Nächtlicher Einbrecher ist ein Klischee. Präventionsprogramm der Polizei im Kreis Lüneburg. Beamte warnen vor Nachlässigkeit und Naivität.

Lüneburg. Einbrüche am Tage sind mittlerweile zu einer festen Größe im Landkreis Lüneburg geworden. Darüber klagen besonders Einwohner des nördlichen und westlichen Kreisgebiets. Wer annimmt, Häuser und Wohnungen der Betroffenen lägen abseits der dörflichen Bebauung, irrt gewaltig. Im Gegenteil: Die von Kriminellen ausgesuchten Objekte finden sich allemal in eng besiedelten Wohngebieten innerhalb einer Kommune. Beispielsweise im Artlenburger Ginsterweg, der Straße Im Kamp in Hittbergen, der Breslauer Straße in Brietlingen oder An der Weide in Thomasburg. Betroffen sind ferner Dörfer wie Lüdershausen, Handorf und Bardowick.

"Die Täter kundschaften schnell anfahrbare und wieder zu verlassende Objekte und deren Nachbarhäuser aus, die über mehrere Stunden leer stehen", sagt Nicole Winterbur, Sprecherin der Polizei Lüneburg. In der Regel sind speziell im Raum Scharnebeck die Bundesstraße und anschließend die Autobahn erreichbar. Der Landkreis als Speckgürtel von Hamburg ist ähnlich wie Harburg für Diebe schnell zu erreichen und zu verlassen. Ähnlich stelle sich die Situation im Heidekreis nahe der A7 dar, weiß Winterbur: "Im Landkreis Lüchow-Dannenberg kommen Einbrüche dieser Art dagegen wesentlich seltener vor."

Der nächtliche Einbrecher ist ein Klischee. Weit über ein Drittel der Einbrüche werden tagsüber begangen. Tatsächlich dürfte die Zahl sogar noch weit höher sein, da bei Wohnungseinbrüchen, die während des Urlaubs der Bewohner begangen werden, die exakte Tatzeit im Nachhinein meist nicht rekonstruierbar ist. Die meisten Tageswohnungseinbrüche ereignen sich übrigens in Großstädten.

"Schön wäre, wenn eine vermehrte Polizeipräsenz die Diebe verdrängen würde", sagt die Polizeikommissarin. Das aber sei aufgrund der knappen Besetzung der Wachen nicht möglich. Stattdessen versuche man, Einsatzkräfte zu bündeln und führe Schwerpunktkontrollen durch. "Die Kollegen bestreifen die bisher favorisierten Gebiete, halten tatverdächtige Fahrzeuge an, kontrollieren Fahrer und Insassen und stellen gezielte Fragen hinsichtlich des Grundes, warum die Personen sich zum entsprechenden Zeitpunkt dort befindet." Manchmal käme bei derartigen Kontrollen der berühmte "Kommissar Zufall" zur Hilfe.

Neben den beschriebenen Schwerpunktkontrollen laufen zudem Ermittlungen hinter den Kulissen. Dabei sucht die Polizei auch mögliche Verdächtige auf.

Die 28-jährige Polizeisprecherin vermutet, dass unterschiedliche Täter am Werk sind, es sich nicht um eine einzelne Bande handelt und auch keine Auftragstäter darunter sind, die kaltblütig und in Windeseile Türen und Rollläden aufhebeln.

Schmuck, handliche elektronische Artikel wie Smart Phones oder Digitalkameras sind schnelle Beutestücke, die sich zum einen gut verkaufen lassen, zum anderen zur Weihnachtszeit verschenkt werden können. "Viele Bürger bewahren zuviel Bargeld, manchmal sogar tausende von Euro, zu Hause auf - und zwar ungesichert. Auch Schmuck wird oftmals offen liegen gelassen. Und selbst wenn nicht, professionelle Diebe kennen aus Erfahrung fast alle Verstecke, die sich bieten", sagt Winterbur. Die Beamtin rät dazu, Wertsachen in fest verankerten Tresoren unterzubringen und nicht in Schubladen, die leicht zu öffnen sind.

So mancher sieht das Leben auf dem land als sicher an. Ein Trugschluss, wie Nicole Winterbur weiß. "Da bleibt der Nebeneingang mit Schlüssel versehen offen, weil Oma Paula von nebenan im Laufe des Vormittags frische Eier vorbeibringen will", beschreibt sie die Situation.

Mit ihrem Präventionsprogramm versucht die Polizei Lüneburg, dass Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wieder herzustellen. "Unser vornehmliches Ziel ist es, die Täter zu fassen." Dabei hofft sie auch auf die Bewohner des Landkreises. Winterbur appelliert an die Bevölkerung: "Wir sind auf ihre Hilfe angewiesen, und wenn auch nur einer ein komisches Bauchgefühl hat, weil ihm ein Unbekannter im Dorf merkwürdig erscheint - besser er ruft einmal mehr bei uns an als gar nicht."

Wer Tipps sucht, Haus oder Wohnung einbruchsicherer zu machen, dem empfiehlt die Kommissarin das Internetportal der Polizei.

www.polizei-beratung.de