Weil der Autokonzern seine Investition erneut verschiebt, kann die Gemeinde die Gewerbefläche an der A 1 zurückkaufen

Barsbüttel. Der Bau des BMW-Gebrauchtwagenzentrums in Barsbüttel droht zu scheitern. Grund: Der bayerische Autobauer, seit 2007 im Besitz des Grundstücks direkt an der Autobahnauffahrt Barsbüttel, will nun erst im Herbst 2011 die Bagger anrollen lassen. Das hat Erik Santer, der Leiter der Hamburger BMW-Niederlassung, dem Barsbütteler Bürgermeister Thomas Schreitmüller mitgeteilt. BMW hatte sich 2007 vertraglich verpflichtet, bis Ende 2010 mit dem Bau zu beginnen. Geschieht das nicht, erhält Barsbüttel das Recht, das 1,7 Hektar groß Filetgrundstück gegenüber von Möbel Höffner zurückzukaufen - für 90 Prozent des damaligen Kaufpreises.

Wie sich die Politiker verhalten werden, ist derzeit noch unklar. Der Bürgermeister informierte sie gestern Abend während der Gemeindevertretersitzung über die neue Sachlage. Dabei ging es nicht nur um den Baubeginn, sondern auch um die Investitionssumme. Die sollte ursprünglich bei 17 Millionen Euro liegen, wird nun aber niedriger ausfallen. "Wir werden im ersten Schritt ein bisschen kleiner werden", sagt Erik Santer. Wie viel kleiner, mochte er nicht sagen. "Es wird immer noch ein zweistelliger Millionenbetrag sein." Der bisher geplante Baukörper - ein Entwurf des renommierten Hamburger Architekturbüros Carsten Roth - müsse deshalb "modifiziert" werden. Eine nachträgliche Erweiterung sei beabsichtigt. "Mit diesem Millionenbetrag können wir da immer noch ein tolles Teil hinstellen", sagt Santer.

Laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller liegt die Investitionssumme allerdings nur noch bei 9,9 Millionen Euro. "Wir haben BMW gebeten, uns zu zeigen, wie das Gebäude aussehen soll", sagt er. "Wenn statt des Architektenentwurfs eine schlichte Kiste gebaut wird, wäre das nicht so schön."

Warum geht BMW jetzt das Risiko ein, das Grundstück zu verlieren, das die Firma einstmals so heiß begehrt hatte? Erik Santer sagt: "Der Konzern geht durch eine schwere Wirtschaftskrise, da muss man abwägen, was das Wichtigste ist." Er habe die Hoffnung, dass Barsbüttel weiterhin zu BMW stehe. "Es ist doch ein gutes Signal, dass wir jetzt kommen." Die Investition werde auch dem Ort guttun: "Das ist eine Win-win-Situation."

Ob das die Gemeindevertreter auch so sehen, wird sich zeigen. Tatsache ist, dass ihre Geduld in der Vergangenheit stark strapaziert worden ist. Ursprünglich hatte das Autohaus 2009 fertig sein sollen. Wenn sie mit BMW in die Verlängerung gehen sollten, würde das bedeuten: Das Gebrauchtwagenzentrum eröffnet Ende 2012, glatte fünf Jahre nach dem Verkauf des Grundstücks. Dabei ist mit dem Verkauf eines Gewerbegrundstücks natürlich immer die Absicht verbunden, möglichst rasch zu Gewerbesteuereinnahmen zu kommen. Dieser Wunsch hat sich in diesem Fall nicht erfüllt.

Die Politik muss nun rasch entscheiden. Der Finanzausschuss wird sich am 7. Dezember mit dem Thema befassen. Die Entscheidung fällt dann in der Gemeindevertretersitzung am 16. Dezember. Zwei Varianten stehen zur Wahl. Die eine ist der Rückkauf des Grundstücks. Die andere: Der Vertrag mit BMW wird in veränderter Form weitergeführt. Als neues Ablaufdatum ist der 31. März 2013 im Gespräch. BMW soll der Gemeinde insoweit entgegengekommen sein, als dass der Rückkaufpreis noch einmal sinkt, sollte der Autobauer bis dahin nicht mit dem Bau begonnen haben. Nur noch 75 Prozent des Ursprungspreises soll die Gemeinde dann bezahlen müssen.

BMW will in Barsbüttel das Geschäft im Hamburger Raum bündeln und Platz für 460 Fahrzeuge schaffen - so der ursprüngliche Plan. In Hamburg platze man aus allen Nähten, hatte es im Jahr 2007 geheißen. Das Architekturbüro Carsten Roth hatte eine Betonkonstruktion entworfen, dessen Hülle von einem schrägen Fensterband durchbrochen wird. Es zeichnet die Rampe im Inneren nach, über die die Autos in die oberen Geschosse des Gebäudes fahren können. Rund 3500 Autos sollen in dem Neubau jährlich verkauft werden - hauptsächlich Leasing- und Dienstwagenrückläufer. 100 Menschen sollen in dem Haus arbeiten.