Geeignete Fläche wurde gefunden, weil der Mindestabstand zu Wohnhäusern verringert wurde. Die Politik signalisiert Zustimmung.

Bargteheide. Windenergie aus Bargteheide? Bislang gehörte diese Vorstellung ins Reich umweltpolitischer Fantasie. Hemmschuh: die zu dichte Bebauung. Jetzt sieht die Lage anders aus. Drei kleinere Windräder oder zwei größere Exemplare könnten sich demnächst am Glindfelder Weg drehen. Hier, am Ortsrand in Richtung des Jersbeker Ortsteils Klein Hansdorf, gibt es eine Fläche von genau 15,2 Hektar, die für die Gewinnung von Windenergie infrage käme - nicht weil sich plötzlich die Bebauung geändert hätte. Es ist das Land, das sich bewegt hat.

Ein gemeinsam abgefasster Kieler Runderlass öffnet Bargteheide die ökologische Tür zu diesem Bereich der erneuerbaren Energie. Das Innenministerium, das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume und das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr haben sich in dem Erlass auf neue Ausschlusskriterien geeinigt. Die für Bargteheide entscheidende Änderung: Windräder müssen nicht mehr wie bisher 1000 von der Wohnbebauung entfernt stehen. Künftig reicht ein Abstand von 800 Metern.

"Wir haben uns daraufhin noch einmal mit dem Thema befasst ", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Mit der Folge, dass die Stadt das Lübecker Ingenieurbüro ML Planung beauftragte, auf die Suche nach Flächen zu gehen, die unter den veränderten Bedingungen geeignet sein könnten.

Ausgemacht wurden jene 15,2 Hektar in der Feldmark. Um Fristen zu wahren, hat Bargteheide in Kiel bereits schriftlich darum gebeten, das Gebiet in den Regionalplan als Eignungsfläche aufzunehmen. "Natürlich alles vorbehaltlich der Politik. Sie muss letztlich darüber entscheiden, ob wir in Bargteheide Windkraft haben wollen. Aber wenn, dann geht das nur, wenn es auch im Regionalplan steht. Die Teilfortschreibung wurde im Herbst beschlossen. Und die nächste gibt es wohl erst in zehn Jahren ", sagt Görtz. Also musste sich die Stadt direkt an Kiel wenden. Die vom Land gesetzte Frist für die Abgabe von Stellungnahmen lief am 11. November ab. Die Stadtvertreter beraten aber erst am Freitag, 9. Dezember, 18.30 Uhr im Stadthaus (Am Markt 4).

Jetzt ist die Frage, was bei der Anfrage herauskommt. "Eigentlich hat Kiel hat die Vorgabe gemacht, dass es sich um Flächen von mindestens 20 Hektar handeln sollte", sagt Martin Beck vom Fachdienst Planung und Verkehr der Stormarner Kreisverwaltung. "Allerdings hat Rethwisch einen Antrag für eine Fläche von nur zehn Hektar gestellt. Und die haben wir ans Ministerium weitergeleitet, weil ansonsten alle Kriterien erfüllt sind." Mit 15 Hektar hat Bargteheide etwas mehr zu bieten, zumal noch Erweiterungsflächen im Gespräch sind: 6,3 Hektar östlich der Eignungsfläche und eventuell auch noch 6,4 Hektar nördlich.

Von der Politik kommt auf jeden Fall Rückenwind. "Wir finden es richtig, dass die Verwaltung den Antrag in Kiel gestellt hat", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Claus Christian Claussen. Überall werde von Klimaschutz und von regenerativen Energien gesprochen. Claussen: "Und wenn dann wirklich was geht, kann man nicht sagen: Bitte nicht bei uns." Da die Fläche "relativ weit draußen" liege, sei auch nicht mit einer nennenswerten Beeinträchtigung der Bürger zu rechnen. "Natürlich gehen da Leute spazieren. Aber wenn man die Energiewende will, muss man anfangen. Die Anfrage ist der erste Schritt", sagt der CDU-Fraktionschef. Sollte aus Kiel ein Ja kommen, müssten die Grundeigentümer befragt und dann ein B-Plan-Verfahren in Gang gesetzt werden. Claussen: "Wir sind bereit, das Verfahren positiv zu begleiten."

"Unsere Position dazu? Ganz einfach: Wir sind dafür", sagt Peter Anklam (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses. "Windenergie wäre das i-Tüpfelchen für unser städtisches Klimakonzept", sagt Anklam. Starke Geräusche seien angesichts niedriger Windgeschwindigkeiten nicht zu befürchten. Und der Schatten der rund 100 Meter hohen Windräder dürfte auch kein Problem werden. "Es gibt keine Energie ohne Haken, aber wir wollen die Klimawende."

Und was sagt die Nachbargemeinde Jersbek? Bürgermeister Herbert Sczech: "Noch nichts. Die Gemeindevertreter haben noch nicht beraten. Aber das wird ja kein riesiger Windpark. Insofern ist diese Fläche im Sinne einer energiepolitischen Veränderung sicher nicht abwegig."