

Bargteheide. Mehr Verkehr und mehr Lärm? Oder kürzere Wege und gesparte Zeit? Die von der Stadt Bargteheide geplante Öffnung der Straße Eckhorst (wir berichteten) ruft sowohl Begeisterung als auch Empörung hervor. In erster Linie betrifft die Entscheidung die Anlieger - und sie nehmen die Nachricht mit Sorge und Wut auf.

"Es ist sehr ruhig hier, außer mittags und in der Zeit, in der die Kinder zur Schule gehen. Ich genieße diese Ruhe", sagt der Rechtsanwalt Wolfgang Brinkmeier, 55. "Die Öffnung der Straße wird mehr Verkehr mit sich bringen - und damit auch viel mehr Lärm, auch trotz der Umleitung." Brinkmeier lebt seit zwei Jahren an der Straße. Mehr Lärm befürchtet auch seine 52 Jahre alte Nachbarin Birgit Ramminger: "Die Straße ist breit, das bringt die Menschen dazu, schnell zu fahren", sagt die Redakteurin. Und fügt hinzu: "Ein Tempolimit wird nicht ausreichen, damit die Leute langsam fahren." Momentan seien für sie die geplanten Umbaumaßnahmen, zum Beispiel eine Verengung, nicht deutlich genug. Außerdem befürchtet Birgit Ramminger einen Mangel an Parkplätzen, insbesondere in den Zeiten, in denen Kinder vom Kindergarten abgeholt werden oder an den Tagen, an denen es Hochzeiten auf dem nahen Amt Bargteheide-Land gibt.

Zu den unzufriedenen Bürgern zählt auch Sabine Wieckern. Als die 38-Jährige sich vor fünf Jahren entschied, in ein neues Haus an der Straße Eckhorst umzuziehen, habe sie schon von der geplanten Öffnung der Straße gewusst - und das in Kauf genommen. Damals hätten ihr Mitglieder der Stadtverwaltung versichert, dass die Straße frei von Lkw bleiben würde. Jetzt aber hat sie daran große Zweifeln: "Busse werden durchfahren können. Wenn das geht, können auch Lkw durch, und das akzeptiere ich nicht", sagt die Erzieherin. Die Stadt habe ihr gegenüber auch beteuert, dass in 24 Stunden nicht mehr als 3000 Fahrzeuge durch Straße fahren würden. Sabine Wieckern ist entschlossen: "Wir werden die Fahrzeuge zählen und überprüfen, ob die Grenze nicht überschreitet wird."

Seit Langem wohnt Christa Germann an der Straße Eckhorst. Nun ist auch sie empört: "Ursprünglich war die Straße nicht ordnungsgemäß. Die Stadt hat einen Fehler gemacht, und wir müssten ihn jetzt ausbaden? Das geht nicht", sagt die 52-Jährige. "Wir haben schon mal Anliegerbeiträge für den Bau der Straße bezahlt. Keiner will jetzt wieder bezahlen, damit die Straße umgestaltet werden kann." Sie hat vor, mit den anderen Anliegern zusammen zu beraten und eine Aktion gegen die Öffnung der Straße zu planen. Auch Martina Hartig, 41, protestiert. "Ich muss noch überlegen, ob ich mich an einer Klage beteiligen werde", sagt sie, die dort seit 15 Jahren wohnt. Der Grund ihrer Unentschlossenheit: die Kosten eines Gerichtsverfahrens.

Nicht nur für die Anlieger, sondern auch für das angrenzende Eckhorst-Gymnasium bringt die Öffnung der Straße Eckhorst einige Veränderungen. Ob es gute oder schlechte sind, darüber sind die Schüler nicht einig. Katharina Giercke, 16, freut sich darauf: "Für die Autofahrer ist es gut, dass sie nicht mehr den ganzen Umweg fahren müssen. Die Straße wird eine Abkürzung werden", sagt sie. Andere Schüler haben eine geteilte Meinung, so wie Alexander Thumann: Obwohl eine Öffnung den Autoverkehr entzerre, sei sie für Radfahrer ungünstig: "Es wird schwieriger und gefährlicher sein, die Straße zu überqueren", sagt der 16-Jährige, der jeden Tag mit seinem Fahrrad zur Schule kommt. Der 13. Klasse-Schüler Max Weigelt kommt selbst zwar mit dem Auto, ist aber mit der Entscheidung nicht zufrieden. "Das Eckhorst-Gymnasium hat nicht viele Parkplätze. Die Öffnung der Straße wird die Parksituation verschlimmern", sagt der 19-Jährige, der heute regelmäßig neben den Betonkübeln parkt.

Der Schüler Nils Sandhof macht sich vor allem um eines Sorgen: den ein Stück weiter stehenden Kindergarten. "Es sollte mindestens ein Tempolimit geben", sagt er. Auch viele Eckhorst-Anlieger teilen diese Sorge.

Die Eltern der dort betreuten Kinder sehen die Situation aber entspannter. Der Familienvater Volker Hoffmann aus Timmerhorn zum Beispiel hat kein Problem mit einer Straßen-Öffnung: "Hier läuft sowieso kein Kind herum, ohne an der Hand zu sein, weil die Straße schon jetzt gefährlich ist." Wenn er seinen Sohn zum Kindergarten bringt oder abholt, parkt er zurzeit 100 Meter vom Kindergarten entfernt und läuft vorsichtig die übrige Strecke zu Fuß. Nach der Öffnung der Straße will er nun neue Wege ausprobieren, um seine Fahrzeit zu verkürzen.

Nicht weit vom Kindergarten befindet sich das Amt Bargteheide-Land. Die Maßnahme werde für das Amt auch wenig ändern, so dessen Leiter Bernd Gundlach: "Es war schon bekannt, dass die Straße geöffnet wird, sobald die Umgehung fertig ist. Für uns ist es nicht problematisch. Es wird zwar mehr Verkehr geben, aber der wird sich durch die Umgehung verteilen." Die Bargteheider Rentnerin Marianne Lange, 77, sieht auch keinen Grund, sich aufzuregen: "Es geht nicht anders, der Durchgang soll frei für Autos sein", sagt sie.

Das Thema ist umstritten. Die Stadt hat angekündigt, die Rechtslage zu klären, bevor die Straße geöffnet wird.