Betreiber des Bargteheider Cinema Paradiso wird zum Kino Champion 2011 gekürt, will aber nur noch an vier Tagen die Woche Filme zeigen.

Bargteheide. Er ist der Kino-Champion 2011: Hans-Peter Jansen, der Betreiber des Bargteheider Cinema Paradiso. "Es ist eine Auszeichnung der Filmbranche, die man nur einmal im Leben bekommt. Das ist sozusagen der Ritterschlag", sagt Jansen, der den Preis vom Deutschen Verband der Filmverleiher vor 250 geladenen Gästen bei einem Festakt in Berlin entgegennahm. "Es war ein Gefühl, als wenn Weihnachen und Ostern auf einen Tag fallen würden", sagt der Kinomann, der sechs Lichtspielhäuser betreibt: das Elbe Kino, das Studio Kino, das Blankeneser Kino und die Koralle in Hamburg sowie in Schleswig-Holstein das Cinema Paradiso in Bargteheide und das Astra Filmtheater in Plön.

"Es ist ein Preis für das Lebenswerk. Dafür, dass man sich nachhaltig dafür einsetzt, dass Kino überlebt. Deswegen möchte ich auch das Cinema Paradiso in die Zukunft führen", sagt Jansen. Die Zukunft sehe jedoch düster aus. "Die Besucherzahlen sind stark zurückgegangen. Das liegt unter anderem daran, dass wir auf dem Lande schlechter mit neuen Filmen beliefert werden", sagt der Kino-Champion, der auch anderenorts kämpfen muss und schweren Herzens das Fama-Kino in Hamburg-Lurup Ende Dezember dicht machen wird - nach fast 20 Jahren.

In Bargteheide ist die Lage des Cinema Paradiso ebenfalls kritisch. "Ich tendiere dazu, das Kino ab 1. Januar nur noch an vier Tagen zu öffnen", sagt Jansen. An welchen Tagen er schließen wird, hat er noch nicht entschieden. "An den Wochenenden sicher nicht", sagt er, "denn das sind traditionell kinostarke Tage."

Rund 100 000 Euro kostet die Digitalisierung der Vorführtechnik. Und die müsse sein, solle das Bargteheider Kino auch in Zukunft eine Chance haben, sagt der Betreiber. Die Frage ist: Woher soll das Geld kommen? "Ich habe Gespräche mit dem Bürgermeister geführt, aber bis jetzt habe ich nichts Schriftliches", sagt Jansen. Er fordert von der Stadt, der das Kleine Theater mitsamt Kino gehört, eine finanzielle Unterstützung für den Umbau. "Auch in Bad Oldesloe ist die Lage schwierig. Wenn es das Cinema Paradiso schafft, wird es auf Dauer vermutlich das einzige in Stormarn sein", sagt Jansen.

"Ich sehe das alles ganz gelassen", sagt dagegen Bürgermeister Henning Görtz. "Im September hat es Gespräche mit Herrn Jansen gegeben. Und schon da haben wir klargemacht, dass die Stadt bereit ist, 20 000 Euro in den Umbau des Vorführraums zu investieren. Aber ich kann das nicht verordnen. Die Politik muss darüber befinden", sagt Görtz. Und das werde sie auch tun, bei den Haushaltsberatungen am 9. Dezember, wenn die Stadtverordneten das letzte Mal in diesem Jahr tagen. "Bis jetzt habe ich jedenfalls noch von keinem Kommunalpolitiker gehört, dass wir das Geld nicht für das Kino ausgeben sollten. Wir wollen alle ausnahmslos verhindern, dass Jansen das Kino zumachen muss. Wie gesagt, ich sehe das ganz gelassen", betont Görtz ein zweites Mal.

20 000 Euro könnten also von der Stadt kommen. Mit einem Zuschuss von 53 000 Euro ist aus der Filmförderung von Bund und Land zu rechnen. Görtz: "Und über die Lücke von 27 000 Euro müssen wir uns noch unterhalten. Aber auch dafür wird es eine Lösung geben." Denkbar wäre eine leichte Anhebung der Pacht. "In jedem Fall wird Jansen als Unternehmer auch Geld investieren müssen", sagt der Bürgermeister, der nicht gerade begeistert ist, dass die Auseinandersetzung über Dritte geführt wird. "Ich bevorzuge immer das direkte Gespräch", sagt er, fügt aber hinzu: "Dass Jansen den Preis bekommen hat, ist klasse." Der Preis gilt als Oscar der Filmbranche. "Ich bin stolz darauf, besonders auf die Laudatio", sagt Jansen.

Mychael Berg, der Verleihchef von 20th Century Fox, hatte die Rede gehalten und seine Anerkennung für Jansen so ausgedrückt: "In diesem elitären Publikum sitzt ein Punk mit Strubbelhaar. Über ihn bin ich zum Kino gekommen."

Der Mann mit dem Strubbelhaar kämpft aber nicht nur fürs Kino. Zusammen mit Tanja Wilke und Jutta Werner vom Beirat hat Jansen erreicht, dass das Schleswig-Holstein Musik Festival nächstes Jahr wieder ins Kleine Theater kommt. Das Festival wird unter dem Motto "China" stehen. "Wir haben uns in diesem Frühjahr äußerst intensiv um die Rückkehr des Festivals nach Bargteheide bemüht und freuen uns sehr, dass es klappt", sagt Jansen. Und auf noch etwas freut sich der Kino-Champion: Zum Bundesstart zeigt das Cinema Paradiso am 15. Dezember "RubbelDieKatz", den neuen Film von Detlev Buck mit Matthias Schweighöfer und Alexandra Maria Lara. Jansen: "Es ist toll, dass wir den Film auch hier bei uns in Bargteheide vorführen können."