Stadtverwaltung will Interessen-Bekundungsverfahren anstoßen und überrascht damit einige Politiker. Erlöshöhe ist unklar.

Ahrensburg. Es ist laut Ahrensburger Stadtentwicklungskonzept (Isek) ein Filetstück in zentraler Lage. Das Lindenhofgelände an der Bahnhofstraße ist rund 4300 Quadratmeter groß und nicht bebaut. Auf einer Sandfläche parken dort Autos. Einige Politiker fordern einen Verkauf, um Geld in die leere Stadtkasse zu bringen. Städteplaner zögern. "Wir wollen, dass vor einer möglichen Bebauung die übergeordneten Konzepte wie der Masterplan Verkehr fertig sind", sagt Angelika An-dres, Leiterin des Bauamts. "Die Stadt macht sich irgendwann handlungsunfähig, wenn Grundstücke zu schnell verkauft werden", so Andres weiter.

Sie wollte ein Verfahren anstoßen, um das Interesse von Investoren und Architekten an dem Gelände zu ermitteln. Die Bauamtsleiterin hatte gehofft, mit dieser Initiative wieder Schwung in die Planung zu bringen. Nachdem die Verwaltung Kommunalpolitikern in einer internen Sitzung im November mögliche Verfahren vorgestellt hatte, sollte der Bau- und Planungsausschuss nun öffentlich über das Interessenbekundungsverfahren befinden.

Doch dazu kam es nicht. Stattdessen diskutierten die Mitglieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Offenbar herrschen unterschiedliche Meinungen über das weitere Vorgehen. Grund: Die Architekten des Ahrensburger Büros Baustudio hatten bereits ein Konzept vorgelegt und verkündet, es gebe auch einen Investor. Einige Politiker fühlen sich dem Baustudio verpflichtet. Sie weisen auf eine sogenannte Anhandgabe hin, die sagt, dass die Stadt bis Ende des Jahres keine anderen Planer einschalten dürfe. Andere - insbesondere Politiker der SPD - sehen das anders.

Unterschiedliche Ansichten bestehen auch darüber, ob es einen Investor gibt oder nicht. "Termine mit dem Investor fanden nicht statt. Ich kenne ihn nicht", sagt Bauamtsleiterin Andres. "Wir hatten eigentlich ein Kaufangebot erwartet", so Rolf Griesenberg (SPD). Das Baustudio habe eineinhalb Jahre Zeit gehabt, aber keines vorgelegt. In dieser Zeit hätten die Planer lediglich eine Vorstudie präsentiert. Griesenberg: "Daher halten wir an einem Interessenbekundungsverfahren fest."

Ganz anders sieht das die CDU-Fraktion. "Die Vorlage im Bauausschuss war ein grober Verfahrensfehler", sagt Carola Behr, "wir haben einen Investor, der sein Interesse bisher nicht zurückgezogen hat." Ahrensburg könne es sich nicht leisten, einem Interessenten vor den Kopf zu stoßen. "Die Verwaltung hat von uns nun den klaren Auftrag erhalten, die Sache zu klären und in den alten Stand zu setzen", sagt Behr.

"Wir sollten mit Projektplanern so nicht umgehen", sagt auch Thomas Bellizzi (FDP). "Es ist nicht das letzte Vorhaben, das wir entwickeln wollen", so der Liberale weiter. Ahrensburg müsse vermeiden, einen schlechten Ruf unter Investoren zu bekommen.

"Für mich sind einfach noch zu viele Punkte unklar", sagt dagegen Uwe Grassau (WAB). Dazu gehöre auch die Frage, wer denn der Investor sei. "Meine Fraktion wird in ihrer nächsten Sitzung über das Thema sprechen. Das dürfte noch in diesem Jahr sein", so Grassau. "Die Politik muss sich jetzt darüber klar werden, was sie eigentlich will."

Im Januar werde der Bauausschuss erneut über das Thema beraten, meint Jörg Hansen (Grüne). "Wie die Vorlage aussehen wird, weiß ich nicht", sagt der Vorsitzende des Bauausschusses. "Die aktuelle Vorlage der Verwaltung hat uns jedenfalls überrascht. Daher haben wir noch Abstimmungsbedarf", so Hansen weiter. Unklar ist auch, wie viel Geld die Stadt durch den Verkauf der rund 4300 Quadratmeter einnehmen könnte. "Wie unsere Preisvorstellungen aussehen, will ich noch nicht öffentlich sagen", so Christian Conring (CDU), Vorsitzender des Finanzausschusses. Ein Erlös werde jedoch im Millionenbereich liegen.

Trotz mehrfacher Versuche war es gestern nicht möglich, eine Stellungnahme des Baustudios zu bekommen.