Grundschule Schmalenbeck beteiligt sich am ersten landesweiten Anti-Mobbing-Tag mit einem “Tag der Freundlichkeit“

Großhansdorf. Hänseleien, Pöbeleien, Missachtung - Mobbing kann viele Gesichter haben, und etliche Schüler haben schon einmal in ein solches Gesicht geschaut. Doch was ist Mobbing eigentlich genau und wie entsteht es?

"Ein respektloser Scherz ist nicht immer gleich Mobbing", sagt Daniela Argubi, Schul-Sozialpädagogin an der Grundschule Schmalenbeck in Großhansdorf. "Für Mobbing sind zwei Aspekte entscheidend: Es muss eine Ausgrenzung über einen längeren Zeitraum geben und eine Unterlegenheit des Betroffenen", erläutert die 48-Jährige.

Die Sozialpädagogin hat für die Grundschule einen "Tag der Freundlichkeit" zum heutigen ersten landesweiten Anti-Mobbing-Tag organisiert. Zwar würde an der Grundschule normalerweise noch nicht gemobbt, so Argubi. "Aber es gibt bereits Tendenzen zu einer Ausgrenzung."

Seit 2008 schult die Sozialpädagogin mit Birgit Weng-Gerth Kinder der dritten und vierten Klasse in der Schlichtung von Streitereien. Denn aus ungelösten Konflikten könne irgendwann Mobbing werden. "Die Grundschüler seien bei Problemen noch sehr direkt und offen", sagt Argubi. Tiefere Konflikte äußerten sich bei den Kleinen schnell durch Krankheiten wie etwa Bauchschmerzen.

"Levi hat mir meinen neuen Spielball kaputt gemacht", sagt Thorben aus der dritten Klasse. Er und sein Mitschüler Levi stehen sich in einem Klassenzimmer gegenüber. Zu ihren Füßen markiert Klebeband eine Art Pyramide mit je vier Stufen - die sogenannte Friedenstreppe.

"Dafür hat Thorben mein Pausenbrot in den Dreck geschmissen", antwortet Levi. Zwischen den Streithähnen steht Lilly und spricht mit ruhiger Stimme zu Thorben und Levi. Sie einigen sich darauf, sich nicht mehr zu beleidigen und den Kontrahenten ausreden zu lassen. Später schlagen beide Lösungen für den Streit vor. Langsam kommen die beiden aufeinander zu, erklimmen eine Stufe nach der anderen auf der Friedenstreppe und reichen sich schließlich die Hand. Die Schlichtung war erfolgreich, Levi muss einen neuen Ball für Thorben besorgen. Thorben lädt Levi dafür zum Mittagessen nach Hause ein.

Spielerisch mit selbst ausgedachten Streitereien proben 13 Kinder der dritten und vierten Klassen der Grundschule den Ernstfall. "Den Schülern macht besonders Spaß, sich Streitfälle auszudenken", sagt Argubi.

Zum heutigen "Tag der Freundlichkeit" sollen sich nicht nur die Streitschlichter, sondern alle Schüler damit befassen, wie Streit und Ärger vermieden werden kann. "So sollen sich zum Beispiel alle auf den Gängen höflich begrüßen", erläutert Schulleiterin Marita Siefke. "Wir wollen die eigentlich normalen Umgangsformen pflegen." Daher würden sich die Kinder mit guten Manieren und der Bedeutung eines gemeinsamen Essens beschäftigen.

"In einigen Klassen werden wir Schimpfwörter sammeln, die dann verbannt werden", sagt Sozialpädagogin Argubi. "Auch wird es darum gehen, kleine Gefälligkeiten zu schenken." Wie Gewalt entstehen kann, werde den Kindern anhand eines Films gezeigt, so Argubi. Die Sozialpädagogin meint, dass Mobbing durch die Leistungsgesellschaft befördert werde. "Schon die kleinen Schulkinder spüren den Druck, Leistung bringen zu müssen." Für diesen Druck werde ein Ventil gesucht. Argubi: "Das liegt daran, dass in den Familien häufig nicht ausreichend über Probleme gesprochen wird."