Bayerischer Konzern investiert 13 Millionen Euro. Zur Grundsteinlegung reist heute auch Vertriebschef Karsten Engel aus München an.

Barsbüttel. In den vergangenen Jahren ist viel darüber geredet worden, nun wird das neue BMW-Gebrauchtwagenzentrum in Barsbüttel auch gebaut. Heute um 11 Uhr legt Erik Santer, Chef der BMW-Niederlassung Hamburg, im Beisein von Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie und BMW-Vertriebschef Karsten Engel den Grundstein. Die Eröffnung ist für November 2012 geplant. BMW investiert rund 13 Millionen Euro in Stormarn. Mit dem Hamburger Abendblatt sprachen Erik Santer und der Leiter Gebrauchtwagenverkauf, Gregor Fischer, vorab exklusiv über ihre Ziele für den neuen Standort.

In der Hamburger BMW-Zentrale am Offakamp herrscht Aufbruchstimmung: "Jetzt geht es los", sagt Gregor Fischer. "Es war schwer, so lange zu warten. Ich hoffe auf einen schwachen Winter, damit es schnell vorangeht mit dem Bau." Fischer wird in Barsbüttel sein neues Büro beziehen. Der Gebrauchtwagenchef will hier ab November 2012 im ersten Jahr rund 3900 Autos verkaufen und ein Vielfaches an Interessenten anziehen. Bevor ein Auto verkauft ist, müsse es zuvor von zehn potenziellen Käufern angesehen werden, weiß der BMW-Manager.

"Die Gemeinde Barsbüttel wird von uns profitieren. Wir werden zu den größten Gewerbesteuerzahlern gehören", verspricht Erik Santer. Das Stormarner BMW-Haus soll aber keine Konkurrenz für die Niederlassung in Hamburg werden, sondern den Standort im Norden insgesamt stärken. Während die Niederlassung am Offakamp im Stadtteil Lokstedt auf den Westen der Hansestadt und die angrenzenden Gemeinden zielt, sollen das Einzugsgebiet für Barsbüttel der Hamburger Osten und die östliche Metropolregion sein. Mit der Eröffnung des vierten BMW-Gebrauchtwagenzentrums in Deutschland will die Niederlassung Hamburg auf den dritten Platz unter den zehn bundesweiten BMW-Verbünden vorrücken, nach München und Frankfurt. Erik Santer: "Wir werden wachsen und wollen den Absatz kontinuierlich nach oben fahren." Sollte sich das Geschäft in Barsbüttel gut entwickeln, gebe es auf dem 27 000 Quadratmeter großen Grundstück auch noch Platz für eine Erweiterung.

In Barsbüttel ist die Freude über den neuen Gewerbesteuerzahler groß. "Die haben ja wirklich etwas Tolles vor. Schön, dass sie jetzt beginnen", sagt die Vorsitzende des lokalen Wirtschaftsverbandes, Christel Lebermann. Und Bürgermeister Thomas Schreitmüller ist erleichtert, dass sich alles zum Guten gewendet hat, denn Barsbüttel musste vier Jahre auf die Umsetzung des BMW-Projektes warten."Ich freue mich, dass BMW nun endgültig mit dem Bau beginnt", sagt er. Bereits 2007 hatte der bayerische Automobilbauer das Grundstück an der Autobahn, gegenüber von Möbel Höffner, für drei Millionen Euro von der Gemeinde erworben.

Erst sollte das Gebrauchtwagenzentrum 2009 fertig sein, dann der Bau in 2010 beginnen. Doch dem Konzern kam die Wirtschaftskrise dazwischen. BMW verschob den Baubeginn ein drittes Mal auf Herbst 2011 und reduzierte die Investitionssumme von 23 auf 13 Millionen Euro. Die Barsbütteler Gemeindevertreter reagierten enttäuscht, manche zweifelten an der Realisierung des Baus. Die Gemeinde erwog sogar, ihr Rückkaufrecht auszuüben. Doch Erik Santer und Gregor Fischer fuhren im Dezember 2010 persönlich nach Stormarn, um die Politiker zum Durchhalten zu bewegen, und überzeugten dort auch mit einer verkleinerten Version des ursprünglich geplanten Autohauses.

"Das Gebäude hat trotz der Verkleinerung nichts von seiner Attraktivität verloren", sagt Erik Santer heute. Entworfen hat den Bau der renommierte Hamburger Architekt Prof. Carsten Roth, der für seine Arbeiten regelmäßig nationale und internationale Auszeichnungen erhält. Und der in Stormarn schon Zeichen gesetzt hat. In der Von-Bronsart-Straße in Barsbüttel steht das von Roth umgebaute und mit Preisen ausgezeichnete Gebäude der Firma Synopharm, im Sieker Gewerbegebiet Bültbek das ebenfalls von Roth entworfene Haus des Ladenbauers Otte.

Bei BMW legt man viel Wert auf eine gehobene Architektur. Schon beim Bau des ersten Gebrauchtwagenzentrums in München-Fröttmaning (3000 Autos auf mehr als 22 000 Quadratmetern) setzte der damals für den Bau verantwortliche Erik Santer auf ein renommiertes Büro (Achammer, Tritthart & Partner). Auch das zweitgrößte Gebrauchtwagenzentrum in Frankfurt wurde vom namhaften Architekturbüro Albert Speer & Partner entworfen. "Und Barsbüttel wird schöner", sagt Hamburgs BMW-Chef. Der weiße Betonquader mit einer Grundfläche von 4400 Quadratmetern, einer Glasfassade und drei Ebenen wirkt nicht wie eine Ausstellungshalle für Autos, sondern elegant und dynamisch wie ein modernes Museum. Das schräge Fensterband zeichnet die Rampe bis ins obere Geschoss nach. Hier wird ein Großteil der Autos stehen. Im hinteren Teil sind die Büros der Verwaltung untergebracht. Und eine Werkstatt. Dort werden die Gebrauchten aufbereitet. Geplant ist auch eine eigene kleine Tankstelle.

Der Konzern investiert knapp zehn Millionen Euro in den Bau. 350 Fahrzeuge finden in der Ausstellung Platz, 60 Menschen werden in der Niederlassung arbeiten - je ein Drittel in Verkauf, Verwaltung und Werkstatt. In Barsbüttel werden auch sechs neue Ausbildungsplätze geschaffen. Die BMW Niederlassung Hamburg (570 Mitarbeiter im vergangenen Jahr knapp eine halbe Milliarde Euro Umsatz) bildet derzeit 100 junge Menschen im Kraftfahrzeughandwerk und im kaufmännischen Bereich aus. Einige von ihnen werden auch in das neue Haus übernommen.

Mit dem Autohaus wird die letzte Lücke im Barsbütteler Gewerbegebiet geschlossen. Die Gemeinde strebt aber schon eine Erweiterung an. Noch im Dezember wollen die Barsbütteler Gemeindevertreter ein Zielabweichungsverfahren beschließen, um die Gewerbefläche hinter dem Möbelhaus um 15 Hektar zu erweitern. Nachdem es lange Zeit nicht danach ausgesehen hatte, dass die Landesbehörde dem stattgeben wird, signalisierte Innenminister Klaus Schlie jüngst grünes Licht. Im Frühjahr 2013 könnte bereits die Erschließung des neuen Teilstückes beginnen und Ende 2013 das erste Gewerbegrundstück verkauft werden. Aus Sicht von Stormarns Wirtschaftsförderer Norbert Leinius ist das auch unabdingbar: "Barsbüttel ist der Premiumstandort im Kreis Stormarn, und die Kommune braucht auch dringend die Wirtschaft, um in der Gemeinde alles am Leben zu erhalten", sagt der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Ihm war es gelungen, BMW nach Barsbüttel zu holen. Die Südstormarner Gemeinde konnte sich dabei gegen den alternativen Standort in Hamburg-Moorfleet durchsetzen.