Die Abfallwirtschaft Südholstein senkt die Entgelte im nächsten Jahr um bis zu 4,2 Prozent. Grund ist das veränderte Konsumverhalten.

Bad Oldesloe. Im dritten Jahr in Folge sinken in Stormarn die Preise für die Müllabfuhr. Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), die den Abtransport organisiert, will die Entgelte für Privathaushalte im kommenden Jahr um 2,2 bis 4,2 Prozent reduzieren. Gestern hat sich der Umweltausschuss des Kreises mit der neuen Entgeltordnung befasst. Die Sitzung begann nach Redaktionsschluss, eine breite Mehrheit für die Preisreduzierung gilt als wahrscheinlich.

Eine der wichtigsten Ursachen für den neuerlichen Preisabschlag ist nach Auskunft des AWSH-Geschäftsführers Dennis Kissel das geänderte Konsumverhalten der Stormarner. Das führt zu einem niedrigeren Brennwert des Restabfalls und damit zu sinkenden Verbrennungskosten. Der Müll wird in der MVA Stapelfeld verfeuert, und je geringer der Brennwert ist, desto geringer ist der Preis, den die Abfallwirtschaft Schleswig-Holstein dafür zahlen muss.

"Es wandern nicht mehr so viele Plastikverpackungen wie früher in den Restmüll", sagt Kissel. "Und diese energiehaltigen Abfälle sorgten bislang für einen hohen Brennwert." Auch beim Gewerbemüll ist diese Entwicklung zu beobachten, Energiehaltiges wird zunehmend recycelt. "Das ist ja auch sinnvoll", sagt Kissel. Ein zweiter Grund für die Entgeltreduzierung sind die Rücklagen, die die AWSH immer noch hat - und die im kommenden Jahr um gut 400 000 Euro abgebaut werden sollen.

Und das sind die neuen Preise für Leerung im vierwöchentlichen Rhythmus: Die 40-Liter-Restmülltonne wird ab Januar nur noch 3,19 Euro pro Monat kosten (statt 3,32 Euro), die 60-Liter-Tonne kostet 4,78 Euro (bisher 4,97 Euro), die 80-Liter-Tonne 6,33 Euro (bisher 6,59 Euro). 60 Liter Restmüll kosten bei zweiwöchentlicher Leerung nur noch 6,40 Euro statt 6,67 Euro, bei 80 Litern sind es 8,54 Euro statt 8,89 Euro. Dies sind Preisreduzierungen von 3,9 Prozent, bei den Behältern ab 770 Litern sind es sogar 4,2 Prozent. Auch die Biomüllentsorgung (zweiwöchentlicher Rhythmus) wird billiger. Alle Preise sinken um 2,2 Prozent.

Dabei hat es zuletzt durchaus Kostensteigerungen für die AWSH gegeben. Ein wichtiger Faktor ist der Dieselpreis, und der hat in den vergangenen Monaten ordentlich zugelegt. Auch die Personalkosten sind gestiegen. Die AWSH ist Mitglied des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Und der hat für 2011 mit der Gewerkschaft eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um zwei Prozent vereinbart. Der Tarifvertrag endet mit dem Jahr 2011, für 2012 steht also vermutlich eine weitere Erhöhung der Lohnkosten ins Haus.

Dennis Kissel geht dennoch davon aus, dass die Müllentgelte auch in den kommenden Jahren konstant bleiben werden. Zum einen wegen des vermutlich auch weiterhin eher sinkenden Brennwerts, zum anderen wegen möglicherweise sinkender Abfallmengen. Kissel hat da den biogenen Anteil im Blick. Trotz Biotonne werden immer noch viel zu viel kompostierbare Materialien in den Restmüll geworfen. Laut Kissel sind das rund 40 Prozent der Gesamtmenge. "Mit einer Werbekampagne könnte sich dieser Anteil reduzieren lassen", sagt der AWSH-Geschäftsführer.

Die spannende Frage ist: Um wie viel? Die Antwort ist wichtig, denn in den nächsten Jahren geht es um den größten Kostenfaktor bei der Restmüllentsorgung: der Preis für die Verbrennung. Der Vertrag mit der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld läuft Ende 2016 aus. Die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, gemeinsam Chefs bei der AWSH, haben ihre Verlängerungsoption nicht genutzt. Beide Kreise hoffen, in Zukunft von den geänderten Verhältnissen auf dem Müllmarkt profitieren zu können.

Immer mehr Abfall wird recycelt, zugleich wurden viele Verbrennungsanlagen gebaut. Müll wird knapp. Dem Nachbarkreis Lauenburg gelingt es schon nicht mehr, der MVA Stapelfeld die vertraglich festgeschriebene Menge zu liefern. Deshalb muss die AWSH für den Kreis Müll dazukaufen. Kissel hofft, neue Verträge mit einem deutlich niedrigeren Verbrennungspreis abschließen zu können. Aber wie viel Restmüll wird Stormarn ab 2017 zuverlässig liefern können? Der AWSH-Geschäftsführer muss nun zum Müllprognostiker werden.