Zwei Drittel der Marktbeschicker am Rathausplatz sind gegen einen Umzug in die Große Straße. Viele Ahrensburger sehen das anders.

Ahrensburg. Es sind nur etwa 300 Meter, zwei Minuten Fußweg: Doch aus Sicht vieler Marktbeschicker in Ahrensburg ist das ein nicht gangbarer Weg, der Umzug vom Rathausplatz an die Große Straße. Eine Umfrage der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts unter allen am Mittwoch anwesenden Händlern hat ergeben, dass eine große Mehrheit von ihnen dagegen ist.

Damit stellen sich die Händler gegen die Idee der Ahrensburgerin Ingeborg Schloh - selbst jahrzehntelang eine erfolgreiche "Marktfrau". Wie berichtet, hat Schloh angeregt, den alten Marktplatz auf dem Rathausplatz aufzugeben und künftig lieber als Parkplatz für die Marktkunden zu nutzen.

Rund zwei Drittel der Marktbeschicker wollen auf dem Rathausplatz bleiben

Doch 31 der 47 Befragten gaben als Antwort ein klares Nein an. Nur 13 Marktbeschicker konnten sich einen Umzug vorstellen, einige davon ausschließlich unter der Bedingung, dass die Stadt eben den Rathausplatz dann als Parkplatz für Kunden freigeben würde. Drei der befragten Händler hatten keine Meinung zu dem Thema.

Viele der Marktbeschicker fürchten offenbar, dass die Große Straße nicht die richtigen Voraussetzungen für einen Markt mit sich bringt. "Die nötige Infrastruktur ist dort einfach nicht gegeben", sagt Obst- und Gemüsehändler André Schachtschabel aus Lütjensee. Seit mehr als 50 Jahren arbeitet seine Familie auf dem Ahrensburger Markt. "Es fehlen Starkstromanschlüsse. Auch die Frischwasserversorgung für die Fischhändler würde so nicht mehr funktionieren. Der Umzug würde uns und der Verwaltung viele Probleme bereiten" Die Stadt müsse viel investieren. Schachtschabel: "Und bekanntlich hat Ahrensburg ja kein Geld." Er sei "absolut gegen einen Umzug".

Das jetzige Rundgangsystem auf dem Rathausplatz findet Schachtschabel gut. "Der Stil eines Straßenmarktes wäre dagegen unattraktiv. Die hinteren Standplätze hätten weitaus schlechtere Voraussetzungen als andere." Die Frage sei dann, wer entscheide, welcher Händler wo stehen dürfe? Die Stadt dürfe nicht vergessen: "Hier stehen Existenzen auf dem Spiel."

Der Hamburger Mehrdad Balow verkauft seit rund 18 Jahren mediterrane Spezialitäten auf dem Ahrensburger Markt. Auch er hält nichts von einem Umzug in die Große Straße. "Ich finde es schön hier. Der Platz ist zentral, sodass wir vor allem durch Nessler und auch das Rathaus viel Laufkundschaft gewinnen. Da wird eine breite Zielgruppe angesprochen." Auch funktioniere die Anfahrt mit den Marktwagen auf dem Rathausplatz besser als es in der Großen Straße möglich wäre.

Die Infrastruktur sei tatsächlich ein Problem, bestätigt auch der Ahrensburger Marktsprecher Sven Fümel, der mit seiner Frau Claudia einen Imbiss betreibt. "Wir waren zunächst für einen Umzug", sagt Fümel. Im März habe man dann aber einstimmig beschlossen, die Idee wieder zu verwerfen. "Die Verkehrs-Bedingungen in der Großen Straße sind nicht so gut wie hier. Außerdem gibt es im Laufe des Jahres mehrere Veranstaltungen in der Innenstadt, aufgrund derer der Markt ausfallen würde und die Händler große Verluste einstecken müssten."

Aber nicht alle Marktbeschicker wollen auf dem Rathausplatz bleiben. Er halte die Große Straße für den zentraleren Standort, sagt Reinhard Mieszner, der auf dem Markt Adventskränze und Tannengestecke verkauft. "Auf dem Rathausplatz könnten die Besucher dann parken. Die Parkplatzfrage bereitet uns zurzeit nämlich ziemlich große Probleme."

Das wäre auch ein Argument für die Ahrensburgerin Eva Beyrich, künftig in der Großen Straße einzukaufen. "Wenn der Rathausplatz dann zum Parken zur Verfügung stände, fände ich einen Umzug schön."

Das sei sogar eine zwingende Voraussetzung für den Umzug, findet Edeltraud Bernin. "Dann bin ich absolut für die Idee. Ich denke, dass würde mehr Kunden anziehen", sagt die Delingsdorferin. Dagegen meint Marktbesucherin Gabriele Weitschat, es reiche doch, wenn der Parkplatz die restliche Woche über geöffnet sei. "Ich finde den Markt wunderschön hier."

André Grigjanis aus Ahrensburg sagt: "Parken kann man auch in der Tiefgarage vom CCA. Ich komme immer etwas später zum Markt, dann ist die Garage nicht mehr so voll. Wenn man vorher bei Penny oder Sky einkauft, ist das Parken umsonst." Ob der Markt in der Großen Straße oder auf dem Rathausplatz steht, ist ihm deshalb egal.

Die Kunden wollen den Platz verschönert sehen - oder einen Umzug

Marlies Hirschfeld, die auf dem Markt Backwaren verkauft, würde sich über einen Umzug freuen. "Ich fände das toll. Die Umgebung in der Großen Straße ist viel schöner." Auch Hermine Teske aus Ahrensburg würde lieber in der Großen Straße einkaufen. "Ich bin grundsätzlich für die Idee. Die Große Straße ist grüner, mir gefällt die Atmosphäre dort einfach besser." Die Stadt solle sich ein Beispiel an anderen Orten mit Wochenmarkt nehmen. "In anderen Städten gibt es doch auch tolle Marktplätze mit schönen Brunnen."

Eine schönere Umgebung sei mindestens genauso gut auf dem Rathausplatz realisierbar, findet der Ahrensburger Dieter Zander. Sein Traum: Ein gusseiserner Pavillon - "wie in Frankreich", sagt er. Einen Umzug findet der Ahrensburger überhaupt nicht gut. "Darunter würde der Markt nur leiden", sagt Zander. "Ich denke, der Rathausplatz ist der ideale Ort für einen Markt."