Studie sieht Elektronikmarkt, Hotel und Wellness-Oase vor. Politik ist uneins über das weitere Vorgehen

Ahrensburg. In den unteren beiden Stockwerken Einzelhandel, insbesondere ein Elektronikmarkt, Mode für junge Leute. Und Gastronomie. In den Etagen drei und vier ein Hotel. Und ganz oben, im fünften und sechsten Geschoss, eine Wellness-Oase: So stellt sich ein Team um den Architekten Jürgen Westphal die Zukunft des Lindenhofareals vor. Ein großer Plan. 9000 Quadratmeter, verpackt in einem Baukörper mit dreieckigem Grundriss.

Und die Sache mit dem Elektronikmarkt ist offenbar gar nicht abwegig: "Ahrensburg ist für uns grundsätzlich ein sehr attraktiver Standort", sagt eine Sprecherin der Media-Saturn-Holding GmbH auf Anfrage.

Fest steht: Auf der städtischen Fläche vis-a-vis dem Ahrensburger Bahnhof soll etwas geschehen. Einst Standort des legendären Hotels Lindenhof, ist das Grundstück im Eck von Bahnhofstraße und Gerhardstraße seit Jahrzehnten ein Parkplatz. Die Stadtverordneten wollen sich nun mit der Neugestaltung befassen. Am 20. Juni, steht das Thema auf der Tagesordnung. Dann werden auch die Visionen aus dem Hause Westphal - sie sollen hinter verschlossenen Türen seit bald einem Jahr kursieren - erstmals öffentlich gezeigt.

Dass sie in ihrer jetzigen Form umgesetzt werden, erscheint derzeit allerdings eher unwahrscheinlich. Eine Mehrheit zeichnet sich ebenso wenig für die Pläne ab wie für das grundsätzliche Vorgehen bei der Überplanung des Areals, das die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Michael Sarach vorschlägt: Demnach sollten sich acht bis zehn Planungsbüros an einem Gutachterverfahren beteiligen und Ideen ausarbeiten. Die Westphalsche Studie würde dabei als Grundlage dienen. Die Kosten für diesen Wettbewerb, geschätzte 100 000 Euro, sollte ein Investor zahlen, jener Investor, der dann auch den Zuschlag bekäme. Denn das Ziel sollte ein sogenannter "Vorhaben bezogener" Bebauungsplan sein.

Das geht der SPD entschieden zu schnell. "Wir wollen erst mal ergebnisoffen planen", sagt Fraktionsmitglied Hartmut Möller. Das Terrain, eines der letzten Filetstücke in Innenstadtlage, sei zu schade, als dass sich die Politik vorschnell festlege. Seine Fraktion hat deshalb beantragt, ebenfalls in einem Gutachterverfahren ermitteln zu lassen, welche Nutzungen überhaupt denkbar wären und positive Auswirkungen auf die ganze Stadt entfalteten.

Damit treffen die Sozialdemokraten offenbar den Nerv der Mehrheit. Im Bauausschuss ist ihr Antrag angenommen worden, auch Grüne, FDP und Wählergemeinschaft WAB können sich damit identifizieren. "Wir halten es für den besseren Weg, zu sehen, was alles geht", sagt Jörg Hansen (Grüne), "wir würden uns dabei nicht so gern einengen lassen." Karen Schmick von der WAB-Fraktion sagt: "Die Verwaltung forciert das Projekt ja sehr stark, aber das geht uns alles viel zu schnell." Das müsse erst mal reifen, meint sie. Und der FDP-Stadtverordnete Thomas Bellizzi warnt davor, am Bahnhof Fehler zu wiederholen, die an anderer Stelle allzu oft gemacht worden seien. "Noch so ein Klotz in der Landschaft - das ist nichts, was wir gebrauchen können."

Die CDU um ihren Fraktionschef Tobias Koch warnt dagegen davor, "ins Blaue" zu planen. Die von der SPD ins Gespräch gebrachte Herangehensweise hält er für zu vage. "Es muss jetzt darum gehen, verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zu konkretisieren und auf ihre Umsetzbarkeit hin zu überprüfen", sagt Koch. Was die Architekten vorgelegt hätten - nach Kochs Worten eher eine "Masseberechnung" denn ein richtiger Entwurf -, sei "ein guter erster Aufschlag".

Insoweit sind die Christdemokraten auf der Linie des Bürgermeisters. Auch die Kosten für ein Gutachterverfahren sind für Tobias Koch ein entscheidendes Moment. "In dem einen Fall müsste die Stadt dafür bezahlen, in dem anderen Fall zahlt ein Investor."

Die Stadtverwaltung hat das Geld für einen Grundstücksverkauf - im Gespräch sollen bis zu vier Millionen Euro sein - in der Finanzplanung der kommenden Jahre schon als Einnahmen verbucht. FDP-Mann Bellizzi glaubt unterdessen, dass es mit der Bebauung noch lange dauern werde. "Ich rechne damit, dass die Beratungen eineinhalb bis zwei Jahre dauern", sagt er, "jetzt liegt jedenfalls erst mal alles auf Eis."